Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: März 2014

 

 
 
 

Music by Harold Budd, Ruben Garcia & John Foxx (Nighthawks) – a three-cd box, highly recommended by Ian McCartney and Marsen Jules, Roger Eno (Little Things Left Behind 1988-1998), Bill Callahan (Dream River In Dub), Polar Bear (In Each And Everyone), Frederic Mompou (Volodos Plays Mompou ), Janek Schaefer (Lay-By Lullaby), and the one and only Mahmoud Ahmed from the ancient times of Haile Selassie … it is possible that I will play Janek Schaefer‘ beautiful ambient  road music on April 12th. There is still no definitive playlist. Even Mompou might be dropped, sorry for that. Everything is happening live.

 

Das Musik hoeren, das Sich-Begeistern, das Erinnern, das Musik ausloest: ein weites Feld, und vieles waere zu sagen.

Jedes Wiederhoeren liebgewonnener Alben beeinhaltet gleichzeitig, den Moment oder die Momente vor sich zu sehen, als man diese Musik zum ersten Male hoerte – oder wieder gehoert hat. Seit dem ersten Hoeren ist Zeit vergangen; manchmal sehr viel Zeit. Der verstaendliche Wunsch ist: way back in time gehen – und wenn auch nur fuer zwei Seiten einer Vinylschallplatte.

Waren die Zeiten, an die man sich gerne erinnert, schoener? Nein, hier schuettele ich vehement den Kopf: sie waren nicht schoener, sie waren anders. Viele Menschen um einen waren noch da, und andere hatte man noch nicht aus den Augen verloren. – Das Leben, die Zeiten waren uebersichtlicher. Alben hatten eine laengere Haltbarkeitsdauer als heutzutage, wo spaetestens nach einem Vierteljahr bereits das Verramschen im nice price Segment einsetzt. Vom (zumeist digitalen) Ueberangebot, dem immer schriller werdenden Hype, der es einem fast unmoeglich macht, die Spreu vom Weizen zu trennen, ganz zu schweigen.

Das Treppengelaender der eigenen Erinnerung also nicht allzu fest umklammern, den Automatismus, der einen das vierzigste Album von einem Kuenstler kaufen laesst, weil man die anderen, neununddreissig Alben davor auch gekauft hat, auch mal vernachlaessigen? Nicht immer auf Nummer Sicher gehen, Alben anhoeren, die einem auch einmal harte Nuesse zu knacken mitgeben, Aufgaben stellen? Waere ja mal ein Vorsatz.

… und?, was ist eigentlich aus Art Lande geworden?, dachte ich so bei mir, als ich diese Abteilung aus meinem Plattenschrank herauszog und einen wunderbaren Abend mit der Musik dieses am 5.Februar 1947 in New York geborenen Pianisten verbrachte. In meiner Plattensammlung befinden sich von ihm Tonträger allerdings nur aus einem sehr begrenzten Zeitrahmen, gerade einmal seine auf Platten aufgenommene Musik aus den Jahren 1974 bis 1987, als da wären: 1974 – Red Lanta (ECM) Art Lande mit Jan Garbarek im Duo; 1976 Rubisa Patrol (ECM) mit Mark Isham, Bill Douglas, Glenn Cronkhite; 1977 Desert Marauders (ECM) mit Bill Douglass, Kurt Wortman und Mark Isham; 1981 Skylight (ECM) mit Dave Samuels und Paul McCandless und schließlich 1987 We Begin mit Mark Isham im Duo. Die beiden Duo-Platten, sowie Rubisa Patrol wurden von Jan Erik Kongshaug in Oslo, die übrigen LPs gleich hier um die Ecke, in Ludwigsburg von Martin Wieland aufgenommen. Das war richtig gute Musik, die man auch heute noch sehr, sehr gut hören kann. Aber, was war nach 1987?

 
 
 

 
 
 

Art Lande verlor ich vollkommen aus dem Blick. Nun, zum Glück pflegt der Pianist eine informative, eigene website, https://www.artlande.com/ . Und da erfährt man dann schon so einiges: zum Beispiel, dass der Meister sich ab den achtziger Jahren eher auf die Lehrtätigkeit konzentriete; dass er in Seattle, St.Gallen, Lausanne und Boulder (Colorado) unterrichtete und nebenher mit den verschiedensten Band zahllose Auftritte hatte. Auch findet man eine reichhaltige Discographie, die bis ins Jahr 2011 reicht. Einige CDs kann man aber wohl nur unter der Website des Meisters bestellen, andere sind immer noch im Handel oder werden sogar wieder neu aufgelegt.

