Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Dezember 2013

Während viele Vokalisten sich in die entferntesten Verästelungen des Stimmklangs begeben und diese zu Musik machen, geht Eldbjørg Raknes (1970) einen anderen Weg, den Weg nach unten, in die Elementarteile und den Boden der menschlichen Stimme und in den Übergangsbereich zwischen innerer und äusserer Stimme. Was nicht unbedingt heisst, dass sie immer im tiefen Register oder flüsternd singt. Es geschieht viemehr durch Weglassen und durch Wirkenlassen, dadurch, dass das Elementare seine Wirkung langsam und nahezu magnetisch und traumwandlerisch in und durch den Raum entfalten kann.

Dies geschieht formbewusst und expressiv. Form wird nicht durch Intentionalität, Finalität oder Normen beherrscht. Expressivität ergibt sich aus Kontingenzen des Laut- und Klanggestaltungsprozesses. Elektronik und Sampling spielen dabei eine instrumentelle Rolle. Mit der Konzentration auf reine Lautlichkeit und deren Ausdrücklichkeit steht sie Sidsel Endresen nahe. Allerdings unterscheiden sich beide deutlich in der Ausarbeitung.

Was es ist, lässt sich durch aufmerksames Hören erfahren. Dazu gehört das Loslassen von gewohnten, vorgeformten Hörmustern. Ähnlich wie sich Luft und Wolken unmerklich, aber wahrnehmbar in Farbe und Form verschieben, geschieht es bei Raknes mit Klängen. Es hat bestimmte Eigenschaften von Ambient, besitzt aber eine andere innewohnende Dramaturgie voller roher Materialität mit all seinen Widerspenstigkeiten. Klang, Zeitverlauf und Licht- bzw. Farbwahrnehmung treten in ein intensivertes Verhältnis zueinander.

Raknes stammt von der Insel Otrøy, Midsund, westlich von Molde gelegen und kommt aus der Trondheimer ‘Schule’, die in den letzten Jahrzehnten so viel aussergewöhnlich markante Musiker (und Gruppen) hervorgebracht hat. Ihr erstes Duo bildete sie mit Christian Wallumrød, zu dem dann später Arve Henriksen hinzustieβ. Ausserdem arbeitete sie mit Anders Jormin und Jon Balke und hatte zehn Jahre lang ihre Gruppe TINGeLING mit Maria Kannegaard, Nils-Olav Johansen und Per Oddvar Johansen. A capella arbeitete sie mit der Vokalgruppe Kvitretten sowie mit Sidsel Endresen und Elin Rosseland. Auch spielte sie eine wichtige Rolle bei der Gründung der Trondheim Voices. Ab 2004 trat sie mehr und mehr solo auf und begann sie eng mit Stian Westerhus und dem Saxofonisten und Leiter des Trondheim Jazzorchestra, Eirik Hegdal, zusammenzu- arbeiten. Open, das neueste Album von Raknes, ist das Resultat ihrer Zusammenarbeit mit Schlagzeuger Audun Kleive.
 
 
 

 
 
 
Um die einstündige Sendezeit auszufüllen, musste sich noch dazu ‘passende’ andere Musik finden. Mir fiel die Musik des japanischen Komponisten Toshio Hosokawa (1955) ein, die ich allerdings nur einmal kurz gehört hatte. Ich war verblüfft über die Eingebung: es zeigten sich starke Zusammenhänge. Auch bei Hosokawa Klänge wie die Verfärbung schimmernder Lüfte. Hosokawa schafft den dafür erforderlichen Äther mit Hilfe der Sho, einer Jahrhunderte alten Mundorgel mit siebzehn Bambuspfeifen. In dem Programm zwei Kompositionen von dem Album Landscapes: Sakura, 桜 , ein Solo-Stück für Sho, benannt nach der Kirschblüte sowie Cloud & Light, ein Stück für Sho und Orchester. Das Radio- programm kann ON DEMAND abgerufen werden. Es beginnt mit der Erkennungsmelodie des Programms gefolgt von einer zweiminütigen Einführung auf Niederländisch. Der Rest ist zu 98% Musik.
 
