Auf den Tremitischen Inseln, wo ich gerade bin, gibt es ein kleines Museum, das dem epochalen Radio und Lucio Dalla gewidmet ist. Er lebte hier, ein kitschiger Dalla Kult ist nicht zu übersehen.
Als ich mir ein Ticket für das Museum kaufen wollte, scherzte ich mit der Signora an der Kasse. Ich fragte sie, ob sie auch das Mikrofon zeigen würden, von dem Marconi in der allerersten Radiosendung behauptet hätte, man könne Jesus hören.
Ich hatte im Frühsommer im New Yorker etwa darüber gelesen.
Da wurde ein Harper aus Berkeley genannt, der in einer Radiosendung Mickey Hart von den Grateful Dead sagen hörte, dass man Musik präservieren muss, bevor sie verloren geht.
Harper hatte kurz davor ein Malheur mit einem Kollegen erlebt, der seine neue Schellackplatte (Whispering von Les Pauls) hat fallen lassen. Sie zersplitterte.
Harper fing an, einer Maschine zu basteln, die durch Scannen den Sound präservieren kann. Er war erfolgreich.
Wie die im Einzelnen funktioniert, weiß ich nicht mehr. Wenn sich jd dafür interessiert, guck ich gerne nach in welchem New Yorker das stand.
Aber jetzt erst mal den Sommer verlängern. Café auf der Piazza Grande.
2014 12 Sep
Preserve me before I ‚m falling down
von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 11 Comments
11 Comments
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Michael Engelbrecht:
Ich habe gestern nicht nur das Wort „Nachbrennkraft“ zum ersten Mal in meinem Leben gehört, sondern auch nie zuvor von den „Tremitischen Inseln“. Jetzt habe ich nachgeschlagen:
„Die Tremiti-Inseln, italienisch Isole Tremiti sind eine Inselgruppe, die in der italienischen Adria im Bereich der Region Apulien liegt, 12 Seemeilen nördlich der Gargano-Halbinsel und 24 Seemeilen östlich der Küste vor Molise.“
Auf Italien hätte ich vom Wortklang ja kommen können, aber Pustekuchen: ich dachte an eine Inselgruppe im Pazifischen Ozean, oder an eine kleine Schar von Inseln nahe Neuseeland.
Italien, dachte ich, kann es nicht sein, davon hätte ich doch schon, als touristisches Ziel, irgendwann irgendwas vernommen. So ist der Name dieser Inselgruppe von nun an unvergesslich, auch weil dort seltsame Geschichten über ein Mikrofon verbreitet werden, von dem jemand behauptet habe, man könne damit Jesus hören. Wie kann einer sagen, man könne mit einem Mikrofon Jesus hören.
Weil es eine so grosse Reichweite hat, dass es bis ins Jenseits gelangt, und dort die feinsten Sounds, also auch die sanfte Stimme des Auferstandenen, z.B. beim Beten, hören könne?? Was für ein schöner Blödsinn!
Das muss wirklich tiefstes Italien sein, das klingt so irrsinnig, wie der Fakt, dass neulich bei einer Marienprozession einige Mafiosianhänger vor dem Haus eines Inhaftierten Obermafiosi anhielten, und die Figur sich vor dem Eingang verbeugen liessen.
Ich esse lieber Pizza in der Toskana, als auch nur einmal an einer solchen Prozession der Vollpfosten teilnehmen zu wollen, auch nicht als verdeckter Ermittler. Obwohl, bei der Vereiningung Opus Dei würde ich schon gerne investigativ werden, wenn mich jemand gut bezahlte. Das mit dem Mikrofon kann ich mir aber wirklich nur zusammenreimen!
Du machst da Urlaub, Lajla, oder bist du als Gastronomietesterin unterwegs, oder schreibst du einen Reiseführer?
Das mit dem Scannen habe ich auch nicht verstanden, aber die Geschichte ist so schön geschrieben, dass ich sie mindestens zweimal oder dreimal gelesen habe. Auch, weil mir darin vieles so rätselhaft vorkommt.
P.S.: Roger Waters war bestimmt schon mal dort, wahrscheinlich bevor Pink Floyd das Konzert in Pompeji aufführte und filmen liess.
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Jochen:
Neues Wort: Gastronomiemietetesterin.
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Martina Weber:
Die Trimitischen Inseln finden sich nicht einmal im Diercke Weltaltas, wo ich sie gerade aufsuchen wollte. Ich habe es gern optisch in der Geographie.
