Manchmal geschehen komische Dinge: Versprecher, Sinnestäuschungen, Einbildungen, aus denen sich ein ein neuer Zusammenhang entwickelt, der viel mehr über die Wirklichkeit aussagt. Wie einst bei Max Ernst, der sich selbst sah als ein Zauberer kaum spürbarer Verrückungen. Es sind die kleinen Fehler, weniger das Perfekte und Überbelichtete, die dem Leben Poesie beimischen – nicht nur damals zu der Zeit, als wir noch Surrealisten waren. Gerade lese ich im Onlinespiegel (Spiegel, Spiegel auf dem Desktop …): „Ich bin die dauerhafte Bundeskanzlerin der Deutschen. Das schliesst alle, die hier leben, mit ein …“ Halt! Nochmal genauer hingeschaut: „Ich bin die Bundeskanzlerin aller Deutschen. Das schließt alle, die hier dauerhaft leben, mit ein, egal welchen Ursprungs und welcher Herkunft sie sind“, sagte Merkel. Gut gesprochen, Frau Kanzlerin! Und mit Geduld, Spucke und der Lücke, die der Teufel lässt – wirds auch noch was mit der Unsterblichkeit.
2015 12 Jan
Vorsicht, Satire! (Nous sommes Charlie)
von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags: Exsurrealisten | 7 Comments
7 Comments
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Uwe Meilchen:
Das verraeterische Wort „dauerhaft“ in den Ausfuehrungen unserer Bundeskanzlerin, es fiel mir sofort auf. So schafft „man“ ein Gemeinschaftsgefuehl und spricht sogleich eine Abgrenzung aus.
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Lajla Nizinski:
Dauerhaft fuer Hoeness.
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Uwe Meilchen:
Und Freiheit fuer Ecclestone — jaja, deutsche Rechtsprechung ! :-/
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Michael Engelbrecht:
Wer bringt eigentlich Blatter nach Den Haag?
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Lajla Nizinski:
Beckenbauer in seinem Mercedes.
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Michael Engelbrecht:
Und die Ethikkommission muss gar mit Narrenkappen vorgeführt werden.
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Lajla Nizinski:
Blatter will die zerstoerten Fussballstadien im Gazastreifen wieder aufbauen lassen. Nun, das freut mich. Genauso freut mich, wie heute in der SZ zu lesen ist, dass die Palaestinenser wieder eine Nationalmannschaft haben, die bei Weltcups dabeisein darf. Jetzt beim Asien-Cup. Und gleich verloren: 4:0 gegen Japan.
Als ich vor vielen Jahren palaestinensischen Studenten die bloede Pruefungsfrage stellen musste: „Gehen Sie gerne in ein Fussballstadium?“ erhielt ich die Antwort: „Wir haben keine Fussballstadien, wir spielen im Dreck.“
Jetzt sind aus diesen Dorfbolzern Fussballprofis geworden. Ah das ist so toll, weil man jetzt wieder ihre Nationalhymne hoeren kann: „Mein, Land, mein Land, meine Nation, die Nation der Ewigkeit …“ und weil sie jetzt auf hoechster unpolitischer Ebene wieder mitmischen. Ich wuensche ihnen im naechsten Spiel gegen Jordanien ein erstes Tor.