Der neue Stoff kommt aus Kalifornien. Schliesslich habe ich mir vor Jahren eine multiple Analgetika-Allergie eingefangen, was im Klartext heisst, dass ich im weiten Feld der Schmerzmittel nur Paracetamol und Morphium und seine Derivate vertrage. Da aber in meinem leicht unangenehmen Nierensteindesaster von 2012 Novalgin das Mittel der Wahl sein sollte, liess ich es mir, da dies als letztes noch nicht auf allergische Potentiale getestet war, verabreichen, der Brutalschmerz löste sich in Luft auf, leider verschwand ich selbst dabei auch fast von der Erdoberfläche. Das Asthma breitete sich in Minutenschnelle aus, und hochdosiertes Cortison konnte das Schlimmste verhindern. Jetzt habe ich einen Arzt gefunden, mit dem ich meine Möglichkeiten im Umgang mit Schmerzen (Desensibilisierung) erörtern werde. Da auch dem guten alten Marihuana in bestimmten Fällen schmerzlindernde Qualitäten zugeschrieben wird, lasse ich mir für den privaten Gebrauch bestes Gras aus den kalifornischen Bergen zusenden, natürlich nur für den therapeutischen Zweck. Ich rauche nicht, ich trinke nur selten etwas, und dann fast nur Rotwein von meiner Lieblingsranch aus New South Wales. Und gekifft habe ich auch nur ca. zehnmal in meinem Leben, ohne dass ich das je beeindruckend fand. Aber jetzt kommt ja auf verschlungenen Wegen, zu einer Berghütte im Sauerland (ich teile sie mit dem Club der unermüdlichen Spaziergänger) eine Lieferung der feinsten Art. Kein Duchschnittszeug, kein Wegschädler. Ich komme darauf, weil mich vor einer Woche ein kurzer Schmerz durchfuhr, unter der Dusche, die Quelle schien mein Hoden zu sein. Tatsächlich verspürte ich dann, wer spielt schon regelmässig mit seinen Eiern, dass mein rechtes grösser als mein linkes schien. Geschwollen! Mir fielen gleich zwei Menschen ein, die das Zeitliche mit Hodenkrebs gesegnet hatten, und ich war irritiert. Sofort recherchierte ich mit den noch klar agierenden Teilen meines Verstandes nach dem besten Urologen Deutschlands, und besorgte mir einen Eil- und Nottermin. Ganze Arbeit: der Mann vereinte alle Qualitäten, die einen guten Arzt ausmachen: Sachlichkeit, Empathie und Humor. Er ist zwar Schalke-Fan, aber wenn man ehrlich ist, gehört das zu den verzeihlichen Sünden. Auf jeden Fall bekam ich einen gründlichen Einblick in meine Ultraschallverhältnisse, und auch das professionelle Abtasten meines Hodens gab zu besten Hoffnungen Anlass. Eine hypochondrische Attacke? Womöglich. Ich bin übrigens tatsächlich der Meinung, dass nichts über einen klaren Geist geht, und dass einen Musik allein (ohne Drogen) an die aufregendsten Orte transportieren kann. Aber der klare Geist und ein natürlicher Rauschzustand (Euphorie, Meditation, Glückseligkeitsmomente, tiefes Gefühl der Verbundenheit mit ausgewählten, anderen Wesen) schliessen sich ja auch nicht aus. Also sitze ich jetzt auf meiner Hütte, habe meine Holzpfeife bekommen und genaue Anweisungen. Im ersten Traum nach meiner Bergankunft fuhr ich mit den Eagles durch einen verlasssenen Teil Arizonas. Zu diesen verrückten Bäumen, dort, wo sie nach einer durchwachten Nacht die Fotos zu einem berühmten Albumcover schossen. Einer aus der Band schlich um die Bäume und fiel in eine Mulde. Der Adler, der über ihm kreiste, schien grimmig zu frohlocken – Du, ein Adler? Vergiss es! Ich war nie sonderlich an dieser Band interessiert, doch hat die brilliante BluRay „The Story of the Eagles“ mir da ein Fenster geöffnet: eine schmerzhaft ehrliche Dokumentation von Höhenflügen und Abstürzen (wahlweise in die die Hölle oder die Mittelmässigkeit). Am ersten Tag nach meiner Ankunft hier (nicht weit von der Balver Höhle, wo früher ein berühmtes Jazzfestival war), legte ich an die zwanzig Kilometer zurück, bergrauf, bergrunter, mit etlichen Kunstpausen. In einer Talsenke hörte ich einen Menschen brüllen. er beschimpfte einen Hund ohne Unterlass, der auf seinen Pfoten hockte und nur hilflos auf den Mann starrte. Der Typ (der, wie bald klar wurde, den Hund entführt hatte) war ein verrunzeltes dickes Männchen, das dem Tier mit sinnlosen Hassattacken zusetzte. Ich sah zu spät, wie er eine Schusswaffe zog, und ihm, begleitet von diversen Verwünschungen, in den Kopf schoss. Im Nu war war ich bei dem Hutzelmännchen, und brach ihm mit einem Tritt die rechte Kniescheibe. Der Hund war tot, sein Entführer wandt sich unter Schmerzen. Mit einem weiteren Schlag brach ich ihm die Nase, stellte sicher, dass er bei Bewusstsein blieb, und benachrichtigte mit seinem Handy den Rettungsdienst. In der Hütte stellte ich mich unter die eiskalte Dusche. Und hörte „Hotel California“.
