Manafonistas

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Archives: November 2013

Sonntag, 16.13 Uhr. Nichts gegen herzzereissende Songs im Mittelteil, der ein richtiges Eigenleben haben kann. da ist alles möglich von Ravel bis Beatles, von John Martyn bis Can! Und vielleicht sogar Trammps Disco Theme / Zing Went The Violins!!

Montag, 11.46: kleine Änderungen. Arthur Russell und Sun Ra haben die Plätze getauscht. Das Cello von Russell kommt besser nach der Akustik-Gitarre; und Sun Ra eröffnet mit seinem Exotica-Ohrwurm (schräg, schleichend) den Traum vom Mt. Everest. Und die Schlusspointe mit dem Philly-Sound ist platziert. Bobby Kalphat kam um die Ecke geschossen und brachte eine Tüte Ganja. Zudem habe ich zwei Moderatonsstrecken gekippt. 

Montag, 16:24 : Die Lage ist erst mal gesichtet. Es kommen mir noch neue CDs von Felix Kubin u.a. ins Haus (Nicos Desertshore hatte ich noch nie), aber nun gibts nur noch unverhoffte Wendungen…. Ideen?  Einsprüche? Einwände? Gerne. 

 

„The Epic of the Everest“ (Trailer)

 

Let´s play sequencing … Die letzten Klanghorizonte des Jahres werden wiefolgt angekündigt, ich muss sechs Wochen vorher immer drei Namen nennen:

 

23.11. – Sun Ra, John Gilmore, Marshall Allen u.a. (Klanghorizonte)

7.12. – Isaos, Jyotsna Srikanth, Laraaji u.a. (Klanghorizonte)

 

Also, dann bitte ich um fröhliche Mitarbeit. Zur Sendung am 23.11. Der Clou meiner drei Namen ist: sie haben alle in Sun Ras Band gespielt, John Gilmore hat sogar mal John Coltrane Saxofonstunden gegeben, um ihn von bestimmten, bevorzugten ´patterns´zu befreien. Vor Monaten stiess ich auf die Beschreibung einer Sun Ra Platte von dem klassischen Hippie des 21. Jahrhunderts, Devendra Banhart, er begeisterte sich für eine Platte des Sonnengotts, die mir gänzlich unbekannt war, ich bestellte sie mir, und entdeckte darauf einen herrlichen Ohrwurm, als hätte Sun Ra nicht nur die Klänge des Saturn vernommen, sondern auch die von Maurice Ravel. Das Stück ist gesetzt, und drumherum baue ich die anderen Titel. Gerne lese ich Vorschläge. Ich bevorzuge für diese Stunde kürzere Titel, und nachdem ich zuletzt ellenlange Moderationen hatte, möchte ich meine Texte verknappen, und die Musik diesmal weitgehend im nachhinein beleuchten. Das sieht dann so aus:

 
1) Tindersticks: Naked Walk, aus LES SALAUDS, CD 07, 1´36´´(ein instrumentales Stück aus ihrer neuen Soundtrack-CD, die Gruppe schreibt  seit Jahren Filmmusiken für Claire Denis)

Mod 1 (hier erst erzähle ich etwas zum Tindersticks-Soundtrack, der Hörer, und der, der dieses fröhliche „sequencing“ nicht kennt, und keine playlist im voraus liest, weiss gar nicht, was auf ihn zukommt, rätselt selbst, bis ich es ihm erzähle; hier werden also alle Zaubertricks enthüllt)

2) Zsofia Boras: Green and Golden, aus  EN OTRA PARTE  CD 07, 2´58´´(hier spiele ich, es passt von der ruhigen Anmutung, und der vollkeommenen Kitschfreiheit, ein Stück aus ihrer neuen Solo-Akustik-Gitarren-CD, wahrscheinlich diese Komp. von Ralph Tonwer. Manfred Eicher hat in Lugano produziert, wo auch die aktuellen Werke von Towners und C. Bleys Trios enststanden.  Tip von Gregor!)  

