Die Vermieterin sagte, früher sei da ein Chinese gewesen. Die Sofas im Art-Café wurden aus ausrangierten Badewannen hergerichtet, die Flächen der Tische liegen auf Wäschetrommeln, ebenso die Hocker, und an den Seiten der Fenster wurden zwei Vogelkäfige angebracht, sie werden nach undurchschaubaren Regeln beleuchtet, mal blau, mal grün, mal lilafarben. Es befinden sich mehrere Figuren darin, nicht gleich erkennbar, aus Metall oder aus Holz. Im Unterschied zum Bikers´ Café mit seinen schwarz gekleideten weit gereisten Jungs treffen sich hier die Kroaten, zum Bier oder Kaffee, oder diversen Drinks aus den Flaschen einer bunt illuminierten Wand, mehr scheint es nicht zu geben. Die Musik ist recht laut, aber leicht konsumierbar, je nach Bedienung Elektro und etwas Rock, nichts, was ich kenne, nichts, was ich zwei Mal hören würde. Schon seit Monaten lese ich in einem Band von Jürgen Ploog, „Unterwegssein ist alles – Tagebuch Berlin – New York“. Energiefelder, bewusstseinsverändernde Reisen. „Ich suche sie nicht, um sie zu finden, sondern um das Geheimnis zu ergründen, das uns zusammen-, aber nicht weitergebracht hat. Wohin führen Begegnungen? Sie ergänzen das Bild, das man von sich hat. Sie bereichern & erweitern es. Das ist der Grund, warum eine Beziehung als angenehm & lustvoll empfunden wird. Erweiterung des Selbstbilds.“
2014 1 Nov