„Ich kannte London noch nicht und liebte es schon.“ (Der erste Satz aus Ronald Rengs Buch „Gebrauchsanweisung für London“, der auch das faszinierenste Fussballbuch des letzten Jahres herausgebracht hat“. )
Heute war mal wieder kurz Sommer. Noch vier Tage bis London. Folgende Alben erstand ich im Kölner Plattenladen meines Vertrauens: eine Platte hat ein richtig beknacktes Cover, und enthält doch, stellenweise, reines Gold, ONE TRUTH heisst sie, stammt von Cedric Brooks & The Mystic Revelation of Rastafari. Cedric spielt in den Wäldern rings um Kingston Heftig-Schräges auf seinem Tenorsaxofon, und die Trommeln verrichten ihr Trancewerk. Und wenn wir schon bei den Mystikern der auch schon wieder älteren Neuzeit sind: I AM THE LAST OF ALL THE FIELD THAT FELL (A CHANNEL). An der Seite von David Tibet und seiner Formation Current 93 tauchen spielend auf: Ossian Brown (der alte Heide aus Grossbritannien), Nick Cave, Antony Hegarty, John Zorn und andere Spirits. Dazu passt, wiederum auf Vinyl, sorgsamst remastert, ein Klassiker aus den frühen Jahren der Elektronischen Musik, den ich noch nie gehört habe. Aber ich bin sicher: ich liebe die Platte schon jetzt, vor dem Knistern der ersten Rille: SILVER APPLES OF THE MOON, von Morton Subotnick. Und dann musste ich schmunzeln, als ich mir auf dem alten Technics-Dreher im Laden (Kleiner Griechenmarkt) die Platte INTERVAL SIGNALS anhörte, von dem mir bislang völlig unbekannten Ensemble Economique. Dahinter steckt ein Amerikaner, der ein grossartiges Nachglühen (aus einem vermutlich ururalten San Francisco) veranstaltet. Ein Meister der Flüchtigkeit, ein Hokuspokus-Verschwindidibus! Tatsächlich ist diese angeblich „ökonomische“ Musik herrlich verschwenderisch: „a seamless, cinematic tapestry of beauty, filled to the brim with cacophonous melodies, meditative auditory chants & hypnotic shambolic rhythms, which could probably briefly be classified as ambient / drone / psychedelic / shoegaze.“ Stimmt. So gut. 180 Gramm Vinyl. Das Cover: alles grau, der Blick geht aufs Meer. Die Farben müssen ja einem ja nicht gleich ins Gesicht springen, und spielen erst mal „verstecken“!