Im Herbst letzten Jahres fand hier das große heitere (?) Parallellesen statt, es ging um den jüngsten Roman von Thomas Pynchon, Bleeding Edge. Anfangs beginnend zu fünft, hielten vier bis zum Schluss durch. Mit meiner Begeisterung für dieses Buch fühlte ich mich nicht immer, aber doch öfters, etwas allein, besonders am Schluss, als Thomas schrieb: „Stehe ich vor meinem Bücherregal, sehe ich dort auch einige Freunde, die mich schon jahrelang begleiten. Bleeding Edge ist kein Freund.“ Wolfram sah das Motiv, den Roman überhaupt bis zum Ende zu lesen, darin: „Man möchte nicht als Feigling dastehen, oder man möchte die anderen nicht mit dem dicken Buch allein lassen …“ – Letzteres bestätigt Olaf, wenn er schreibt: „Ohne das Parallellesen hätte ich den Roman irgendwann zur Seite gelegt und nicht wieder angefangen, doch hat sich das Lesen gelohnt.“ Und ergänzt: „Anstrengend, mit Lichtblicken“ würde dem Leseerlebnis nahe kommen.
Nun lese ich in der Süddeutschen-Zeitung ein Interview mit Paul Thomas Anderson, der sich mit seinem neuen Film Inherent Vice an die erste Verfilmung eines Pynchon-Romanes herangewagt hat. Was ihm bei der Lektüre der Romane von Thomas Pynchon wichtig ist, davon erzählt er seinem Interviewpartner Roland Huschke. Hier einige Kostproben: „Die Liste der Dinge, für die ich Pynchon liebe, ist lang. Seine generelle Art, die Welt zu sehen. Die Figuren, die Farben, die schlechten Witze. Einzelne Sätze fallen mir ein, die jedes Mal mein Herz schmelzen lassen … Pynchon bietet ein Meer an Inspiration, sodass jeder etwas anderes findet. Mir ist es zum Beispiel gleichgültig, wenn ich seinen Plots nicht folgen kann … Die narrative Plausibilität ist mir egal, so lange sich die Figuren emotional plausibel verhalten. Wenn es sich wahr anfühlt, kann ich unserem Helden in jede Ecke folgen … Sein Stil ist einzigartig, niemand kann so gut Informationen pflanzen, die an anderer Stelle Früchte tragen.“ Ja, das hat mich gefreut zu lesen, das kann ich alles unterschreiben. Nun bin ich natürlich auf den Film gespannt, Michael hat ihn ja in Paris zu schon gesehen.
P.S. Es gibt noch ganz andere wirklich gute Romane. Ein Autor, von dem ich auch wirklich jedes Buch lese: Stewart O´Nan, sein jüngster Roman Die Chance spielt nahe der Niagara Falls, Jan Reetze hat uns kürzlich ein Foto geschickt. Es geht um ein Ehepaar, das sich nach vielen Jahren zum Teil sehr schwieriger Zeiten, eine letzte Chance geben will, indem es sich an den Anfang der Ehe begibt, zu den Niagara Falls. Dieser Roman ist irgendwo auch das Buch zur Doku von Michael Moore: Kapitalismus – Eine Liebesgeschichte.