Weihnachten mit Robert Wyatt
Weihnachten ist Wyatt-Zeit, Musik und Texte seiner Kompositionen passen so gut zum Fest, dass man sich einen der Weihnachtsabende für einen Besuch von Robert Wyatt vorbehalten sollte. Idealerweise verfügt man dafür über einige der wichtigsten Schallplatten und CDs des Meisters, ganz gut wäre es auch, wenn die Biographie über R.Wyatt von Marcus O´Dair, Different Every Time, auf dem Gabentisch gelegen hätte, dann eine gute Flasche Rotwein und, um den Abend würdig abzuschließen, vielleicht noch ein Fläschchen Lagavulin.
Um den Abend vernünftig vorzubereiten, habe ich eine Auswahl aus den Veröffentlichungen Roberts Wyatts getroffen und mich dann auch für einzelne Titel der jeweiligen Werke entschieden. Ich gehe chronologisch vor, beginne mit „Moon In June“ , von Robert Wyatt und Soft Machine, allerdings wähle ich die Version, die auf der im November 2014 erschienen Doppel-CD Different Every Time enthalten ist. Diese Veröffentlichung stellt quasi die CD zum Buch, der oben genannten Biographie, dar, eine wunderbare Werkschau, mit auch für mich einigen Überraschungen und ungehörten Stücken.
1970 erschien The End of an Ear, von dieser Platte höre ich „To Carla, Marsha and Caroline“, um dann einen ersten Weihnachtsabend-Höhepunkt mit Rock Bottom aus dem Jahre 1974 zu erleben, einer von vier Wyatt-Platten, denen ich die Auszeichnung *****+ geben würde (eigentlich gibt es nur fünf Sterne, aber für die herausragendste Musik eben noch ein + obendrauf). Da der Wyatt-Weihnachtsabend auch zeitlich begrenzt ist, muss ich mich entscheiden und wähle „Sea Song“ und „Little Red Robin Hood Hit the Road“.-
Schon ein Jahr später – die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Wyatt-Veröffentlichungen sollten später viel größer werden – erschien Ruth Is Stranger Than Richard, von dieser Platte lege ich „Solar Flares“ auf.
Mit der 1982 veröffentlichten Platte Nothing Can Stop Us geht es mir wie mit Rock Bottom, eigentlich möchte ich wiederum die ganze CD hören, beschränke mich aber auf „Born again Cretin“, „At Last I Am Free“, „Red Flag“ und „Strange Fruit“.
1986 bracht Wyatt die zweite *****+Platte heraus, Old Rottenhat, unbedingt spielen: „Alliance“, „United States of Amnesia“, „East Timor“ und „P.L.A“. Spätestens jetzt weiß jeder, warum dieser Wyatt-abend zwingend sein muss!
Fünf Jahre später, 1991, erscheint die nächste *****+Platte – inzwischen war es auch so, dass jede neue Wyatt-Schallplatte meine Platte des Jahres wurde: Dondestan, ein Hammer von einer Platte. Ich lege die erste Seite auf, höre „Costa“ und „Sight of The Wind“, trenne mich von der A-Seite, lege die B-Seite auf und suche „Left und Man“, das zweite Stück dieser Seite.
1997 dann Shleep, einmal sei nun doch die Besetzung genannt: u.a. Philip Catherine, Phil Manzanera, Brian Eno, Evan Parker. Von dieser CD lege ich natürlich das Catherine-Stück „Nayram“ auf, das Wyatt „Maryan“ titelt, höre aber auch „Blues in Bob minor“.
Cuckooland erblickt 2003 das Licht der Welt, von dieser Platte hören wir: „Old Europe“, „Forest“, Beware“ und „Lullaby For Hamza“. 2007 veröffentlicht Wyatt Comicopera. Das Werk beginnt mit „Stay Tuned“, ein sehr schönes Stück, das ich mir allerdings denn doch in der Version von Anja Gabarek und Robert Wyatt anhören werde, das Stück findet sich dem Album Smiling & Waving, von Comicpera hören wir „Beautiful Peace“ und „Be Serious“.
Der Abend neigt sich dem Ende zu, ein weiterer Höhepunkt naht mit der Platte …for the ghosts within aus dem Jahre 2010, das ist nun die letzte *****+Platte von Robert Wyatt. Ich lege auf: „Lullaby For Irena“, „Where Are They Now“, „Lush Life“, „In A Sentimental Mood“ und mit „What A Wonderful World“ verabschiedet sich Robert Wyatt.
Robert Wyatt gehört zweifellos zu meinen wichtigsten Musikern, neben Paul Bley und Olivier Messiaen.
Schöne Weihnachten!