Jetzt hat er es öffentlich verkündigt, nach „50 Jahren im Sattel“ sei Schluss. Jüngst hat er sich den Fuss gebrochen, und weitere gesundheitliche Probleme (auch seiner Lebensgefährtin Alfie) haben diesen Entschluss bekräftigt. Für mich war Robert Wyatt seit meinen Teenagerjahren („Moon In June“) ein Begleiter, ich habe seinen seltsam-feinen Gesang voller Politik, Surrealismen und existenziellem Stoff genauso geliebt wie viele seiner Arrangements: man konnte leicht heraushören, dass da stets der Jazz in ihm zirkulierte, wenn er seinen Liedern besondere Gewänder verpasste: an allen Moden vorbei, hat er das Kunststück fertig gebracht, das Politische und das Private ohne jede Aufgesetztheit zu verbinden: er hat immer Partei für die Opfer ergriffen. Er hat sich durch Traumwelten bewegt, deren Schrecken ganz real war. Als Einstieg kann es nie ein Fehler sein, mit ROCK BOTTOM zu beginnen. Simple as that. In diesem Monat wird eine Biographie erscheinen und eine Compilation. Einmal hat er auf einer Platte, die auf Carla Bleys Label erschien, die Texte der Bildergeschichten von Edward Gorey gelesen. Mehr gelesen als gesungen, glaube ich. Ein Nebenwerk, aber voller beiläufigem Zauber. Und Terje Rypdal spielte Gitarre. Jedes meiner Interviews mit ihm war eine grosse Freude. Ein kluger und so bescheidener Mensch. We’re all living in „Cuckooland“. Und niemand sonst hat den alten, lang nicht mehr existierenden Jazzclubs des linken Seine-Ufers, ein so anrührendes Denkmal gesetzt. Es ist sehr traurig, nie mehr einen neuen Song von ihm hören zu können. Der Trost: dieses grosse, unerschöpfliche Reservoir von Liedern, die auf leisen Sohlen kommen und keinen Sättigungsgrad kennen. Da habe ich keine Wahl und werde in meiner nächsten „Radionacht Klanghorizonte“ in der Abteilung „Zeitreise“ ein Stück von ihm spielen, vielleicht „Team Spirit“. Und niemand anders als Robert Wyatt spielte das Klavier auf „Music For Airports“!
2014 30 Okt
Robert Wyatts Rückzug vom Musikmachen
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags: Robert Wyatt | 3 Comments
3 Comments
- Michael Engelbrecht:
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Michael Engelbrecht:
manafonistas.de/2014/08/15/ein-altes-telefonat-mit-robert-wyatt/
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Uwe Meilchen:
Ich bin ja erst sehr sehr spaet auf Robert Wyatt aufmerksam geworden; aber auch ich muss sagen: sehr schade und bedauerlich !
Ebenfalls „aufhoeren“ wird uebrigens auch das Hilliard Ensemble, dass mit „Transeamus“ gerade bei ECM ein letztes Album vorgelegt hat. Not everybody’s cup of tea – fuer mich aber doch sehr gut in den November und seinen stillen Momente passend….