Stephen Price hat bekanntermassen einen Oscar bekommen für seinen „Gravity“-Soundtrack. Ich hätte ihm keinen verliehen, obwohl die Musik über weite Strecken in diesem „Weltraum-Kammerspiel“ sehr gut „funktioniert“. Aber eben nur über weite Strecken, was angesichts der hier bemessenen Räume ja schon fast wieder ein Kompliment ist. Der kleine, am Ende gewiss verzeihliche „faux pas“ dieses in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Filmes, ereignet sich genau da, am Ende, und wer den Film noch nicht gesehen hat, möge jetzt nicht weiterlesen: „spoiler“! Als Sandra Bullock wieder sicher zur Erde zurückgekehrt ist, und ihre Rettung das halbe „happy end“ sicherstellt, schiesst die Musik aus allen Rohren: der pure Bombast, die ausgelassene Euphorie. Statt hier eine leisere Tonart zu wählen, welche den erlittenen Verlust, die Erschöpfung etc. mitverarbeitet, also einen Raum der Zwischentöne und andere Blickwinkel öffnet (was Nino Rota so herrlich praktizierte bei Fellini), wird hier nur auf eine simple Verdopplung des Offensichtlichen gesetzt, und die Musik gängelt den Zuschauer in allzu berechenbarer Art. Genauso töricht wie die Schlussmusik von „127 Hours“. Einem ansonsten rundum überzeugenden Werk. Hollywood hat sich solch simpel gestrickte Schlussmusiken unendlich oft geleistet: der generell überschätzte Hans Zimmer liefert dafür genau so viele Beispiele wie „Ohrwurm“-Spezialist John Williams. Ich hätte den Oscar an Johann Johansson vergeben, der für den brillianten Thriller „Prisoners“ eine subtile Schattenmusik entwickelt, und selbst im atemraubenden Finale, Stille und Understatement praktiziert.
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Michael Engelbrecht:
Noch ein Filmtipp: im Mai erscheint endlich auch eine deutsch synchronisierte Fassung des Filmes „Mud“. Der Soundtrack ist durchweg gelungen, ohne spektakulär zu sein.