 
 
 

 
 
 

Eine Auswahl:

 
Art Lande: Prayers, Germs and Obsessions im Duo mit Mark Miller (sax / flute) – 1994

Art Lande: Polar Opposites im Duo mit Dave Peterson – 2008

Art Lande & Boy Girl Band: Down the Corridor

Art Lande & Boy Girl Band: Drop Your Leotards

Art Lande mit Gebhard Ullmann, Chris Dahlgren: Die Blaue Nixe 2007

 

Im Jahr 2013 ging Art Lande mit der Gruppe Trio BAP – (Bruce, Art, Paul) Bruce Williamson, Art Lande, Paul McCandless auf Tournee, aktuell, im März 2014 ist Art Lande mit der Gruppe Trio JAB – (Johaness, Art, Bruce) Johaness Weidenmueller, Art Lande, Bruce Williamson unterwegs.

 

Andy Emler, Claude Tchamitchian, Eric Echampard – Sad And Beautiful
Aki Takase La Planete – Flying Soul
David Helbock’s RandomControl – Think of Two
Janek Schaefer – Lay-By Lullaby
John Hébert Trio – Floodstage
Kangding Ray – Solens Arc
Kassel Jaeger – Toxic Cosmopolitanism
Mary Halvorson, Michael Formanek, Tomas Fujiwara – Thumbscrew
Matt Christensen – Coma Gears
Michael Wollny Trio – Weltentraum
Timber Timbre – Hot Dreams
Xiu Xiu – Angel Guts Red Classro

WTF! What the fuck! Elton John ist für mich ein riesengrosser Popanz, ein Schnulzendrescher ohnegleichen, und bestimmt kein Musiker, von dem ich mir jemals noch einen Song anhören werde. Wenn Elton John der einzige Musiker auf Erden wäre, und Musik einfach ein anderer Name für Elton John wäre, dann fände ich ein Leben mit billigem Fusel unter Brücken würdevoller als die Tätigkeit eines Elton John-Plattenauflegers. „Death By Chocolate“. Einen ähnlich profanen Dreh von der „counter-culture“ zum massenverträglichen Megakitsch haben nur wenige hingekriegt, das wird auch durch das Duo mit Leon Russell nicht mehr gross gerade gerückt. Der, der mal Cat Stevens hiess, ist ein ähnlich peinlicher Fall, natürlich anders gelagert. Aber Uwe Meilchen und Kate Bush, zwei geschätzte Menschen auf diesem Planeten, verbindet mindestens ein Ding: sie halten zu Elton John. Uwe hat ja auch ein bisschen Recht, und Kate auch. Diese Neuauflage dieser alten Elton-John-Scheibe beweist, dass der Mann irgendwann mal was drauf hatte, von den Beatles ein paar gute Lektionen erhielt, und, in meiner, dreihundertjahre alten Erinnerung dieses eine hörenswerte Ding fabrizierte. Und Kates letztes Werk mit all den hinreissenden Wörtern für Schnee verkraftete den einmal auftretenden Sir Elton John relativ locker. Damit sei genug Respekt gezollt. Wer dieses alte, neu aufgelegte Werk nun wirklich für sein Glück braucht, möge es erwerben, auch mit diesen lächerlichen Coverversionen. Sweet Elton möge seinen Adelstitel mit Würde tragen, in der Hall of Fame ein neues Lied für irgendeinen Neugeborenen aus dem britischen Königshaus ersinnen, und wen immer auch zur Verzückung bringen. Farewell. FO!

2014 27 Mrz

Siebenundzwanzig Drei Vierzehn, II

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Vor vierzig (!!) Jahren veroeffentlichte Elton John sein „Goodbye Yellow Bridge Road“, damals auf Doppel-Vinyl. Die Songs auf dem Album ? Gassenhauer galore, wuerde ich einmal sagen; nur ganz wenige „Ausreisser“.

Nun werden von der Industrie solche runden Geburt immer gerne genutzt um im Archiv zu suchen, das Album um den Sammler interessierende Zuckerstueckchen zu ergaenzen. Im Falle der „Yellow Bridge Road“ ergaenzt man das Album um erstens eine CD mit einem unter Fans hinlaenglich bekannten Konzert aus dem Hammersmith Odeon. Dazu zweitens eine nicht ganz so bekannte Dokumentation ueber Elton John, Bernie Taupin und die Entstehung des Albums auf DVD sowie drittens einer CD mit Bonustracks und B-Seiten. Ach ja, und ein hundert seitiges Buch mit seltenen Photos, Liner Notes und Photos von Memorabilia.

