Manafonistas

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2015 15 März

Filmtipp: NORTE, HANGGANAN NG KASAYSAYAN

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | Comments off

 

 
 
 

Die Revolutionen seien alle vorbei, die einzig wirkliche Revolution sei sowieso die der Beatles: All you need is love. Das behaupten junge Jurastudenten am Anfang des Films, den ich gestern Abend gesehen habe. Vier Stunden lang.

 

Titel: Norte, das Ende der Geschichte,
Regie: Lav Diaz
Filmort: Noerdliche Philippinen
Filmjahr: 2013
Dauer: 250 Min.


 
Ein psychisch gestoerter, hochintelligenter Jurastudent begeht aus Ungerechtigkeitsgruenden und -gefuehlen einen Doppelmord und eine Vergewaltigung. Den Kopf dafuer muss ein Familienvater hinhalten, der deswegen zu Unrecht ins schlimmste Gefaengnis kommt. Seine Frau versucht sich und die Kinder mit Verkauf von Gemuese durchzubringen.

Ja, es ist ein Sozialdrama, alles hoert sich nach Kevin Coyne´s „The world is full of fools“ an und man geht aus dem langen Drama mit seinem zuletzt gesungenen Satz: “ But it doesn’t make me a bad person.“

Was fuer ein grosses Erzaehlkino da mit den erst gewechselten Worten unter Intellektuellen beginnt, Rudi Dutschke haengt am Treppenabsatz , Hannah Arendt wacht am Gelaender und Nietzsche wird verwirklicht. Es geht um die grossen Fragen: Gibt es Gerechtigkeit? Was ist die Wahrheit?

Schnell werden die harten Lebensbedingungen der Kinder klar, deren Eltern entweder ausgewandert sind und sie ohne Liebe zurueckliessen und der Kinder, deren Eltern ums Ueberleben ringen und ihnen alle Liebe der Welt zuteilkommen lassen. Dass man ganz nah an die kleinen Lebensbiografien rankommt, verdankt man der langen Einstellung und der ruhigen Kamerafuehrung. Manchmal lebt man geradezu in der Szene mit, es wird meist sehr wenig gesprochen, man fuehlt die Zeit, die Problematik, die Luft.

Und doch wird man durch den grellen Lichtwechsel regelrecht hinausgeworfen, ab in die neue Geschichte und dieses Mal in eine Aufnahme von einer Gefaengniszelle, die kaum surrealer sein kann. Da sitzt ein Affe neben einem Gefaengnisinsassen, da spielt einer Gitarre mit dem herzzerreissenden Liedtext: „Lieb mich, es schmerzt so sehr …“

Das ist grosses slow cinema. Aber keine Einladung, auf die Philippinen zu fahren.

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