3) Arthur Russell: Lucky Cloud, aus ANOTHER THOUGHT, CD 04, 2´12´´ (sein letztes Werk, ätherische Pop-Kammer-Sphären zwischen Todesahnung und Dancefloor-Reminiszenzen; dieses Album kommt in Kürze in neuem remastering auf Vinyl heraus; wie Sun Ra hat Arthur Russell neue Horizonte geöffnet)

Mod 2

4) Sun Ra: Tiny Pyramids, aus: ANGELS AND DEMONS AT PLAY, CD 01, 3´17´´ – die Stunde beginnt zumindest ruhig, bleibt evtl. ruhig, hier das ca. 4-minütige Sun Ra Stück, eine sphärische Ballade, Sun Ra passt, melodieversessen und fliessend,  im Anschluss an Artuhur Russell, der schönste Free Jazz wäre hier an verlorenem Orte)

Mod 3

5) Simon Fisher Turner: Ama Dablam , aus THE EPIC OF THE EVEREST, CD 11, 5´13´´; Simon Fisher Turner hat hier einen legendären alten Dokumentarfilm über die Besteigung des Mt. Everest neu vertont. s. Trailer oben

Mod 4

6)  The Beatles: Long, Long, Long, Long, aus THE BEATLES, CD 07 (Disc Two), 3´03´

7)  Robert Fripp: Exposure, aus EXPOSURE, CD 09, 4´16´´

8)  Nico: Abschied (oder All That Is My Own) aus DESERTSHORE, CD 05, 3´05´

Mod 5

9) Simon Fisher Turner: Manaslu  aus THE EPIC OF THE EVEREST, CD 05, 2´25´

Mod 6

10) Bobby Kalphat and The Sunshot All Stars: Terminal Rock / What About The Half Version, aus ZION HILL, LP 1/ 1+2, tt: 5´00´

Mod 7

11) Keith Jarrett: Part VIII, aus NO END, Cd 08, Disc One, 3´57´´

12) Modern Jazz Quartet: Venice, aus NDR 60 Years Edition, No. 4 (Oct 28. 1957); CD 04, 4´40´´

Mod 8 (hier kommt scheinbar ein Break; hier kommen The Trammps; mein Tonfall ändert sich; aber auch Keith Jarretts Post-Height Ashbury-Hippie-Schamanen-Romantik macht den Trip ins alte Philadelphia möglich; und nicht zuletzt die Nachtclub-Szenerie des MJQ! We´re in Hannover City, Greggs and Jo!)

13) The Trammps: Trammps Disco Theme / Zing Went The Strings, aus PHILADELPHIA INTERNATONAL CLASSICS: THE TOM MOULTON REMIXES, LP H2, 6´41´´

 
 
 

 
 
 
P.S: jeder Manafonista kann hier was nach eigener Lust einfügen, vorschlagen, jeder Kommenator Cds benennen, die in diese sich entwickelnden Stimmungen gut passen würden. Ich möchte so gut wie keine CD spielen, die ich schon in den letzten Monaten gespielt habe. Ältere Veröffentlichungen sind (siehe Arthur Russell, Sun Ra) durchaus möglich. 

 

2013 9 Nov.

Streich

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Wie kann man Streicher, gleich vier an der Zahl, dazu VER-FÜHREN à l’improviste etwas zu spielen, was noch keiner so gehört hat? Wie ist es möglich, das eine volle Stunde lang an einem Stück mit eindrucksvoller Spielökonomie hinzukriegen? Mit einem wunderbaren flow, den erstaunlichsten Übergängen und kontrastreicher Dynamik! Der Kästchen – zauberer Jan Bang hat gesternabend zusammen mit dem Streichquartett Zapp 4 im niederländischen s’Hertogenbosch bei November Music vorgeführt, wie das geht und gehen kann. Kann ich meinen Ohren jetzt noch trauen? Streichquartettmusik mit solchen wunderbaren Themen, solchem Klangreichtum, solchen Texturen und solchen raffinierten Strukturen in vollständig offener Improvisation hervorgebracht? Erlebnis und Hochgenuss, die zu Denken geben.

 
 

 

2013 9 Nov.

Zsofia Boros‘ Suche nach dem Woanders

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Todo comienza en otra parte – Alles beginnt woanders.’ Mit einem der letzten Gedichte des argentinischen Schriftstellers Roberto Juarroz zeigt die Gitarristin Zsofia Boros, wo dieses Woanders für sie beginnt – in einer mutig intimen wie anmutigen Welt.

