Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 9 Jun

Musical Objects I Really Love (1)

von: Markus Muench Filed under: Blog | TB | 4 Comments

 

 
 
 
My Father´s Tapes
 
Mein Vater war ein begeisterter Opernliebhaber. Ich kann mich noch gut erinnern, als Kleinkind dem endlosen Kreisen der Tonbandspulen zuzusehen, während aus dem Lautsprecher eine romantische Oper oder eine Beethoven Sinfonie erklang.
 
Das Tonbandgerät wurde auch für akustische Aufzeichnungen benutzt. Eine Spule zeugt von Familienfesten, dem Babygeschrei, den ersten Sprechversuchen meines Bruders …

Meist wurde das Gerät dann mit Batterie betrieben, weshalb große Geschwindigkeitsunterschiede und damit einhergehende Tonhöhenschwankungen keine Seltenheit waren.
 
 
 

 
 
 
Eine weitere Spule erhielt ich erst vor 18 Monaten von meinem Onkel. Sie musste Mitte der 60er Jahre mehrmals zwischen ihm und meinen Eltern hin und her geschickt worden sein. In das Mikrophon gesprochene Bestandsaufnahmen:

die neue Wohnung, die Einrichtung, der Job, Familienprobleme und neue Aufbrüche.

 

Was für ein (fast schon befremdlicher) Eindruck, die Stimmen seiner Eltern zu hören, als sie gerade 25 und 29 Jahre alt waren … jung, unerfahren, neugierig, noch nicht die große Erzieherrolle einnehmend …

Wie viele Fragen sich beim Zuhören ergeben. Unbekannte Situationen, Geschichten, Namen.
 
 
 

 

This entry was posted on Montag, 9. Juni 2014 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Diese Tonbandgeschichten (als mittlerweile historische Technologie) führen fast automatisch in die eigenen frühen Jahre, erste eigenen Aufzeichnungen, der „Schock“, die eigene Stimme so zu hören, wie andere sie wahrnehmen, Speicherungen erster Lieblingsmusiken etc. – allein die Fotos wecken Erinnerungen …

  2. Martina:

    Ich denke an den wunderbaren Einakter von Samuel Beckett „Krapp´s last tape“. Wir haben das Stück in der Schule gelesen, es war eines der Lieblingsstücke unseres Englischlehrers, in dessen Garten übrigens Schafe herumliefen. Faszinierende Zeitschleifen. Ein Tagebuch in gesprochener Form. Und irgendwann die interessantesten Stellen nachhören. Schweigen. Und wieder weiter sprechen. Schöne Fotos übrigens. Die Patina. Und mit einer Serie hast du auch gleich angefangen :)

  3. Markus Muench:

    @Martina:
    Ja „Krapp`s Last Tape“ ist auch eines meiner Lieblingsstücke von Beckett. Karge Bühne: Tisch, Lampe, Tonbandgerät und Banane in Schublade.

    @Michael:
    Tonbänder sind sinnlich.
    Ob in 50 Jahren jemand so über eine digitale Mp3 schreiben wird?
    ;-)

  4. Michael Engelbrecht:

    Genau, Tonbänder sind sinnlich, emotional geladen, Objekte zum Betrachten. Es ist witzig, auf einer Seite so ein altes Tonbandgerät neben einem Trinnov zu posten. Diese Maschhe ist so nüchtern. Sie produziert eine „Aura“, „Seele“, nur durch ihre Resultate. Deswegen sind Daniel Lanois-Produktionen auch so ein Trip durch die Jahrzehnte, enthält sein Studio doch neueste studio hardware und ältestes Gerät mit allen möglichen „analog vibes“.


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