Das zweite Album des unternehmungsfreudigen Duos enthält weniger Songs, mehr Funk, mehr afrikanische Polyrhythmik, und genauso viel „Feuer unterm Londoner Studiodach“ wie der Vorgänger SOMEDAY WORLD. Sechs Tracks, die sich alle Zeit nehmen, ihre Ideen auszubreiten, ohne auch nur ansatzweise zu schnell durchschaubaren Jamsessions zu werden.
Die Reihenfolge dieser extrem vielfältigen Stücke ist perfekt, den Rahmen bilden zwei Songs: Enos dunkle Wortbilder gleiten auf „Return“ sanft über der hart gechlagenen Rhythmusgitarre. Und ganz am Ende beweist Eno auf „Cells & Bells“, wie verstörend und brilliant eine Melange aus Song und Ambient Music sein kann.
Zwischendurch (DBF, Moulded Life) gibt es eine britische Lesart von scharfem Funk, so ein Mittelding zwischen James Brown-Fragmenten, und dem schnörkellosen Power-Bass-Perkussions-Gewirbel, von dem die Talking Heads einst träumten, zur Zeit von „Fear of Music“ (Eno war damals der fünfte Mann derBand, und Jonathan Lethems tolles Buch über diesen Klassiker erscheint jetzt im Tropen-Verlag). Ist DBF womöglich ein Kürzel für “ David Byrne’s Funk“?
Bleiben noch zwei weitere Glanzstücke: „Lilac“ kreuzt einen geheimnisvoll kargen Text von Rick Holland mit einem interessanten Mix aus entspanntem Gesang und beunruhigenden Sounds, „Time To Be Wasted“ kommt daher wie ein fragmentierter Disco-Song, der mit dem entschlossenen Vorwärtsdrang von Steve Reichs Minimalismus kokettiert, ohne sich in Abstraktion zu verlieren. High Life eben! Und alles andere als ein biederes Werk in die Jahre gekommener Klangkünstler! Das alte Feuer brennt noch.