Boros nimmt sich Zeit für die fragilen Kleinode in ihren Händen. Aus ihnen formt sie sinnliche Klänge, überrascht mit strengem Pathos, dann sind nur mehr Tontupfer zu hören. Virtuos gelingen ihr sensibelste Nuancierungen, die die Stücke schwere- und mühelos machen, als suchte die Gitarristin ihren interpretatorischen Kontrapunkt zum melancholischen Unterton.

Die bewußt räumliche Aufnahmeakustik tut das Ihrige dazu, um auf eine schwebende Mehrstimmigkeit und Mehrdeutigkeit anzuspielen. Alles ist immer woanders: dort, wo es anfängt. ‚Todo està siempre en otra parte: allì donde comienza.’ (Julia Schötzel)

„Say Goodbye To The City“

 

Ich werde total müde sein, eine Stunde vor der Sendung von einer 600 Kilometer-Fahrt mit meinem 102-PS-Toyoten in Köln eintreffen, kleine Verhaspeler sind garantiert, spannende Musik auch. Eine Nachtfahrt sozusagen, die in der Normandie beginnt, wo ich ein paar Tage ein wahrlich marodes Schloss bewohnte (als zahlender Gast), das die Gespensterträume meiner Kindheit wachrief. Es gab Ritterrüstungen, Särge, die gesammelten Werke von Alexandre Dumas, Photoverbot, und eine alte Jukebox, bei der ich es mir nicht nehmen liess, immer wieder T.Rex zu drücken.

Nachklang: Samstag, 9 Uhr, Ibis-Hotel, Köln. Eine Viertelstunde unter der Dusche. Die Nachtfahrt, die Sendung, wie in leichter Trance. An der Grenze zwischen Frankreich und Deutschland sang ich im Auto mit Kevin Rowlands um die Wette. Don’t stand me down ist ein genauso vernachlässigter Schatz von Dexys Midnight Runners aus den frühen Achtzigern wie Robert Fripps Let The Power Fall. Auch Jarretts Gitarren-Trommel-Musik leistet wertvolle Dienste auf langen Autofahrten: bei der Musik von NO END erwarte ich jederzeit alte Polizeiautos aus der Bundesrepublik im Rückspiegel und eine Staffel Spürhunde im Anmarsch. Diese Musik kann man „rauchen“, auch wenn Mr. Jarrett stets abstinent lebte. Ganz warm ums Herz wurde es mir später, als ich Asmus Tietchens IN DIE NACHT spielte umd seine Email vorlas. Those were the days. Und die Fremden sind dir plötzlich seltsam nah. We’re all coming from the same tribe. Hey, strahlend blauer Himmel, get it on.

 
 

Frühstück im Ibis
 

Die Frage nach dem zeitgemäßen Erzählen stellt sich in jeder Kunstform. Alexander Kluge fasste in seiner Poetikvorlesung im vergangenen Frühsommer an der Uni Frankfurt seine Technik für Literatur und Film so zusammen: Zwei Erzählstränge, die nichts miteinander zu tun haben, werden kombiniert. Im Zwischenraum, der – im Film – nicht gezeigt wird bzw. – in der Literatur – nicht erzählt wird, entsteht etwas Neues. Montage also, Cut up. „Ich habe diese Technik aus der Musik“, sagte Alexander Kluge in einem Interview mit Max Dax. Cross Mapping: die Kombination privater und öffentlicher Schwierigkeiten. Außerdem erteilte Alexander Kluge der linearen Erzählweise, wie sie im Roman des 19. Jahrhunderts herrschte, eine Absage. Die Erzählweise des 21. Jahrhunderts müsse gravitativ sein.

Nach genau dieser Methode arbeitete der Regisseur Virgil Vernier in seinem Kurzfilm Orléans, der am vergangenen Samstag, 2.11., um 0.08 Uhr direkt im Anschluss an die Kurzfilmsendung Kurzschluss auf Arte lief und über arte+7 noch online gesehen werden kann. Virgil Vernier hat zu Mythen über Frauen recherchiert und mixt in seinem Film zwei Erzählstränge: Die Feierlichkeiten um den Mythos der Jeanne d´Arc in Orléans und ein Abschnitt aus dem Leben einer jungen Frau aus der französischen Provinz, die irgendwie ein Star werden will und erstmal in Orléans als Stripperin anfängt, natürlich nur als Zwischenlösung. Zwei kämpferische Frauenfiguren also.

