Amsterdam, Bimhuis, yesterday night
again
evocation of a musical compaction by (great) The Necks
Auch nach fast 30 Jahren (nächstes Jahr) sind Konzerte von The Necks ein (unvergessliches), immer wieder quasi jungfräuliches Ereignis der besonderen Art
In Germany werden The Necks allerdings recht wenig gebucht … . Warum wohl?
Am kommenden Mittwoch, 15. April, aber spielt die Gruppe im Kölner STADTGARTEN
©FoBo_HenningBolte
2015 11 Apr
The Necks again and again
von: Henning Bolte Filed under: Blog | TB | Tags: Amsterdam, The Necks | 20 Comments
20 Comments
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Martina Weber:
Es klingt so, als ob du eine Erklärung dafür hättest, warum The Necks nur wenige Auftritte in Deutschland haben, Henning. Das würde mich interessieren. Ich habe nämlich einige CDs dieser Gruppe und ich schätze die Musik sehr. Mir fallen gerade keine anderen CDs ein, die nur einen einzigen Track von ungefähr 60 Minuten Dauer haben.
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Henning Bolte:
Nein, Martina, habe ich nicht. Es ist nicht nur bei der jetzigen Tour so, sondern auch über die letzten Jahre hinweg. Ich habe keinen Anknüpfungspunkt, nicht mal ein Vermuten. Es ist nur auffällig und merkwürdig, zumal der Schlagzeuger der Necks, Tony Buck, doch seit Jahren in Berlin wohnt und arbeitet.
Die Musik der Necks ist eine Musik des Werdens, die am besten zu ihrem Recht kommt. Es ist der Raum und die psychophysische Erfahrung, die einen grossen Teil der Musik ausmacht. Die Gruppe spielt auch in jedem Raum anders und die Musik klingt dann ent- sprechend anders.Es wird ja nie reproduziert, sondern aus dem Moment heraus, ohne vorherige verbale Verständigung gespielt. 100% improvisiert also.
Hier eine Beschreibung ihres Konzerts im letzten Sommer in Ljubljana:
http://www.allaboutjazz.com/ljubljana-jazz-festival-2014-by-henning-bolte.php?&pg=6
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Michael Engelbrecht:
Wenn ich es irgendwie hinkriege, fahre ich nach Köln. Depends on other matter. Ich möche sie endlich live sehen. Ich habe viele ihrer Arbeiten, sie aber nie live gesehen. Immer von Punkt Null, das ist wohl ihr Ansatz. Umso erstaunlicher, dass sie somit nie eine ihrer Klassiker a la Drive By, neu inszenieren, oder kommt das vor?
The Necks sind bei Recommended Records, haben hier weder einen Musikfirmabonus noch sind sie Mainstream. Da schlafen halt einige. Seit Jahrzehnten.
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Michael Engelbrecht:
„Drive By” und so vieles mehr. Um einen alten Text von mir hier zu platzieren, gekürzt:
Mein Favorit unter den Musikkritikern aus den 70er Jahren, Richard Williams, hielt in seinem Buch “The Blue Moment” nur grosse Gefühle und feine Gedanken für The Necks bereit.
Ich liebe ihr letztes Album “Open” wie viele andere auch. Auf die Frage nach Einflüssen nennt Chris Abrahms Chopin, Ravel, Joe Zawinul und Miles Davis: “I think a record like In A Silent Way and Joe Zawinul´s organ playing have been influential … with the Necks I´ve often gone towards using a wah wah pedal … I´ve always been fascinated with that sound, and being able to sculpt the frequencies in that way …”
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Henning Bolte:
Man kann The Necks eben auch kaum live sehen in Deu’land. Das mit dem Label und Non-Mainstream gilt auch für andere Länder, wo sie sehr wohl frequent spielen. Irgendwie (keine Ahnung wie!) fehlt in Deu’land der Draht.
Hier in Amsterdam haben sie auf einem Minimal Music Festival gespielt, obwohl ihre Musik relativ wenig mit der gängigen Minimal Music zu tun hat. Entsprechend konsterniert verliessen auch einige der Besucher dieses Erwartungsmusters das Konzert. Es gibt halt eine ganze Reihe herrlich irreführender Etikettierungen und konzeptueller Haltegriffe. Macht nichts. Wahrscheinlich würde der Hinweis, dass es sich (u.a.) um stark asiatisch und australisch geprägte Musik handelt, die Leute eher verwirren. Da fehlt die Schublade. Wenn man sich Musik der beiden australischen Komponistinnen Liza Lim und Kate Moore anhört (Empfehlung!) wird das wahrscheinlich etwas klarer. Auch der philippinische Komponist José Maceda kann da eine Spur sein. Das sind Assoziationen. Und klar Einflüsse wie etwa Joseph Zawinul. Hauptsächlich geht es bei The Necks allerdings um das raumzeitliche Geschehen des Musikmachens, eine konsequent klangzentriertes Verfolgen dieses Prozesses. Da könnte man den reflektierenden Faden noch weiterspinnen, aber primär ist das Beiwohnen von Live-Auftritten, wo ES geschieht.
