Gelungen, dieses Gleichgewicht, das immer auch ein Spannungsfeld ist, auf der tour-de-force des aktuellen Albums der Kasai Allstars, das nun, etwas verspätet, zu unserem „album of the month“ geworden ist. Alles begann mit Konono No. 1, dieser rhythmisch vertrackten Perkussionsmusik, die alles ins Klangpanorama schob, was an heimischem Trommelarsenal, beschädigten Klangkörpern, zur Hand war. Im Kongo zu leben, ist hart, die Zeiten mal dunkel, mal schwarz, irrsinnige Despoten, verrückte Stammeskriege. Der ganze fundamentalistische Irrsinn, der durch alle Welten zieht, feiert teuflische Urständ, überall: hierzulande, in der Ferne, alles verblendet, verpeilt, und dumm. Dumm ist gefährlich. Solche Musik wie die der Kasai Allstars bricht den Irrsinn, und sendet (die eigene Verstörung gleich mitliefernde) Trancerituale in andere Welten, und man versteht, wie viele „missing links“ es gibt zwischen javanischer Puppenspielmusik, amerikanischem Minimalismus, und kongolesischem Trommelrausch. Machen Sie nur keine Mode daraus, keinen Trend, keine In-Musik! „It’s a breathing, living organism.“ Und so freue mich mich auf einen anderen Brückenschlag, wenn in Kürze Terry Rileys „In C“ von afrikanischen Instrumenten in andere Klangreviere gelockt wird. In eine Ferne, wo wir uns an ersten Tagen, vor Ort, womöglich bangen Herzens bewegen würden. Egal, wie vertraut uns Kora und Co. mittlerweile wären … gibt es afrikanische Paukenschläge? Wie schön, wenn an die Stelle des Wissens das Erschrecken tritt, und die die Frage, ob man träumt oder wach ist, die erste ist, die sich aufdrängt.
2015 7 Jan
Die Balance von Field-Recordings und Post-Production
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off