Virgil Vernier unterscheidet nicht zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm, er hatte kein Drehbuch, sondern nur eine Grundidee für die Szenen, er versetzt Figuren in eine Situation: die drei Frauen im Club im Gespräch über Übersinnliches, und er filmt in den Straßen von Orléans, wie ein Junge auf seinem Skateboard eine Runde dreht (tolle Kameratechnik), wie eine Schülerin Grenzen setzt.

Der Film dauert 55 Minuten.

2013 7 Nov.

Piraten und Passagen

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Auf Photo mit Vater Jan: Anja Garbarek mit Malblock unterm Arm. Löste bei mir Erinnerungen aus, brachte mich zurück in die Zeit des endlosen Geschichtenerzählens. Jeden Abend eine neue Folge der grossen Seefahrten. Unterdessen fand so manches seinen Weg auf den Malblock meines Sohnes Dikran. Weniger lange her, gegen Ende der neunziger Jahre.
 
 

 

2013 6 Nov.

Gerber

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Der grosse Gerber ganz jung
 
 

 

2013 6 Nov.

Brennen

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Dieses Trio lässt die Schwärze brennen. Nach so vielen Jahren kommt das Feuer tief aus dem Vulkanschlund.
 
VIDEO
 
 

 
Im Vorgriff auf Besprechung …

2013 6 Nov.

Stapel 1

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Nachdem ich kürzlich als Jury-Mitgied die gesamte dänische Jazzproduktion durchhören durfte (mehr als 160 Scheiben), um zur Nominierung von je fünf Kandidaten in fünf Kategorien für die jährlichen dänischen Jazzpreise zu kommen (bestes Album, bester Debütant, bestes Spezialalbum, bester Komponist, bestes Vokalalbum), wäre eigentlich slowing down und zeitoffenes Hören angesagt gewesen. Doch es stapelt sich weiter. Nun Stipendien-Anträge für Kompositionen beurteilen und aussieben.

Siebenundzwanzig an der Zahl in den nächsten Tagen durchackern. Ist erstaunlich interessant, bin selbst überrascht. Nach den Sitzungen nächste Woche Auftritt mit Lecture auf London Jazzfestival. Nach langer Zeit mal wieder auf die Insel hier um die Ecke (360 km südwestlich). Und da gibt’s nicht nur Musik aus dem hiesigen Flachlanddelta, sondern auch reichlich aus dem langen bergigen Küstenstrich oben im Nordwesten (kuratiert von Fiona Talkington). Jetzt am Wochenende noch nach s’Hertogenbosch (Herzogshain) hier, um die neuesten Streiche von Jan Bang mit Streichquartett mitzuerleben (und wieder drüber zu berichten). Ja, und die Stapel hier vor mir müssen dann weiter warten. Ganz oben drauf:
 
Niels Lyhne Løkkegaard – Sikorski
(mit 8 Klarinetten, 4 Kontrabässen, 4 Schlagzeugen, 1 Trompete, 1 Saxophon)

Eldbjørg Raknes – Open (vocal solo)

Kris Davis – Massive Threads (piano solo)

Achim Kaufmann/Frank Gratkowski/Wilbert de Joode– geäder
 
Über das dänische Unternehmen und die Scheiben bald noch etwas.

2013 6 Nov.

Was da liegt 1

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Durch das Reisen bliebt vieles liegen, stapeln sich hier die Silberlinge. Reisen heisst ja, sich immer wieder auf neue Orte und Mentalitäten einlassen, intensiv mit den verschiedensten Menschen umgehen, viel viel live Musik mitmachen und alles verarbeiten. Wenn man dann so voll zurückkehrt, ist zuhause der Stapel weiter gewachsen. Und dann müssen die Erfahrungen ja auch gleich textlich verarbeitet, umgesetzt und heutzutage dann noch ‘reingestellt’ werden. Rapidité, rapidité, wie’s so schön schon vor 60 Jahren in Jacques Tati’s Jour de Fêtes klang. Reise nach Umeå: erstaunlicher Ort, was Kunst und Kultur in Verbindung mit Wissen und junger Bevölkerung betrifft. Mehr dazu in Kürze ausführlicher.


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