 
 

 

2013 23 Dez

My first poetry summer

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Den Sommer, den ich gern mit H verbracht hätte, rettete mir ein anderer. F ging noch zur Schule und er war ein echter Revolutionär. Er träumte vom Car-Sharing, als noch niemand wusste, was das war, er trug düstere T-Shirts und Palästinenserhalstücher, ging auf Demonstrationen und rauchte selbst gedrehte Zigaretten ohne Filter. Seine Eltern hatten ständig Angst davor, dass er etwas mit der Polizei zu tun haben könnte. Vor allem aber war F ein echter Künstler und Poet. Er wohnte nur ein paar hundert Meter von mir entfernt und wenn ich im Reihenhaus seiner Eltern die Treppe zu seinem Zimmer hinunterging und das schnelle Klacken der Schreibmaschinentasten hörte und nach kurzem Zögern klopfte, sagte er, setz dich schonmal, ich muss gerade noch das Gedicht zu Ende schreiben. Es war für mich der Inbegriff von Freiheit, wie er auf dem Teppichboden im Schneidersitz saß, neben ihm eine Schale Tee, und einfach aufschrieb, was er dachte. Er zog das Blatt aus der Maschine und las mir sein neuestes Werk vor. Ich spielte die Rolle der Kritikerin, ich stellte die gewagtesten Thesen auf, interpretierte jede Metapher, bemängelte logische Brüche und F machte zu allem, was ich sagte, ein ernstes Gesicht, bemüht darum, nicht in Lachen auszubrechen, denn selbstverständlich hatte er sich längst nicht so viel bei seinem Text gedacht wie ich. Für mich war es unglaublich, dass jemand einfach ein Gedicht herunterschrieb, ich dachte, man müsste sich vorher mindestens durch die gesamte Geistesgeschichte gelesen haben und außerdem ein besonders aufregendes Leben führen oder sich mindestens in aufregendem Gedankenwelten aufhalten. F aber sagte, es sei ganz einfach und ich solle es auch versuchen. Aber ich wagte noch nicht einmal das. F´s Gedichte reimten sich natürlich nicht, sie waren politisch und gleichzeitig waren sie privat und natürlich kam dauernd ich darin vor. Bei allem Respekt schienen mir diese Texte irgendwie zu leicht zugänglich, zu wenig geheimnisvoll und ich dachte mir, wenn es mir jemals gelingen sollte, ein Gedicht zu schreiben, müsste es ganz anders sein.

F und ich trafen uns oft und da wir so nah beieinander wohnten, verabredeten wir uns nicht, sondern kamen einfach bei einander vorbei. F hatte die Gabe, immer dann bei uns zu klingeln, wenn unsere Familie beim Abendessen saß. Mein Vater sagte dann immer, das ist bestimmt wieder dieser F, und ich sprang sofort auf und rannte davon. F und ich verbrachten unsere gemeinsame Zeit ohne Pläne, ohne Ziel. Oft gingen wir einfach raus, spazierten durch die Neubaugebiete zum Fluss, wir redeten und schauten aufs Wasser. Damals schenkte mir jemand seine gesamte Schallplattensammlung, mindestens achtzig Zentimeter Vinyl, ich behielt die Beatles, Genesis, Neil Young, Emerson, Lake and Palmer, diese Richtung, und ich schenkte F alles, was mir zu bunt und schrill erschien. Meine Theorie war die, dass nur ruhige Menschen unruhige Musik ertragen konnten, und umgekehrt. F war so ruhig wie ein Buddha, und wenn ich mich über etwas aus meinem Leben aufregte, sagte F immer, ich solle einfach nur ruhig atmen, das würde helfen, aber bei mir funktionierte diese Methode nicht, ich war davon überzeugt, dass so eine Seelenruhe ganz aus dem Innern kommen und mit dem richtigen Leben zusammenhängen müsse, was mir in unerreichbarer Ferne zu liegen schien. Kaum fassbar war für mich, dass F´s Eltern mich offensichtlich ins Herz geschlossen hatten und als ich einmal klingelte und F nicht da war, lud mich seine Mutter auf einen Kaffee ein, und ich war so schockiert von dieser Freundlichkeit, dass ich ablehnte. Während ich immer noch keine Ahnung hatte, was ich in meinem Leben erreichen wollte, war F schon Redakteur einer Kulturzeitschrift, die er mit ein paar Kumpels zusammenstellte und in kopierten Exemplaren verteilte. Natürlich hatte ich F auch von H erzählt und natürlich war F wütend auf H, weil er auf eine für ihn rätselhafte Weise meine Gefühle okkupierte. Und da auch ein großer Revolutionär nicht nur der kleine Bruder sein will, ging auch diese Geschichte zu Ende.

www.bbc.co.uk/programmes/

A lovely kind of alternative Christmas music show: Jarvis Cocker’s Sunday Service presents the „return of Brian Eno“, he is in the show for the third time, this time with examples of mostly old time a capella music, from Gospel traditions to Finnish shouting rituals, from brilliant Italian amateurs to early doo wop masters. The show begins with some sentimental moods, the voices of Robin Gibb and the Beatles, a very British joke on snowmen, and ends with some good old stuff of Richie Havens (I like his songs, especially before Christmas:)) and the Velvet Underground. Jarvis Cocker is a good entertainer. You can only listen to these two hours within the next five days, so I appreciate to dive into these fascinating songs (only the very first piece is a bit boring in my ears) under the Christmas tree!!!(thanks to Alison Statton for this recommendation) 

