Gestern war Ballett am Rhein. b.17 heisst das Stueck von Martin Schlaepfer, einem Appenzeller Bub, der eigentlich Biobauer werden wollte und nu is er Chefchoreograph an der Oper in Duesseldorf. Schlaepfer ist phaenomenal. Er choreographierte die Queen of the spoken Word: ANNE CLARK.
Auf ihrem The Law is an Anagram of the Wealth bringt sie den Weltschmerz von Friedrich Rueckert: „Mein Leben ist mir abhanden gekommen.“ Nun, mir meins nicht, bin munter, wenn ich an das wunderbare Konzert von RICKIE LEE JONES in L.A. 1980 denke. Ich hatte die allerletzte Eintrittskarte ergattert, sass in der ersten Reihe und hoerte der zarten Losangelina zu.
Aber zurueck zu dem Choreographen. Ausser Rickie und Anne hat er auch MARIANNE FAITHFULL mit „City of Quartz“ und – wer weint da jetzt? – „The last sleep of the Virgin“ von JOHN TAVENER, dem britischen Komponisten,gespielt auf der Beerdigung von Diana, choreographiert. Und jetzt aktuell GUSTAV MAHLER, die 7. Sinfonie in dem Tanzstueck von gestern Abend.
Die Taenzer kamen aus schwarzen Loechern auf die Buehne. Vollkommen ermattet, gekruemmt und wankend, wie die Boatpeople, die mit letzter Kraft das rettende Ufer erreichen. Die musikalisch duester gehaltene Einleitung wird im Lied der Nacht nicht viel heller, Herdenglocken erinnern ans Irdische, Gitarre und Mandoline versuchen neben den vielen Streichern etwas an Zaertlichkeit hineinzusaiten, es gelingt nicht. Obwohl es Mahler so gewollt hatte.
Auch sein euphorischer Finalsatz ist schwer be/greifbar, das Tanzgerangel zwischen den Geschlechtern ist eher gewalttaetig als erhebend. Wieso das juedisch Unterdrueckte immer mit langen Maenteln und Stiefeln dargestellt werden muss, ist mir zu klischeehaft. Ueberhaupt war es nicht verkehrt, ab und an die Augen zu schliessen und auf die wunderbare von ganz weit herkommende Musik zu lauschen und davon geruehrt zu sein.
Hoffentlich bleibt Martin Schlaepfer noch lange am Rhein. Vielleicht choreographiert er einmal THE KINKS: „Don’t forget to dance.“ Das waere sympathisch.