– Ah, jetzt habe ich den Atlas aufgeschlagen und die Inseln gefunden, sie laufen hier unter der Bezeichnung „Tremiti“ und liegen etwas oberhalb der geographischen Breite von Rom. –
Bist du auf aufgrund des Artikels im New Yorker dorthin gereist, Lajla?
Gelungene Zeitungsartikel haben mich schon öfter zu Reisen inspiriert. Als ich vor ein paar Jahren eine Woche in Helsinki verbrachte, wollte ich einfach mal im Auto raus aus der Stadt fahren, um ein Gefühl für das Land zu entwickeln, und da ich kurz vorher in der TAZ einen kleinen Beitrag über Uusikaupunki gelesen hatte, fuhr ich dorthin.
Uusikaupunki zeichnet sich durch die größte überdachte Eissporthalle Europas aus (eine Langlaufbahn, meine ich), und es gab dort ein Porscheherstellungswerk, falls ich mich richtig erinnere. Ich erinnere mich an ein paar Kieselsteine, an Durst und an irgend eine unbestimmte Ratlosigkeit. Und falls jemand denkt, in Finnland gäbe es nur gerade Straßen und Nadelwälder, ähem, ja, genau so war es. Ich bekam damals aber auch ein Gefühl dafür, warum Finnland immer bei den Siegern der Pisastudie ist: Die Menschen werden dort nämlich individuell geschätzt und gefördert. Und es ist alles sehr ruhig.
Lajla, was ich neulich noch ergänzen wollte: Du kannst Jürgen Ploog und Jörg Fauser nicht in einem Atemzug nennen. Fauser hält sich für intelligent, Ploog ist es.
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Lajla nizinski:
Das Wort „Tremoli“ bedeutet zittern, beben und das erklärt auch zum Teil mein Hiersein. Ich interessiere mich für Geomorphologie, hab’s auch in Freiburg studiert. Es gibt hier sehr schöne warmfarbige Formationen.
Was das Geheimnis um das Mikrofon betrifft: Marconi sendete die erste Radiosendung 1902. Er glaubte, dass man mit einem supersensitiven Mikrophon die Bergpredigt von Jesus hören könnte. Ehrlich gesagt, bin ich im Gebrauch vom Konjunktiv auch ins Schleudern gekommen.
Die Maschine von Carl Haber heißt „Irene“ (google).
Ja, Jochen, den Job würde ich gerne machen. Das Wort klingt schrecklich.
Bin mehr für „kurz und bündig“: SCHMECKEN. -
Martina Weber:
Dann kennst du bestimmt die „Geomorphologie in Stickworten“ aus der Reihe Hirths Stichwortbücher. Die hatten wir im Geographie-Leistungskurs. Ich habe die Bücher noch hier, weil es in der Geographie oft sehr poetische Wörter gibt.
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Michael Engelbrecht:
War Marconi Humorist, oder wurde er öfter psychiatrisch behandelt?
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Lajla nizinski:
Martina zu Finnland …………… jooo ………….. Highlight für mich war der Besuch im Atelier von Eva Ryynänen. Sie war Holzkünstlerin und lebte mit ihrem Mann in Karelien. Die beiden haben auf einem relativ großen Waldstück alles, wirklich alles selbst gemacht. Haus, Kirche, Café und natürlich die wunderschönen Holzskulpturen von ihr. Alles steht dem Besucher offen. Wohnhaus und die verschiedenen Ateliers. Eva Ryynänen wollte nie groß ausgestellt werden. Ich konnte auch leider keinen Katalog von ihr finden.
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Lajla nizinski:
Guglielmo Marcani war vielleicht ein Scherzkeks, aber er war sicher Radiopionier.
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Lajla nizinski:
Martina, noch kurz die restlichen Antworten:
auf die Tremiten stieß ich in einem alten Bild Atlas.
Die Namen der Wissenschaftler von meinen geomorphologischen Büchern weiß ich leider nicht.
Fauser oder Ploog intelligenter? Das weißt du besser.
Eine Frage an dich: mich hat deine „Dichter oder Verkäufer“ Geschichte so inspiriert, dass ich sie gerne weitergeschrieben hätte. Darf ich/ man so was?
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Martina Weber:
Ja, klar, schreib sie weiter. Ich fühle mich geehrt und freue mich darauf. Du kannst sie ja unter dem Betreff „Dichter oder Schuhverkäufer (2)“ als neuen Beitrag einstellen.
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Martina Weber:
Letztlich habe ich ja auch nur die One-Picture-Story des Exsurrealisten weitergeschrieben, Lajla :)
Schreiben wir nicht ohnehin nur ständig alles weiter?