This Guardian Film Show is some weeks old. Normally I don’t read or look at reviews before seeing a film, but this time it’s different. Peter Bradshaw sometimes loves movies I would leave after 15 minutes. Or it’s the other way round. I like to look, from time to time, at these shows after having been in one of the movies. Now, ladies and gentlemen, something that has never happened before: I really can’t wait to see each of these four movies, and I think every one of them will touch me quite deeply (though they are totally different from one another).
2014 25 Mai
Frank, Flying, Football, Fucking
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 6 Comments
6 Comments
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Michael Engelbrecht:
Ich werde hier meine kurzen Bemerkungen zu den vier Filmen im Laufe des Jahres posten. Die vier Überschriften dienen zur Orientierung …
FUCKING – 1. Film: THE CANYONS. Der lief schon hier in den Kinos, auf die anderen drei muss man wohl noch länger warten. Habe ich mir kurzerhand bei itunes runtergeladen. Endlich wieder ein exzellenter Film von Paul Schrader. Noir. Verstörend. Und spannend. So setzt man Filmmusik glänzend ein.
Die grösste Enttäuschung war vor Tagen der Nachfolgefilm des kanadischen Regisseurs D. Villeneuve, der mich mit seinem Thriller „Prisoners“ völlig überzeugt hatte. Jetzt eine verquaste, zäh inszenierte Doppelgängergeschichte, ENEMY, tiefenpsychologischer Blödsinn – das zielte wohl auf ganz grosse Kunst, hatte doch ein Nobelpreisträger die Vorlage geschrieben.
Aber dann sowas: hanebüchener, pseudokafkaesker Zähfluss! Ich warne vor diesem Film. Das Beste an dem Streifen war die Abspannmusik, ein alter Song der Walker Brothers, der alleine mehr Lebensenergie und Tiefe verströmte als dieses manieristische Machwerk. THE CANYONS dagegen: grosses abgefucktes Kino. Ganz sicher spaltet dieser Film auch die Kritik :)
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Martina:
Wie entscheidest du dich denn für oder gegen einen Film, wenn du es grundsätzlich ablehnst, Kritiken zu lesen, bevor du in einen Film gehst oder ihn irgendwo herunterlädst? Ist es das Kinoplakat, das Cover, der Trailer, die Musik, die Schauspieler, Regisseur, private Empfehlungen, das Thema? Oder – wahrscheinlich wieder – etwas ganz anderes?
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Michael Engelbrecht:
Ich liege meistens richtig – es geht so: ich kenne nun mal das Werk vieler Filmemacher. Ich lese Rezensionen so gut wie nie vorher, aber ich „husche“ über sie hinweg. Das heisst, für eine lange dreispaltige Filmkritik brauche ich etwa 20 Sekunden, weil ich nur bestimmte Wörter und Halbsätze registriere, nie aber Inhaltsangaben. Das ist ein Trick, den ich leider nie patentieren liess:) Villeneuve hatte einen gut bei mir wg. Prisoners, aber so ein blöder Film jetzt: Enemy. Desgleichen mache ich in der Regel einen Bogen um good feel-Filme, wo irgendwelche benachteiligten Gruppen durch originelle Eigenaktivitäten ihre Sache und viele Lacher auf die Reihe kriegen. Ich sah mit Freude (weil ich beim Überfliegen einen idiotischen Verriss so bescheuert fand) den Walter Mitty-Film. Ich empfehle also, nichts über FRANK zu lesen, und mir blind zu vertrauen. Grandios ist (in meiner Welt) die derzeit auf iTunes runterzuladende Serie Orphan Black – Season One. Es geht um Clone, Identitätswechsel, ständig wechseln Atmosphäre und Tonlage – raffinierter Genremix! Ich habe hier eine Rezension gepostet, über die och natürlich nur „gehuscht“ bin. Der Hammer ist „True Detective“.
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Michael Engelbrecht:
Und an dieser Stelle möchte ich auf einen hinreissenden Film aufmerksam machen, den es hier nie im Kino gab (Idioten und Raffgierige treffen da wohl die Entscheidungen), den ich mit meiner Strategie des Huschens entdeckt habe: MUD (jetzt auf DVD, BLURAY, Itunes) – wer Mark Twain liebt, darf diesen Film nicht verpassen:)
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Martina:
Ich denke, es wird dein Selbstbewusstsein nicht ruinieren: Die Methode des Drüberhuschen beim Lesen ist bereits patentiert und es gibt seit Jahrzehnten Seminare dazu. Diese Methode beruht auf der These, dass mindestens 90 Prozent eines Textes überflüssig sind und dass es beim Lesen nur darauf ankommt, die Schlüsselwörter eines Textes möglichst schnell zu erfassen. Gibt es jetzt nicht sogar in Textverarbeitungsprogrammen eine Funktion, mit deren Hilfe du deinen eigenen Text auf 5 Prozent kürzen kannst?
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Michael Engelbrecht:
Es gibt nichts Neues unter der Sonne:) ich finde, gerade Filmkritiker könnten dazu übergehen, ihre elaborierten Codes in eine fragmentierte poetische Wackelsprache zu verwandeln, dann würde ich sogar den vollständigen Text lesen. Ein wenig geschätzter Vertreter der Lokalzeitung hat diesem Machwerk Enemy eine Lobeshymne angedeihen lassen. Hätte ich das vorher gesehen, ein kurzes Huschen über seine künstliche Begeisterung hätte gereicht.
Ich kannte mal einen „Experten“, sogar Professor oder so, und filmisch sehr bewandert, wie es so schön heisst, der drückte mir mal seine Entgeisterung über diesen seiner Meinung nach unsäglich überschätzten Lynch-Film „Mulholland Drive“ aus, den ich wiederum für einen Meilenstein der Filmgeschichte halte. Jeder durfte seine Wahrheit für sich behalten.
Man begegnet im Felde der Kulturarbeiter so viel selbstverliebten Vollpfosten, die gerne austeilen, aber nichts einstecken können.
Folgender Dialog zwischen zwei Kulturarbeitern:
„Ich habe in meinem Leben stets darauf geachtet, so selten wie möglich Menschen wie dir zu begegnen.“
„Das verstehe ich gut, Alter. Aber wie schaffst du es, die ganzen Spiegel in deinem Haus permanent zu verhängen?“