2013 22 Dez

Long time ago

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Im Grunde bewundere ich Menschen, die aus einem grundsätzlichen Desinteresse heraus Schwierigkeiten mit Mathematik haben. So war es mit H und ich weiß nicht mehr, wie es kam, dass wir irgendwann auf dem Dachboden in diesem riesigen Haus seiner Eltern landeten und ich versuchte herauszufinden, an welcher Stelle ich mit meinen Erklärungen ansetzen konnte. Es war Frühjahr und unser Abiturjahr, und H´s Abitur war nicht zuletzt wegen massenhafter Fehltage gefährdet. Er musste in der mündlichen Prüfung eine bestimmte Punktzahl erreichen, um nicht durchzufallen. Sein Interesse an mehrfach gestrichenen Ableitungen war wirklich nicht besonders ausgeprägt, schnell schweifte er ab und versuchte, mich in komplizierte Gespräche zu verwickeln. Ich beneidete ihn um seine Lässigkeit, seine Coolness, seinen Humor, seine Gleichgültigkeit gegenüber der Schule, gegenüber allen Autoritäten, seine Provokationen. Er schien auf irgend eine Weise näher bei sich zu sein als ich es war und er schien sich jenseits aller sichtbarer Zusammenhänge in einer rätselhaften eigenwilligen Welt zu bewegen, die ihn trug. Er bewegte sich fernab aller Gruppen, ging allein ins Kino, spielte Horn, war mit seinen reichen Eltern schon überall auf der Welt gewesen, praktizierte die versnobtesten Sportarten, hatte eine riesige CD-Sammlung und in seinem Zimmer, das im Erdgeschoss lag und einen Blick in den großen Garten frei gab, befand sich ein Aquarium, in dem ein paar bunte Fische herumschwammen. Seine Mutter verstand unsere Verbindung nicht, sie hatte mir bei meinem ersten Besuch ein paar Fragen gestellt und ich spürte sofort, dass sie mich ablehnte und nicht ernst nahm. Nachdem H sein Abiturzeugnis abgeholt hatte, verfolgte er seine eigenen Pläne und ließ mich links liegen. H verpflichtete sich zwei Jahre bei der Bundeswehr, bei einer Elitetruppe, was ich nicht besonders toll fand, aber meine Meinung spielte keine Rolle. Der Faden schien abgerissen, er meldete sich nur noch bei einer gemeinsamen Freundin von uns und wenn ich sie vorsichtig fragte, ob H sich vielleicht nach mir erkundigt hatte, verneinte sie, fast überrascht. In völlig unberechenbar seltenen Intervallen schrieb er mir, mit seiner filigranen Handschrift, aus einer mir unbegreiflichen Männer-Sozialisierungswelt heraus; natürlich war er todunglücklich. Er schrieb sich dann in der gleichen Uni ein, in der auch ich studierte – bestimmt nicht meinetwegen -, mit irgendwelchen unverbindlichen Fächerkombinationen, ich erkannte keinerlei Zusammenhang, kein Ziel. Es war Herbst geworden, ich war mit S zusammen, wir betrachteten unser Studienfach politisch und sehr theoretisch. H hatte eine ziemlich aufgetakelt schicke Freundin. H und ich trafen uns gelegentlich und fingen gerade damit an, ohne Erwartungen aneinander eine gute Zeit zu verbringen, real friends. Der Brief mit dem schwarzen Rand und dem Absender seiner Eltern erreichte mich dann nach Weihnachten, zweieinhalb Monate vor H´s 22. Geburtstag. Seine Mutter sagte, er habe ihr gesagt, ich sei ihm immer am nächsten gewesen. Ich zeigte seinen Eltern, wo sein Fahrrad stand und brachte seine ausgeliehenen Bücher in der Unibibliothek zurück. Seinen Studentenausweis habe ich behalten, er liegt in irgend einer Kiste, die ich lange nicht geöffnet habe.

2013 22 Dez

Eye of the Microphone

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++ To stroll properly, one should not have any particular plans ++
 
 

„In 2012 I received a scholarship from the Leverhulme Trust for a one-year Artist in Residency at the UCL Urban Laboratory in London, to introduce sound as an art practice to urban scholars and students. As part of my research I decided to dérive the city.