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Henning Bolte:
Soweit ich weiss, kommt Neuinszenieren von „Werken“ bei The Necks nicht vor. Wäre wahrscheinlich der potentielle Selbsttöter und würde ihre besondere Qualität gegenüber komponierten zeitgenössischen Werken beseitigen!
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Henning Bolte:
quoting myself …
„It may be said that every live performance of The Necks is a special experience, even if you have seen them before—or, perhaps, because of it. The trio had just arrived from Denmark, where it played the Roskilde festival, one of the largest European rock festivals. Roskilde had a special thing. The group opening for The Necks was a still older legendary group: The Rolling Stones.
When drummer Tony Buck, bassist Lloyd Swanton and pianist Chris Abrahams took their places onstage and started to play, there was no way at all to suspect or have any idea what would emerge—which sound waves and massive swaths would arise and spread through the space of the actual venue. It’s fascinating that such „huge“ effects came out of the interplay of three simple acoustic instruments. Still more fascinating was the difference of the actual played tones and the „bigger“ sounds that were perceptible and could be experienced. Apparently the cumulation resulted in a higher level of sound quality. The phenomenon may be widely known, but is something else to deliberately work with and work on in a consequential way, as the Necks‘ three musicians started to do. However its music may be labeled, it has some properties in common with Asian music, for instance Indonesian gamelan music. An essential part of the trio’s general approach is the way it gradually built up this bigger- than…-thing, the way it kept it enduring on that higher level and the way the group gradually let it come down again.
There were two things going on: one, a gentle de-automation of expectancy patterns; and two, strongly pulling in the listener to let him/her immerse in an increasing suction. The Necks have developed not only effective ways but enjoyable, deeply sensible means to accomplish this again every time. There are some recognizable devices and elements they make use of, but depending on a lot of circumstances it remains an open process every time the trio plays—and as such still unique up to these days. With an approach like this, each concert can be sensed to be different–depending on the interlocking of the musicians and the location—the space in the room. This Ljubljana concert had a quite gentle expansion, a strong and long hovering in the middle and a gentle downturn. It seemed dead easy and it left many speechless.“
HB, All About Jazz, Ljubljana Jazz festival 2014
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Michael Engelbrecht:
So dringen wir tiefer und tiefer ein in diese Necks-Welt. Es wäre schon naheliegend, Manfred Eicher würde sie mal zu einer Once-in-a-lifetime-Produktion nach Lugano einladen.
Das machte mehrfach Sinn, für alle Beteiligten… Kleine Empfehlung für ECM HQ: drei Tage Lugano, jeden Tag spielt das Trio ein langes Stück, maximal zwei Takes pro Tag. Für jeden Tag wird das eine oder andere Zusatzinstrument eingesetzt. So dass das Instrumentarium variiert. Henning und mich einladen. Nach drei Tagen sind drei Alben fertig, die liner notes verteilt, die Fotos geschossen.
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Michael Engelbrecht:
Side Effect: ich spiele das Stück SPIN BIRD, die erste, kristalline Version, aus der CD DANCES AND CANONS von Kate Moore und Saskia Langhoorn in der kommenden Radionacht Klanghorizonte am 18. April:)
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Martina Weber:
Tatsächlich gibt es keine Band, von der ich mehr Alben habe als von den Necks: zehn Stück. „Drive by“ ist auch mein Favorit. Vor einer Stunde habe ich „Silverwater“ aufgelegt und kann mich dieser Magie kaum entziehen. Eine weitere Empfehlung sei das Doppelalbum „mosquito, see through“.
Verwandt und doch ganz anders ist die Soloarbeit Tony Bucks „Solo live“ aus dem Jahr 1994, übrigens, Henning, in Amsterdam aufgenommen. Es sind 25 Tracks, sehr experimentell, sehr wild. Eine ganz andere Seite von Tony Buck. the very nervous system.