Aergerlich allerdings, wenn fuer diese Jubilaeumsausgabe momentan angesagte (??) Kuenstler wie u.a. ED SHEERAN, FALL OUT BOY gebeten werden Songs vom „Yellow Bridge Road“ Album von covern. Man ahnt es : eine CD mit absolut vernachlaessigbaren Coverversionen ist dabei herausgekommen.

Die braucht niemand; aber – listig wie man bei der Planung der Box gewesen ist — um das Jubilaeumsalbum mit allen Zuckerstueckchen in Haenden zu halten muss der saure Apfel der Coverversionen mitgekauft werden.

Am kommenden Dienstag werde ich in Calais ankommen und ein Ticket für die Fähre lösen. Es wird dann schon einige Jahre her sein, dass Alex Woods an diesem Ort der grauen Hafenanlagen auftauchte, mit viel Marihuana und einer Urne voller Asche. Was ich auf meiner Reise erleben werde, wird hier zu lesen sein. Die Geschichte von Alex Woods – Sie würden diese Erzählstimme so leicht nicht vergessen – können Sie bereits nachlesen. Sie erzählt von einem jungen Aussenseiter, der von den Resten extraterrestrischen Gesteins getroffen wird, und sich dadurch eine Epilepsie einhandelt. Sie erzählt vom Leben und Sterben, und ganz viel von Kurt Vonnegut. Ein anrührendes Leseerlebnis für jung und alt und mittelalt. „The Universe vs. Alex Woods“ heisst das Buch im Original, die deutsche Übersetzung ist etwas plakativer: „Das unerhörte Leben des Alex Woods, oder warum das Universum keinen Plan hat“. Den Namen „Extence“ habe ich noch nie gehört, vielleicht ist das ein Künstlername, und Gavin heisst im realen Leben Existence. 

Das der heutigen ZEIT beiliegende Magazin ueber Maenner war fuer mich schnell durchgeblaettert. Kermit der Frosch (!) auf dem Titel, Headline darueber: Ueber sich selbst lachen ist maennlich. – Im Heft immerhin: Nick Hornby !
 
DIE ZEIT: Was wuerden Sie also einem 25-jaehrigem raten, dessen Freundin ihm sagt, er solle doch bitte weniger Fussball schauen oder Musik hoeren?
 
NICK HORNBY: Kuemmer‘ dich nicht drum. Hoer‘ noch mehr Musik ! Aber ich wuerde ihm auch sagen: Versuche, mehr wertzuschaetzen und zu lieben, was die Musik aussagt. Ihren Inhalt. Und verschwende nicht so viel Energie darauf, alle unterschiedlichen Aufnahmen desselben Stuecks zu bekommen. Ausserdem: Was ist denn der Unterschied zu Frauen, die eine halbe Stunde lang am Telefon miteinander reden und dann am Ende sagen: „Jetzt haben wir uns aber noch gar nicht richtig miteinander ausgetauscht.“ Das sagt meine Frau manchmal nach Telefonaten mit ihren Freundinnen. Wie verlieren uns doch alle oft in Details, statt uns mit dem grossen Ganzen zu befassen. Wenn es um etwas Emotionales geht, um Kommunikation, wird gesagt, dass das okay ist. Aber ist die Substanz der Kommunikation wirklich immer mehr wert, als Musik zu hoeren? Das bezweifle ich.

2014 26 Mrz

ist was, was ist

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Das Album hat zwar nur einen Track, aber es lassen sich darin sehr wohl einzelne Teile und Übergänge unterscheiden. Acht insgesamt, was aber weitere Unterteilungen nicht ausschliesst.

Das Stück beginnt mit leise schwingenden Pianosaiten, in die sich diffuse Obertöne mischen, was wiederum mit dem Klang von Gongs und Becken interagiert. Nach vier Minuten setzt ein unregelmäβig sich wiederholendes fragmentarisches Pianomotiv ein. Es klingt wie ein Anfang, der nicht kommen will mit dem Effekt, dass die dadurch genährte subbewusste Hörererwartung beiläufig in sich zusammenbricht. Womit Geist und Weg frei wären für reine Klanglichkeit und darin verborgene Melodiosität.