I spent full days and sometimes nights sweeping the streets and its interiors for sound – walking and listening with no route or intention. A city without sound does not exist. Every location, passageway, alley, road, park, and pub contains its own world of isolated sound events and patterns – the sound of a shopping bag caught by the wind on the asphalt of a busy street when a bus passes by. What seems to be merely a bus is also a cacophony of sounds, a sound world in itself: hydraulics, breaks, interior noise, honking, public announcements, humans, rolling bottles, cell phones, mp3 players. The rattle of an air-conditioning unit in an old pub toilet gradually develops its broken down sound over many years, creating a raga for it own demise. Nobody seems to hear it. Is it there? The choice of sound varies; it’s a personal selection, some sounds made it into this composition, many hours of recording didn’t.“ (B.J. Nilsen)

Sound composition can alter space and time and transform a specific location and experience into an imaginary world.

 

order BJ Nilsen „Eye of the Microphone“ [CD + MP3] in the TouchShop
www.bjnilsen.com

2013 21 Dez

Season’s Greetings

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Würde mir heute jemand die Frage stellen, nach drei Saxofon-Bass-Schlagzeug-Trios für die Weihnachts- und Neujahrsinsel, meine Antwort wäre ohne langes Überlegen klar: einmal TRYPTIKON, immer schon eine meiner Garbarek’schen Lieblingsscheiben (mit Arild Andersen und Edvard Vesala, und einem Ton, den man vom Norweger weder früher noch später je so gehört hat!), dann WAY OUT WEST von 1957, eine ungemein realistische, für das Jahr überragende Soundreproduktion, mit einem angeblich dem entspannten West Coast-Flair sich öffnenden, zugleich gnadenlos den linken Lautsprecher für sich reklamierenden Sonny, und hellwachen Meistern an seiner Seite (Ray Brown und Shelly Manne), sowie – Überraschung – MIRA, die am 14. Januar 2014 erscheinende CD des (da ist er wieder!) Arild Andersen Trios: neben dem Bassisten spielen Tommy Smith und Paolo Vinaccia. Aufgenommen im Rainbow Studio, Oslo, und produziert von Manfred Eicher, hat Arild Andersen – zwischen freier Klangforschung und balladeskem Tiefgang – hier gewiss eines der Top 5 – Alben seiner Karriere vorgelegt. „Intensität“ ist das Zauberwort.

 
 
 

 
 
 

 
 
 

 

2013 21 Dez

“Rabalderstræde Forever”

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Twenty years ago I stumbled across a compilation CD from CBS/Columbia. All the usual hits and suspects were gathered on that CD …, but one track I was unfamiliar with: „Hva´ gør vi nu, lille du“ from a group called GASOLIN. Further inspection of the booklet of this Columbia compilation showed that it had been pressed in Danmark. At that time I´ve been in contact with a small Danish record label – so I contacted them, asking about GASOLIN.

About a week later a compilation CD of their work, „Rabalderstræde Forever“ arrived via snail mail. Of course, I couldn´t understand a single word of the lyrics (and still not be able to) …, but the music was quite appealing – mostly produced by Roy Thomas Baker who also sat in the chair for some QUEEN records ! (So you get the picture what to expect in GASOLIN’s 1972 to 1978 output!).

Fast forward to 2013: Some month ago, purely by accident the „Rabalderstræde Forever“ album fell into my hands again while searching my CDs for an other album I wanted to hear. Of course, *now* we have the Internet …, and looking up Wikipedia filled me in on the missing parts of the bands history. I mentioned GASOLIN to a good friend of mine who now lives and works in Portugal and he somehow managed to get hold of their „Black Box“ for me. As the name says: all their records are gathered here and there´s a lot to explore when the hunger for 70´s rock takes me.

2013 21 Dez

At least ONCE every year

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VIDEO

2013 20 Dez

TV-Tipp: Pink Floyd: Behind The Wall

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Vorhin wollte ich nachschauen, wann heute die Kurzfilme beginnen, da entdeckte ich, dass in Kürze, also am Samstag, 21. Dezember, ab 0.15 Uhr auf arte eine Dokumentation über Pink Floyd läuft. Der Film dauert 80 Minuten, es ist eine britische Produktion aus dem Jahr 2011 von Sonia Anderson.

Für die geschätzten Frühaufsteher gibt es die Möglichkeit, den Beitrag ganz problemlos im Internet über arte+7 sieben Tage lang zu jeder beliebigen Zeit nachzuverfolgen oder ein Aufnahmegerät zu bedienen.

Oder die Wiederholungssendung am Sonntag, 29. Dezember, um 1.40 Uhr, anzusehen.


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