Das ist eine Sprechmaschine. Nein nicht von Marcel Duchamp, auch nicht gemalt von Klapheck. Erfunden und gebaut hat sie Wolfgang von Kempelen [1734-1804]. Nein kein Schotte, er war Oesterreicher. Warum Schotte? Weil der Blasebalg mit dem aufschlagenden Rohrblatt die gleiche Funktion wie beim Dudelsack hat. Durch die 6 Oeffnungen, die fuer die Nasen stehen, stroemt die eingeschlagene Luft und erzeugt Laute. Bei von Kempelen hat es funktioniert. Er hatte tatsaechlich kinderaehnliche Laute herauszaubern koennen. Jean Paul ist das nicht gelungen. Ich habe das wunderschoene Stueck in einer Ausstellung anlaesslich seines 250. Geburtstags in Berlin entdeckt. Diese abgebildete Sprechmaschine stand inmitten vieler Briefe, Drucke, Buecher, Buesten … Ich verliebte mich sofort in dieses edle Teil. Ich beruehrte es und fotografierte es. Eine Waerterin kam feixend auf mich zu: „Nich beruehren, och nich fotografieren, loeschense dette.“ Ich schlenderte weiter durch diese nur in deutschen Museen zu findende Spezie. Ich beugte mich ueber einen Text unter dunklem Glas und erkannte „DIE REDE DES TOTEN CHRISTUS VOM WELTGEBAEUDE HERAB, DASS KEIN GOTT SEI.“ Ich kannte diesen Text, er steht im 2. Band der Gesamtausgabe Jean Paul. Genauer, er steht in dem Roman „SIEBENKAES“ im ersten Blumenstueck. Wie ging mir damals diese dichte dramatische Literatur zu Herzen. Ich war froh, sie wieder entdeckt zu haben. Beim Verlassen des Max Liebermann Hauses, wo diese schoene Ausstellung unter dem treffenden Titel „Dintenuniversum – Schreiben ist Wirklichkeit“ gezeigt wurde, traf ich noch einmal diese Waerterin. Sie glotzte mich stumm wie eine Sprechmaschine an. „Wie gut,“ dachte ich,“ dass man sie ausstellen kann.“ And then A DOOR OPENS AND CLOSES, nicht nur bei den SOFT MACHINE.
2 Comments
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Jan Reetze:
“DIE REDE DES TOTEN CHRISTUS VOM WELTGEBAEUDE HERAB, DASS KEIN GOTT SEI” – sehr adäquat vertont von Oskar Sala am Mixturtrautonium:
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lajla:
Danke! Die Rede geht mit Ton unterlegt noch mehr unter die Haut.