Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 26 Mrz

Sechsundzwanzig Drei Vierzehn

von: Uwe Meilchen Filed under: Blog | TB | 6 Comments

Dietmar Darth, von mir hochgeschaetzter Schriftsteller – sein Roman „Waffenwetter“ !! — schreibt regelmaessig fuer die „FAZ“. Seine Hymne auf Diana Ross, die heute ihren siebzigsten Geburtstag feiert …

Wahrlich, so muss man formulieren können !

Auszuege:

Wer heute den Sog aus jenseitiger Sehnsucht in diesseitiges Festhalten hört, der „Stop! In the Name of Love“ heißt, wer die jede leibesmögliche Erfüllung im vorläufigen Verzichtenmüssen vorwegnehmende schwere Süße von „You Can’t Hurry Love“ oder die sexy Ausgeschlafenheit von „Buttered Popcorn“ („Ah, and salty and gooey and sticky“) wiederfindet, muss wohl glauben, dass Menschen vor fünfzig Jahren aus denkendem Konfekt gemacht waren, statt, wie heute, aus Genetik und Sozialdressur.

(…)

So ließ sie nach Ausflügen in die Schauspielerei und Versuchen als Produzentin von Fernsehshows Ende der siebziger Jahre ihren Vertrag mit Motown auslaufen, um es sich im Amt der Diva nicht zu bequem zu machen – und meldete sich dann mit einem von den Disco-Funk-Genies Nile Rodgers und Bernard Edwards destillierten messerscharfen Blättchenschokosplitter namens „Upside Down“ zurück, der in nur zwei Songzeilen heiter-beiläufig das gesamte Spektrum ihrer Sängerinnenseele durchquerte: „Respectfully I say to thee I know that you’re cheatin’ when no one makes me feel like you do“ – die minneverzückte oder religiös entflammte Anrede „thee“ steht da direkt neben der lässig-straßensmarten Verkürzung des „cheating“ (mit, wie die Phonetik sagt, velar-nasalem Endkonsonanten) zu „cheatin‘’“ (mit alveolarem Endkonsonanten) – der Kontrast zwischen Göttin und Gör, den sie da ausspielt, als wäre er Kleingeld, sagt auch, dass sie sich einfach nimmt, was sie gebrauchen kann, dass sie also nicht etwa die ausführende Sängerin für Rodgers und Edwards ist, sondern diese beiden ihre Zulieferer sind.

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6 Comments

  1. Uwe Meilchen:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/pop/diana-ross-zum-siebzigsten-geburtstag-12860215.html

  2. Michael Engelbrecht:

    Ich habe eine Einladung bekommen zum Montreal Jazz Festival, wo auch Diana Ross auftritt. Sie zu erleben, und die Solo-Perfomance von Keith Jarrett, wären ein Grund, die Reise anzutreten, der Rest des Programms interessiert mich herzlich wenig. Natürlich ist Diana Ross eine grossartige Sängerin, aber mich hat die Musik nie umgehauen, bis auf den einen oder anderen Song. Jetzt bekäme das ganze eine zusätzliche Nostalgie-Perspektive. Aber wonach sollte ich mich selig zurück erinnern, gehörte die Lady doch gar nicht zu den Glücksbringerinnen meiner frühen Jahre. Und wegen Keith Jarrett allein brauche ich auch keinen Jetlag. Also habe ich abgesagt.

  3. Uwe Meilchen:

    Vor meinem geistigen Auge entsteht gerade ein Zugabenblock in dem die siebzigjaehrige Diana Ross von Keith Jarrett auf dem Klavier begleitet wird….

  4. Michael Engelbrecht:

    Vielleicht kann ich dich als meinen Vertreter losschicken!

  5. Jochen:

    Vor mir liegt Dietmar Dath´s Maschinenwinter. Auf dem Einband steht: „Die Menschen haben zugelassen, daß die Maschinen … zu Naturwesen werden, deren Früchte man nicht ernten kann, weil sie keine mehr hervorbringen; wie Pflanzen im Winter.“

  6. Michael Engelbrecht:

    Der Mann gehört euch. Ein Virtuose, ein Sprachzauberer, aber mich lässt er kalt. Ist definitiv nicht meins. Bei allem Sinn für Phanatstik, ich finde seine Sprache, wenn er zu Lobeshymnen auf Musiker ansetzt (ich las mal einen langen Text über Allison Krauss), einfach nur überkandidelt. Ich mag auch keine Bücher, die mich von der Story entfernen, wenn zuviel Sprachzauberei dareingedrechselt wird.


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