Es war die Zeit vor dem Internet. Aladin pilgerte stets zu den Informationsquellen hin, denn sie kamen in der Regel nicht zu ihm ins Haus. Gerne hörte er auch Radio, da war die Welt am Draht, im Äther. Oftmals freute er sich schon auf einen vielversprechenden Sendetermin, lange im Vorraus. Er entwickelte Rituale, die gaben dem Tag Struktur, denn oftmals herrschte Langeweile. Es begann mit ausgedehntem Frühstück, hernach auf der Konzertgitarre einen Rhythmus finden, etwas Magisches, das weitertrug: zur Arbeit hin, in die Bibliothek, zu Freunden auch, in die Natur und in die Stadt. Anstatt zu gehen, pflügte man den Asphalt durch und flog. Am Bahnhof lockten Zeitschriften mit visuellen und geistigen Sinnesfreuden. Aladin kaufte die Lettre International, stöberte in Feuilletons herum – besonders aber interessierten ihn die Hifi-Zeitschriften, genau gesagt: die Plattenkritiken und Neuerscheinungen. Eines dieser Journale brachte es auf den Punkt, bewertete jeweils nach Musik und Klang.
Daran muss Aladin jetzt denken, wenn er seinen neuen Kopfhörerverstärker geniesst. Eine neue Lust am Klangbild. Der Mensch lebt vom Kontrast. Man kennt das noch aus früheren Tagen: jedes neue Hifiteil ein Schritt nach vorne – jede Revolution in der Kette fortschreitender Hörerfahrungen setzt im Nu den Wunsch frei, die ganze Plattensammlung durchzuforsten, denn alles klingt jetzt so viel besser. Das war auch so beim ersten Mofa, ersten Auto, ersten Crossbike: ein paar Extrarunden drehen, wie im Rausch. Den Headfone-Amp, den nennt er Epikur. Das steht für Lustgewinn und für Genuss. Im Manipura-Chakra knistert Feuer, im Muladhara-Chakra brummt der Bass. Intensiv das Beste hören, konzentriert, besonnen. An die Musik Fragen richtend. Und richtig: Sphinx, der zweite Name dieses Wunderamps. Das Rätselhafte. Und wie heissen die Wunderteile, die er hört? Sie heissen Gefion, Bird Calls, Lathe of Heaven; sie heissen Double Windsor, Break Stuff und Imaginary Cities.