Manafonistas

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Manchmal sind Missverständnisse, Versprecher oder Hörfallen auch produktivitäts- oder gedächtnisfördernd, zum Beispiel wenn Wörter kombiniert werden, die in gewöhnlichen Dankbahnen so nicht zu finden sind. Wie kann der Titel einer CD „Filtered Through France“ heißen, fragte ich mich viele Jahre. Gianni Rodari hat daraus eine Methode zum Erzählen von Geschichten gemacht, nachzulesen in seinem Buch „Grammatik der Phantasie“. Ein altes Spiel. Schreiben Sie auf eine Seite eines Papiers ein Wort, drehen Sie das Papier um, reichen Sie es weiter, der nächste schreibt wieder ein Wort. Die Kombination von „Hund“ und „Katze“ ist langweilig. Wie wäre es aber mit „Hund“ und „Schrank“? Verbinden Sie die Wörter durch verschiedene Präpositionen. Machen Sie eine Liste (ich liebe Listen): Der Hund auf dem Schrank, der Hund im Schrank, der Schrank im Hund (hups, jetzt wird es interessant) etc. Dies wäre dann die Aufgabe von Person No. 3, wahlweise auch dem dritten Anteil des eigenen Ich. So beginnen Geschichten. Beim Blättern in alten Jazzthetikausgaben in der Bibliothek meines Vertrauens fiel mir dann die Anzeige auf, die auf ein Werk von Spunk hinwies: Filtered Through Friends. Es ist ungefähr 13 Jahre her, dass Michael den Track Nr. 5 (phonophani) in seiner Sendung gespielt hat. Das Stück befindet sich praktischerweise am Anfang einer meiner Audiokassetten und ich habe sie auf verschiedenen Autofahrten immer wieder zurückgespult. Die Anzeige in der Jazzthetik gab mir den nötigen Ruck. Ich wurde nicht enttäuscht. Rune Kristoffersen lotet verschiedene Felder von Elektronik und Noise mit wunderbarer Leichtigkeit und Experimentierfreude aus. Glücklicherweise wird dabei nur das Nötigste gesprochen. Meist geht es auf dem Album ruhig und entspannt zu. Manchmal dann doch eher Noise als Elektronik, aber es nervt nie. Am Ende, im letzten Stück, löst sich alles auf. Das Cover trifft die Stimmung ziemlich gut. Und auf die Idee der minimalistischen CD-Gestaltung muss man auch erstmal kommen.

 
 
 

 
 
 

 

This entry was posted on Donnerstag, 10. April 2014 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

3 Comments

  1. Martina:

    Ähm, in Zeile drei müsste es eigentlich „Denkbahnen“ heißen. Ich könnte es natürlich direkt im Text ändern, lasse es aber mal so drin. So ein neues Wort kann ich nicht gleich wieder rausnehmen. Vielleicht inspiriert es jemanden :)

  2. Uwe Meilchen:

    Spontan fallen mir auch Beispiele ein: der Song „D’yer Mak’er“ (= Jamaica) von LED ZEPPELIN und das Album „Hard Nose The Highway“ (= Heart Knows The Highway“) von VAN MORRISON. :-D

  3. Martina:

    Ja, die sind auch gut, Uwe :)


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