Manafonistas

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2015 17 Apr

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (91)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 5 Comments

Neu im Plattenschrank

Natürlich kam mit dem Veröffentlichungstermin die neue Andras-Schiff-Platte bei mir zuhause an und wurde sogleich aufgelegt. Michael hatte diese Hammerklavier-Aufnahme ja schon erwähnt, aber, was ich da jetzt über meine Elac-Boxen zu hören bekam, hat mich schon richtig zum Staunen gebracht. Ja, ich gebe es zu, es war sogar gewöhnungsbedürftig. Wir sind doch alle verdammt gefangen in unseren Steinway-, Bechstein-,Bösendorfer und Yamaha-Hörgewohnheiten, dachte ich. Andras Schiff hat diese Platte auf seinem Hammerfügel, der 1820 in Wien von Franz Brodmann gebaut wurde, eingespielt (schön, dass im Begleitheft Michael Ladenburger über das Instrument eine Menge Interessantes zu erzählen weiß). Und: der Meister spielt Franz Schubert, die Ungarische Melodie in h-Moll D 817, die Sonate in G-Dur D 894, Moments musicaux D 780, Allegretto in c-Moll D 915, Vier Impromtus D 935 und schließlich die Sonate in B-Dur D 960. Nach mehrmaligem Hören bin ich dabei die Schätze dieser Aufnahmen zu erahnen, eine wunderbare Platte. Schiff schreibt im Begleitheft: „Nicht alle werden meine Begeisterung teilen. Für manche Musikliebhaber klingt das Fortepiano fad, farblos und monoton. Sie meinen, mit einem modernen Flügel könne es keinesfalls mithalten, der Klang des Letzteren sei kräftiger, robuster, brillanter. Wer aber in die Klangwelt des Fortepianos genau hineinhört und heimlich lauschet, dem wird sich eine neue Dimension eröffnen. Wer weiß, vielleicht wird ja auch mancher von ihnen konvertieren?“

 

 

Und auch die zweite neue Platte, die ich hier erwähnen möchte, wird sicher zu meinen besten 20 Plattentiteln des Jahres 2015 gehören: Paolu Fresu (trumpet, Flugelhorn) und Daniele di Bonaventura (bandoneon) spielten im Duo das Album `In maggiore´ ein. Was für wunderschöne, ruhige, leise, zarte Klänge…
Die neue Veröffentlichung von Sufian Stevens `Carrie and Lowell´ begeistert mich ebenso wie die von Michael hier schon ausführlich vorgestellte neue Platte von The Mountaiun Goats `Beat the Camp´.
Ende März erschien `Lost and Found´ aus der Reihe Buena Vista Social Club, keine Überraschung, aber eine gute Platte mit Aufnahmen aus dem Jahr 1996, 1999 bis 2002 und neueren Liveaufnahmen.
Fast ein echter Fehlkauf: Matthew E.White: `Fresh Blood´. Mich hat eigentlich nur ein wirklich tolles Stück auf dieser Platte begeistert: `Rock & Roll is Cold´. Das ist eines jener Stücke, die man gerne hört, wenn es in den Urlaub geht oder zum Manfonisten-Treffen nach Sylt. Sicher wird es auch zahllose Anfragen geben, dieses Stück in die diversen Juke-Boxen aufzunehmen. Den Rest der CD gilt es vielleicht noch zu entdecken.
Die Gruppe Villayers haben mich allerdings mit ihrer Platte `Darling Arithmetic´ wirklich überrascht, SPEX schreibt dieses Album gehöre zur problematischsten aller musikhistorischen Kategorien: Es sei ein Trennungsalbum. Na, das erinnert mich doch an eine Diskussion hier…..Mir gefällt diese Platte jedenfalls sehr gut, ebenso, wie das neue Album der Unthanks `Mount the Air´.

 

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5 Comments

  1. Henning Bolte:

    Also mit Verlaub: hier wird eine durchaus wunderbare Sache doch ein bisschen zum achten Weltwunder hochstilisiert. Das Pianoforte findet in der Konzertpraxis ja durchaus Verwendung. Man muss nur mal hingehen. Wenn man z.B. Mozart auf dem Pianoforte präsentiert bekommt, hört man in dem Klangreichtum fast Streicher heraus. Und die Dynamik ist eben eine andere und hat etwas sehr Einnehmendes. Noch verblüffender ist, wenn man mal mit den Fingern über die Tasten geht. Das ist ein ganz anderes Gefühl als beim heutigen Piano. Viel leichter, delikater. Fast gleitendes Tupfen. Dessen gewahr werden ist schon etwas, klar. Und Schiff kann da noch was Besonderes draus machen. Aber es gibt eben mehr davon. Für den/ die jetzt so richtig angemacht ist. Und live ist es eben noch erstaunlicher.

    Die Musikgeschichte ist eben in wesentlichen Teilen eine Geschichte der Verstärkung, Amplification.

  2. Michael:

    So hab ich das beim Lesen nicht wahrgenommen. Das achte Weltwunder ist zweifelsfrei Beat The Champ von den Mountain Goats. Und keiner stilisiert hier das Hammerklavier hoch, es reicht doch der einfache Ausruf: „Hammer!“

  3. Michael Engelbrecht:

    Montag zur Einstimmung fürs erste Manatreffen, Gregs und Co, in der ARD, um 20.15 Unr: SYLT ODER RÜGEN?

  4. Henning Bolte:

    Na dann, Hammer (nicht behämmert)! Wobei das Instrument ja für uns alles andere als hämmerig und forte klingt.

  5. Michael Engelbrecht:

    Das Witzige an dem Mountain Goats-Album ist auch, dass da ein Sticker drauf gelandet ist, der darauf hinweist, dass dies ein Album über professionelles Wrestling sei. Was ja wohl die meisten abschrecken dürfte, die diese Formation nicht kennen.. John Darnielle beweist damit guten Humor. Normal wäre ein Sticker, der eine Besprechung zitiert, derzufolge sich in diesem abseitigen Thema universelle Wahrheiten spiegelten… „Beat the camp“ – ein wundervoller Verschreiber…


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