Mein alter guter Bekannter Hans Gumbel ist arbeitslos, hat also viel Zeit zum Lesen. Ein Büchernarr, er mag auch Comics, die ich nur sehr selten lese. Zu Weihnachten schenkt er mir aber immer eine „graphic novel“, die er manchmal doppelt kriegt, weil er sie unter einem völlig bekloppten Mittelalterpseudonym in einem oder mehreren „Fanzines“ bespricht. Subsubkultur. Von ihm habe ich mehr tolle Tipps bekommen als von irgendwelchen Stars der Kulturszene. Leider konnte ich ihn nie bewegen, hier zu schreiben. Er sagt: zu viele Musikverrückte, er hört nur Hörspiele und Natur. Ich sage, Hans, was Lesen angeht, ich bin ja nicht mehr 20, es kommt darauf an, möglichst wenig und dafür umso intensiver zu lesen, und nur die Bücher nach Seite 30 nicht in den Müll zu schmeissen, die einen vollkommen fesseln, durch ihre Geschichte, oder das Spiel mit „Erzählformen“. Zwei Bücher pro Monat, mein idealer Schnitt. Warum soll ich Rimbaud lesen? Habe ich einen an der Waffel? Der hat mich schon mit 16 gelangweilt, Genie hin, Genie her. Und ich kann auch nichts dafür, dass Patti Smith da voll drauf abgefahren ist. Immerhin hat es ihre Horses auf Trab gebracht. Nun ja, und deswegen schickt mir Hans Gumbel mittlerweile auch nur noch zu Ostern und Weihnachten Empfehlungen, und seine Auswahl ist so konzentriert, dass kein Bücherregal durch das halbe Abendland einsturzgefährdet ist. Hier seine Osterliste, und meine Güte, David Bowie, seine wirklich letzte gute Platte war Scary Monsters.
1) Jim Zubkavich / Steven Cummings: Wayward Volume 1: String Theory
2) William Mann: Tinseltown: Murder, Morphine, and Madness at the Dawn of Hollywood
3) Allen Eskens: The Life We Bury
4) Steffen Kopetzky: Risiko
5) Heinrich Steinfest: Das grüne Rollo