Manafonistas

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2015 19 Jan

Pyjamadays with Byung-Chul Han

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | Tags:  | 6 Comments

Roy Orbison singt schoene Lullabays. Besonders LEA kann eindudeln und in anmutige Gefilde leiten. Es ist immer noch moeglich, anspruchslose Literatur dabei zu lesen.

So dachte ich, als ich nach dem schmalen Baendchen von Byung-Chul Han griff: MUEDIGKEITSGESELLSCHAFT. Ich wurde hellwach, als ich zum Kapitel mit dem Titel „Die tiefe Langeweile“ kam. Dort las ich, dass Multitasking ein Regress sei. „Multitasking ist gerade bei den Tieren in der freien Wildbahn weit verbreitet.“ Ich machte meinen CD Player aus und las weiter: „Es ist eine Aufmerksamkeitstechnik, die unerlaesslich ist fuer das Ueberleben in der Wildnis. Ein Tier, das mit dem Fressen beschaeftigt ist, muss sich gleichzeitig anderen Aufgaben zuwenden. Es muss z.B. seine Fressfeinde von der Beute fernhalten …“

Der Philosoph Han spricht von dem Strukturwandel der Aufmerksamkeit. [S.27] Der Begriff hat mich sofort fasziniert, weil ich mich im Studium mit dem „Strukturwandel der Oeffentlichkeit“ von Habermas herumgequaelt habe. Heute lese ich in einem Artikel von Han in der FAS von gestern, dass Pegida die Oeffentlichkeit von dem Versagen der Politik ablenke. Sie sei kein politischer Diskurs, weil sie die Debatte verweigere. „Der politische Wille, einen oeffentlichen Raum, eine Gemeinschaft des Zuhoerens zu bilden, nimmt radikal ab. Die digitale Vernetzung beguenstigt diese negative Entwicklung … Der digitalen Kommunikation fehlt die Gegenwart des Anderen, die konstitutiv fuer den Dialog, fuer das Zuhoeren ist.“

Konkret heisst das fuer mich, was Uwe schon genannt hat: wenn ich mit auf Sylt sein koennte, wuerde ich ein HINZU von den Manafonistas bekommen. Dass Michael nach Sylt eingeladen hat, ist wirklich aussergewoehnlich fuer einen „Blogmaster“ :) Wir werden vorort anders erzaehlen als hier im Netz. Dunewhisper.

This entry was posted on Montag, 19. Januar 2015 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

6 Comments

  1. Jochen:

    Es freut mich immer, wenn jemand ebenfalls Byung Chul Han liest …

    „Sehnsucht nach dem Feind“ (sueddeutsche.de)

  2. Jan Reetze:

    Dann werde ich mir den Namen mal notieren. Das mit der Aufmerksamkeit geht aber eher auf Luhmann zurueck als auf Habermas, wenn ich es noch richtig erinnere (ist schon 1 Paar Tage her …). Und wenn Roy Orbison singt, kann ich nicht lesen. Da kann ich nur zuhoeren.

  3. Lajla Nizinski:

    Ja, lohnt sich. Joachim hat mich hier auf ihn aufmerksam gemacht. Der Begriff „Aufmerksamkeit“ bei Luhmann? Ist mir nicht bekannt. Roy Orbison ist durch das viele Hoeren von Black and whitenights ein Herzwurm von mir.

  4. Jan Reetze:

    Niklas Luhmann hat festgestellt, dass Aufmerksamkeit ein knappes Gut ist. Um wahrgenommen zu werden, müssen Themen deshalb einige von ihm als „Aufmerksamkeitsregeln“ bezeichnete Kriterien erfüllen, um zu einer Themenkarriere (die wiederum aus einer Anzahl bestimmter Phasen besteht) abheben zu können.

    Das wichtigste Stichwort in diesem Zusammenhang ist „Komplexitätsreduktion“. Das Ganze stammt aus seinem Buch „Politische Planung“ von 1971, aber er hat dieses Prinzip, wenn ich nicht ganz irre, auch in der „Realität der Massenmedien“ von 1996 nochmal aufbereitet. Und heute abend sehe ich mir die Black & White Night an.

    Danke für die Anregung!

  5. Lajla Nizinski:

    Danke Jan. Ich denke, Han will uns mit seiner Defintion von Aufmerksamkeit eher darauhiweisen, dass wir den Tieren immer ähnlicher werden – wir regredieren. Mir gefällt es, Han zu lesen, weil er so freundlich seine Thesen rüberbringt.

    „Virtueller Teddy“ kann ich gut nachempfinden, wenn nicht Adorno damit gemeint ist :)

  6. Jochen:

    Adorno war nie mein „Virtueller Teddy“ und Houellebecq ist mir wesensfremd.

    Han ist der aktuelle TopTeddy und Sibylle Berg die Alleroberste der virtuellen Lieblingsteddybärinnen … ;)


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