Archives: Januar 2014
2014 9 Jan.
In den sauerländischen Bergen
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 4 Comments
Manchmal, wenn er traurig oder muede (oder beides) war stellte er sich vor im fuenf Minuten Fussweg von hier entfernten Bahnhof einen Zug zu besteigen. Nach irgendwohin; in einem Abteil fuer sich alleine. Ein Nachtzug vielleicht …
Bei dieser Reise wuerde es nicht darum gehen wohin „es“ geht: das Unterwegs sein waere gleichzeitig sein Weg und Ziel. Das kontemplative Aus-dem-Fenster-schauen wuerde eigene Bilder im Kopf freisetzen; Musik ueber die mitgebrachten Kopfhoerer und den unterwegs unentbehrlichen MP3 Player waeren mit von der Partie.
Und am Ziel angekommen wuerde er schauen wo man einen guten Milchkaffee trinken kann, an die Menschen die an ihn denken Ansichtskarten schreiben, Briefmarken auf dem Postamt kaufen und die Karten versenden.
2014 8 Jan.
„Voyager“ mit Robert Lug (HR 2 Kultur)
Uwe Meilchen | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment
Jeden Sonntagabend, von 23.00 Uhr bis Mitternacht gibt es eine Radiosendung die ich ungern verpasse: „Voyager“ mit Robert Lug auf HR2 Kultur. Zu hoeren gibt es – mit kenntnisreichen An- und Abmoderationen versehen – Musik aus den Bereichen Ambient, Dub und World Music.
Im zwanzigsten Jahr wird diese Radiosendung nun schon ausgestrahlt …
Allerdings nur noch bis zur Sommerpause wenn sich alle oeffentlich-rechtlichen Kulturprogramme wie HR2, WDR 3 etc. zum gemeinsamem Sommerprogramm zusammenschliessen. Dass die Sendung im Sommer endet hat, wie Robert Lug in seiner Abmoderation am letzten Sonntag erzaehlte, aber nichts mit der bei fast allen Radiosendern zu beklagenden Formatierung und daraus resultierenden Einsparungen zu tun; der Grund ist ein anderer: Robert Lug hat das Rentenalter erreicht!
Ja, und so geht dann für mich wieder eine gern gehoerte Radiosendung die mir viele Impulse was den CD- und Vinylkauf angeht, dahin!
Aber noch ist es ja nicht soweit: In diesem Sinne freue ich mich auf die noch knapp 30 Sendungen die Robert Lug bis zum Sommer moderiert!
„Sarah Polley’s lovely Stories We Tell takes on the difficult task of chronicling the truth. In this case, Polley wanted to solve a mystery within her family left behind by her mother, who passed away when she was a child. In order to solve the puzzle she recruited her family and some of her mother’s closest friends who help her realize that there is no such thing as one absolute truth. Shot and edited like a psychological thriller, Stories We Tell offered more twists and turns than any fiction film in 2013. As Polley discovers facts that would seem to be important only to her, we come to terms with the fact that we might be sitting on similar stories all around us. Her dissection of the truth made for the one film this year that broke our hearts and stimulated our intellects effortlessly and for that alone, it remains completely unforgettable.“ Jose Solis (popmatters)
2014 7 Jan.
One of the books Gregory will read in 2014 and been blown away by this time traveling novel that is so much more, very bizarre, and a love story, too, in a way!
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 4 Comments
NED BEAUMAN
THE TELEPORTATION ACCIDENT
(for all friends of David Mitchell, Paul Murray, James Joyce and, oh, I forgot this name of this very English guy who wrote wonderful funny old-fashioned novels!)
Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort
2014 7 Jan.