Persistente Tappen der Baβsaiten und Perkussion erzeugen sodann eine etwas unheimliche, drohende Atmosphäre. Das Ganze funktioniert allerdings nicht im Sinne herkömmlicher Klangmalerei. Es ähnelt vielmehr der Kulisse oder dem Ensemble realer Naturgeräusche mit ihren ganz eigenen Kadenzen, die sich bei intensivem Lauschen zu Stimmungen verdichten. Nach achtzehn Minuten taucht zum erstem Mal so etwas wie ein Ostinato auf, das durch Drumrolls unterstützt wird. Nach weiteren fünf Minuten entsteht daraus ein pastorales Ambiente. Der Pedalton splittert sich in einen spektralen Orgelton auf, der um die achtundzwanzigste Minute hinübergleitet in einen kreisenden Drone.

Hieraus entwickelt sich so etwas wie das Geräusch, der Klang eines Dust Devil, einer Windhose, das Geräusch, der Klang eines aufkommenden Zyklons und schliesslich der Klang einer anrollenden enormen ozeanischen Flutwelle. Es ist beeindruckend, wie dies aus der Klangkumulation dreier zusammenwirkender akustischer Instrumente entsteht.
Es wird immer deutlicher, dass das Ganze einer naturähnlichen Klanglogik folgt, wie man sie in der Geo- und Biophonie findet. Durch die Reibungen verschiedener Schichten entsteht ein Gesang, der sich über dem Ganzen erhebt. Zum Schluss breitet sich eine unbestimmte Landschaft aus mit einem immer langsamer werdenden, ersterbendem Puls. Überraschend taucht daraus auf einmal erneut das Anfangsmotiv auf, das sich zu einer fast choralhaften Stimmung verdichtet.

Die repetitiven Muster, die hier auftauchen, sind meistens ganz anderer Art als die aus gängigen Varianten von Minimal Music. Der im Zusammenhang mit der Musik der Necks häufig gebrauchte Vergleich mit Minimal Music hinkt einfach. Man könnte hier sogar fast besser von Maximal Music sprechen, weil der Einzelklang in seiner ganzen Dimensionalität (und Spektralität) maximal entfaltet wird und zum Tragen kommt.

2014 26 Mrz

war was, was war

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Ja, ein Versuch der Beschreibung der Musik, die The Necks machen, auf Tonträger aufgenommen. Und live. Von ihrem kürzlichen Auftritt im Bishopsgate Institute in London gibt es HIER einen Bericht.
 
 
 

 
 
 
Bei ihrem Amsterdamer Konzert im Bimhuis spielten The Necks zwei Sets mit Musik von deutlich unterschiedlichem Charakter.

Im ersten Set werden zunächst – ähnlich wie auf dem letzten Album – Wahrnehmungsfelder geöffnet, Wahrnehmung geschärft.
 
 
 

The Necks © FoBo – HBolte
 
 

Einerseits entsteht aus dem Zusammenfliessen der Instrumente ein Klangraum. Andererseits werden nach und nach in der entstehenden Tiefenschärfe faszinierende Details hörbar. Nach etwa zwölf Minuten hat sich der Klangraum nicht nur in voller Entfaltung aufgebaut.
 
 
 

Tony Buck © FoBo – HBolte
 
 

Man konnte meinen, es mit einer pulsierenden Wolke elektronischer Klänge zu tun zu haben, aus der sich wechselnde Gestalten herausdestillieren.

Es ist schwer zu fassen, dass dies tatsächlich einzig der stetigen Bearbeitung dieser drei akustischen Instrumente entspringt, von denen jedes seiner ganz eigenen stetigen Logik folgt und gleichzeitig die Folge tiefen Hineinhörens in den Klang auch der anderen ist.
 
 
 

Lloyd Swanton © FoBo – HBolte
 
 

Der erste Set bot zwei Stücke. Im Pianospiel des zweiten Stücks formten sich Wassercharakteristiken aus, während der Bass den Wind hören und das Schlagzeug die Wolken ziehen liess und sie zusammen diese Landschaft vor sich hertrieben.
 
 
 

Chris Abrahams © FoBo – HBolte
 
 

Der zweite Set hatte einen gänzlich anderen Charakter, ein ganz anderes Temperament. Es ging ruppiger und stossender zu, was nicht nur eine andere Bewegungsart beinhaltete, sondern auch ein andere Art der Wechselhaftigkeit. Das Wechselspiel von stetigem Fortfahren in der jeweilig eigenen Spur und aufeinander zuarbeiten, erreichte hier nicht dasselbe Level wie im ersten Set.
Die Stücke, das zeigte das Konzert deutlich, werden nicht vollständig aus dem Moment erschaffen. Es sind vielmehr gegebene Stückcharakteristiken, anhand derer aus dem Moment heraus das Stück immer wieder neu erschaffen wird.


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