Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2015 1 Mai

Eine volle Dröhnung für den Mai

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

 

Provincetown, Massachusetts


 

Es ist eine Freude, einen unbekannten Autor zu lesen, der mit seinem Debut in der, gewiss Konventionen folgenden, im besten Fall immer auch Konventionen sprengenden, Welt der Thriller, keinen schlichten, abgezockten Abklatsch bewährter Erfolgsrezepte feilbietet oder im Fahrwasser der einschlägigen Bestsellerlistenbewohner rumdümpelt. Allen Eskens ist eine solche Entdeckung.

Marginale Erlebnisse in der Thrillerwelt (keine Werbung, kein grosser Wirbel, nur der Enthusiasmus einer kleinen Leserschar) können genauso an- und aufregend sein („in the maps of one’s own brain“) wie die Geburtsstunden (-jahre?) eines ganzen Musikgenres, die sich im Falle von „Jump Up“ noch anno 1960 am amerikanischen Boogie-Woogie und Rhythm ’n’ Blues abarbeiteten, um allmählich, mit ein paar Rhythmusverschiebungen – und seltsamem Trommelgetön aus den Wäldern hinter Kingston, Jamaica – hübsch stolpernde Gestalten aus Ska und Reggae anzunehmen, zur eigenen vollkommenen Verblüffung. Da konnte man gleich eine ganze Religion hinzudichten – der Reggae war nicht zuletzt, als er noch in den Kinderschuhen steckte, von besonderer Faszination.

Warum erwachsen werden, fragten sich die Musiker damals, und tollkühnten nur so um die Wette: mit beschädigten Gerätschaften, primitiven Echomaschinen, entstanden Klassiker, Unerhörtes zwischen Kindermelodika und schwarzen Dub-Löchern. Erwachsen wurde man dennoch, zum Teil, und irgendwann natürlich auch durchschaubar. Warum also, noch mal gefragt, erwachsen werden? Dieser Frage geht in ihrer „philosophischen Ermutigung“, Susan Neuman nach, mit Platon und Kant und einigen definitorischen Anstrengungen im Gepäck. Lajla nimmt die Spur ihrer Gedanken auf.

Über The Mountain Goats und ihren Ausflug in die Welt des Wrestling wurde schon alles mögliche geschrieben. Und gerne wird diese Platte unterschätzt, weil das Thema so abwegig und nischenhaft erscheint. Herzzerreissend auf den Punkt („to the bone“) wie die Short Stories von Raymond Carver, lässt John Darnielle alte Helden der Kindheit neu aufleben, und folgt ihnen in jede dunkle Stunde. Alles ist Schein, aber die Regeln eines ungebrochenen Stolzes herrschen. Jeder Teenager (und jeder Erwachsene) braucht ein paar gute Verrückte aus alter Zeit, ergreifende und lang haltbare Abenteuergeschichten. Auch eine Ermutigung im philosophischen Sinne.

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