Struwelpeter und der stets in die Luft guckende Hans, ferner die böse endenden Abenteuer von Max und Moritz: das jagte manchem Kind gehörigen Schrecken ein. Und dann dieses Lied von einem Eimer mit Loch, den der dumme Karlhenry nicht flicken konnte. Geschichten am Rande des Traumas. Später, in weit humorvollerer Zeit, kam mal wieder ein R4 nicht durch den TÜV und man bekam den Tipp: „Gut putzen und dann ab zum Schrott!“
Es gibt Dinge, die ich gerne tue, obwohl sie Anderen schwerfallen. Das Gehen über Brücken zählt dazu – es sind schon weit mehr als sieben – und das Aufräumen auch. Zur Hippiezeit wäre man nicht en vogue gewesen ob seiner Aufräumleidenschaft. Unvergesslich ist die Szene, als Tom Sawyer von seiner Tante dazu verdonnert wird, den Zaun zu streichen, und es ihm gelingt, Passanten diese vermeintlich unangenehme Sache so schmackhaft zu machen, dass sie das beglückt für ihn übernehmen.
So wundert es nicht, wenn eine Philosophieprofessorin namens Nicole Karafyllis, die dazu noch Biologin ist, ein Buch schreibt über das Putzen als Passion. Wie Nietzsche das Chaos, so scheint sie den Dreck zu lieben, kennt seine Zusammensetzung bis ins Mikroorganische hinein, kennt ferner die chemischen Wirkkräfte aller Putzmittel und weiss doch: am Anfang war die reine Kraft, das Schrubben, das Sichmühegeben – denn nur der Laie kompensiert mangelnde Ausdauer durch ein Zuviel an Chemikalien.
Das Putzen ist dem Pflegen (engl. maintainance) und dem Reparieren verwandt: will man beispielsweise seinen Toaster von der angesammelten Krümelmasse befreien, aus der sich ein ganzes Brot backen liesse, dann schraubt man ihn bei der Gelegenheit gleich mal auf und inspiziert das Innenleben. Kauft man ein gebrauchtes Fahrrad, will man es sogleich saubermachen. Doch dabei bleibt es nicht: es folgen die Einstellung der Gangschaltung, der Umbau des Vorbaus, das Wechseln der Reifen und Verlegen neuer Bremszüge …
Hier kommt noch einmal Robert M. Pirsig zum Zuge: In Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten beschreibt er den Gegensatz zwischen romantischer und klassischer Anschauung und dessen Auflösung im Begriff Qualität. Was kann es Sinnvolleres geben als die mittels Mechanik kalkulierende Bodenständigkeit des Homo Faber verbunden mit den ästhetischen Ekstasen des Schwärmers?