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Henning Bolte:
Das ist das Gute an Tony Buck, Martina. Er ist sehr vielfältig und immer integer. Das gilt auch für die beiden anderen Musiker. Die verschiedenen Seiten haben aber innerlich schon etwas miteinander zu tun.
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Henning Bolte:
Das ist das Gute an Tony Buck, Martina. Er ist sehr vielfältig und immer integer. Das gilt auch für die beiden anderen Musiker. Die verschiedenen Seiten haben aber innerlich schon etwas miteinander zu tun.
10 Alben von The Necks, wow, Respekt!
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Henning Bolte:
Für mich ist SENSITIVE SPOT das schönste Stück auf DANCES AND CANONS!
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Henning Bolte:
Was Lugano-Connection betrifft: ökonomisch so, aber … Angemessener wäre wahrscheinlich, The Necks an drei wohl gewählten verschiedenen Orten spielen zu lassen.
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Martina Weber:
Respekt – ich weiß nicht. Ich hätte mir einige Alben sparen können, ich finde nicht alle gleich gut. Ich bin auch schon wieder etwas weg von The Necks, hab sie länger nicht mehr gehört. Ich höre jetzt lieber Jon Hassell, Eivind Aarset und Robert Wyatt. Und gleich nachher Daniel Lanois, wobei Flesh And Machine aus allem, was ich von ihm kenne, herausragt.
„Sensitive Spot“ hätte ich gern online gehört, aber nicht gefunden.
Ja, und klar, Henning, haben die verschiedenen Seiten von Tony Buck miteinander zu tun. Als wären es verschiedene Persönlichkeitsanteile oder als hätte sich jemand in seiner Persönlichkeit verändert oder in eine andere Richtung entwickelt.
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Michael Engelbrecht:
Oder so: einmal das beliebte französiche Studio, wo Jon Hassell vor Jahren seine „Mond-Musik“ aufnahm, einmal im Rainbow mit Trennwänden und Kopfhörern, einmal in Lugano. Aber die Reisekosten…:)
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Henning Bolte:
haha, ja die Reisekosten und -zeit … Chris und Lloyd müssen ja auch noch aus Australien kommen …
Man sollte ganz spezifische Lokalitäten wählen, die auch für die drei eine Herausforderung sind. Anzufangen im Vigeland Mausoleum in Oslo, dann Piramida auf Spitsbergen und, naja, man kann ja ein bisschen phantasieren … ich denke an eine Lokalität im Regenwald.
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Michael Engelbrecht:
Ich glaube, es wird alles auf Lugano hinauslaufen, wechselndes Instrumentarium für jeden Set, und wenn wechselnde Orte, dann nur „Studios“ in Europa: Propstei St. Gerold, Lugano RSI, und La Buissonne. „The Necks at Pompeji“, das muss ja nicht sein, nachher „pinkfloydisieren“ sie noch. Schade, dass, letztlich, keine dieser konkreten Träumereien stattfinden wird. Genausowenig wird Sidsel je in Lugano auftauchen. Steht Punkt 11 noch in den Sternen, weisst du was? The Necks sind ja nicht unbezahlbar.
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Henning Bolte:
Punkt war in der letzten Woche in Prag und Bruno, die Kafka-Edition, und ist diese Woche in Paris beim Banlieue Bleu.
Ja, Träume dieser Art braucht’s. Und es ist richtig, The Necks sind qua Naturell nicht so pompeijisch! Verschiedene Spielplätze am selben Art tun’s auch. Ich würde mal sagen, dass das Auswechseln von Instrumenten das Prinzip der The Necks Musik untergräbt!
Punkt in K.sand steht noch in den Sternen, und The Necks sind nicht auf dem Wege dorthin.
The Necks sind eine vollkommen eigene Grösse, gehören zu keinem Verein. Sie sind nicht umhüllt von irgendeinem auratischen Leitnebel.
Und wenn sogar die Stones bei ihnen im Vorprogramm spielen …
Herrlich die Backstage-Geschichten dazu.Warten wir mal ab, was wird. Und wie das Konzert in Köln sich herausschält.
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Henning Bolte:
Worthwhile !!!
http://www.bbc.co.uk/programmes/b03h3p4s
The Necks at renowned Café Oto in London in November 2013 during London Jazz Festival LIVE broadcasting. Preceding: questions from the audience answered by the three musicians.
The question-answers-part starts after a 10 minutes introduction (with music by Medeski, Martin and Wood from Ronnie Scotts)
You can easily move forward in the bar to get to the start of the conversation with THE NECKS.