Apart from my teenage days
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Buddbox, Harold Budd, Neil Gaiman | 2 Comments
I’ve never been so keen on mystery novels. But there are, from time to time, exceptions. I just fell in love with the new and quite small novel by Neil Gaiman, The Ocean At The End Of The Lane. Written in a simple (deceptively simple) language. Rediscovering childhood. The hidden places and the loss. Always the loss. I’m not waiting for the cinema version, only a master could handle that. But if that happens, let Harold Budd write the soundtrack. No, he really needn’t do that. He has written it already. One can find it all in his „Buddbox“. Everything. The hidden places and the loss. Always the loss. And the yearning.
2014 7 Jan.
Karl Bartos und seine Zeitreisen
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Nach acht Jahren wird Karl Bartos Ende Januar erstmals wieder eine Deutschland-Tour spielen. Die audiovisuelle Live-Show verbindet Musik und Film zu einem aufregenden großen Ganzen. Bartos präsentiert erstmalig die eigenen Filme zu den aktuellen Singles „Atomium“, „Without a Trace of Emotion“, „Nachtfahrt“ und „Musica ex Machina“. Natürlich mit dabei: seine Filme zu Tracks der früheren Solo-Arbeiten wie „15 Minutes of Fame“, „I’m the Message“ oder „The Camera“ sowie natürlich die Hits aus seiner Zeit in der legendären Band Kraftwerk: „The Model“, Tour de France“, Computerliebe“ u.a.. Zu sehen sind 90 Minuten Film auf einem Leinwand-Triptychon, das Karl Bartos live (!) von der Bühne aus synchron zur Musik bespielt – rhythmisch, modern, intelligent.
Tourdaten
Sa. 25.1.2014 Köln, Live Music Hall
So. 26.1.2014 Stuttgart, Wagenhallen
Mo. 27.1.2014 Frankfurt, Mousonturm
Di. 28.1.2014 Halle/Saale, Steintorvariete
Mi. 29.1.2014 Nürnberg, Festsaal K4
Do. 30.1.2014 Berlin, Postbahnhof
Fr. 31.1.2014 Hamburg, Grünspan
Sa. 1.2.2014 DK-Kopenhagen, Amager Bio
2014 7 Jan.
whirling air, tumbling light
Henning Bolte | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 4 Comments
Es gibt tage. Es gibt tage, da gibt’s was zu betrachten. einschliesslich sich selbst (erkennen, klein) … ἐπιφάνεια.
Eigentlich wissen wir alles schon, wenn wir auf die welt kommen. Dann kommen ablenkung vom eigentlichen, die verwirrung, die schmerzhaften und produktiven irrwege, die momente des zaubers, des unerschöpflichen … und so manches deja vu! Variationen über ein thema? Variationen über ein thema!
Es gibt tage. Es gibt tage, da gibt’s wunderbares zu schauen. Der blick heute übers Amsterdamer Y (sprich /ai/) etwa.
Es gibt tage. Es gibt tage, da gibt’s wunderbares zu schauen. Der blick heute übers Amsterdamer Y.
Es gibt tage. Es gibt tage, da gibt’s wunderbares zu schauen. Der blick heute übers Amsterdamer Y.
Es gibt tage. Es gibt tage, da taucht urplötzlich der grosse Schnitter auf, zack, vollkommen unverhofft ein platz leer. Kurz und schmerzhaft. Ein geliebter junger Mensch, eine so wunderbare Person … Geben, was wir von diesem, dieser empfangen haben.
Es gibt tage. Es gibt tage, da fuhrt der weg hin weg und der weg weg hin. Die tagesgrenze: schon längst überschritten. Schon längst sind wir weiter in …, weiter im text.
Es gibt bilder, bilder von bildern, bilder, bilder, durch die wir blättern …
dedicated to Izumi Uchida
© FoBo – Henning Bolte
2014 6 Jan.
Deutschlandfunk 07.01.2014, „Jazz Live: Carla Bley Trio“
Uwe Meilchen | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment
Fuer morgen abend habe ich mir die woechentliche „Jazz Live“ Sendung im Deutschlandfunk ab 21.05 Uhr vorgemerkt; Bert Noglik stellt dann das „Carla Bley Trio“ in einer Aufnahme vom 5.10.13 bei den Leipziger Jazztagen vor. Zum Anhoeren der (nicht nur hier im Blog) hochgelobten „Trios“ CD bin ich noch nicht gekommen – diese Radiosendung kommt mir daher gerade recht um einen ersten Eindruck zu bekommen!
2014 6 Jan.
Die Klanghorizonte vom 18. Januar
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Arthur Russell, Harold Budd, Johann Johannsson, Marsen Jules, Simon james Phillips | Comments off