Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

You are currently browsing the blog archives for the month November 2013.

Archives: November 2013

London hat ein schier unübersehbares (zehntägiges) Jazzfestival! War selbst in Rolle des Auftretenden wie des Beobachters. Orte des Geschehens an diesem Wochenende: Barbican Centre, Southbank Centre, Kings Place, Cafe OTO. Im Barbican durfte ich mich zu Szene(rie)n im Delta der Niederlande auslassen. In Kings Place gab es Norwegisches zu bewundern (NP Molvær als Artist in Residence, Sidsel Endresen mit Philip Jeck u.v.m.) und Café OTO ist der kahle Klub, wo die Musik der offenen Ränder ein Zuhause hat.

 
Hier gleich als erstes der musikalische Höhepunkt der paar Tage: der Dreier mit Cellist Ernst Reijseger, Pianist Harmen Fraanje und dem senegalesischen Vokalisten Mola Sylla. Die drei tauchten tief für ihre Perlen. In der Beschränkung zeigt sich der Meister und das gebirt dann wie hier ergreifende Musik von grosser Live-Intensität. Ihr letztes Album vermittelt allenfalls eine Ahnung dessen, was sie inzwischen live vor- und verzaubern! Grosse Musik mit Trance-Zügen.
 
 
 

 
 
 
Schluss und Applaus nach einem wunderbaren Konzert …
 
 
 

 
 
 
 
Reijseger/Fraanje/Sylla (taken from my article DUTCH SCENE(RIE)S – A SNAPSHOT)
 
The threesome of cellist Ernst Reijseger (1954), pianist Harmen Fraanje (1976) and vocalist Mola Sylla (1956) is a neat and powerful alliance of generations, continents, cultures and styles. Reijseger was part of the first generation improvisation movement of Dutch jazz. He participated in the ICP and together with drummer Han Bennink and reedist Michael Moore formed the legendary Clusone Trio, a liaison that lasted for 10 years (1988-1998). His regular and manifold musical partnerships are spread over a vast variety of regions: England, Scotland, Scandinavia, Germany, France, Italy, United States, Canada, West-Africa, Réunion in the Indian Ocean – impossible to mention all high profiled names.
 
Ernst Reijseger is by far the most profiled musician on the Dutch scene concerning engagement in a diversity of European folk-music and non-western music. He has a long collaboration with guitarist Franky Douglas originating from the Caribbeans, percussionist Alan Purves from Scotland, Sardinian vocal group Tenore e Concordu de Orosei and time ago started to work with the group Groove Lélé from the island La Réunion. And just recently he started to work in Mongolië with its horse-violins.
 
His long-time collaboration with singer Mola Sylla from Dakar, Senegal is another example. Sylla also has long standing collaboration with Cuban pianist/percussionist Omar Sosa and the Russian musicians Alexej Levin, Sergej Starostin and Vladimir Volkov. Sylla’ s spiritual and religious chants just fill the gap between known, washed out formats and chaos. The last few years Reijseger and Sylla also became the main composers and musicians for the movies and documentaries of German director Werner Herzog.
 
Harmen Fraanje coming from the south of the Netherlands is a musician of the younger generation. He went through an amazing development in his work with a variety of Dutch, French, Norwegian and American musicians and was ready for the trio with Reijseger and Sylla six years ago.
 
This trio is undoubtedly one of the highlights of the Dutch scene with a world-wide appeal. It is connecting cultures, it is really genre-defying and above all it is has firm and highly developed musical core and is very strong in its musical choices – a true and precious extension of the origins!
 
alle Photos © FoBo_HenningBolte

„It would be easy to tie yourself up in philosophical knots about this band and what they do – is it important, is it boundary pushing, is it influential, is it relevant – but none of that matters. Just put this recording on. Listen to it. Let it inhabit the same space as you. Let it influence the colour and tone of the room you are in, let it change your mood and perception. Leave the room, make a cup of tea, come back, read a book, make love, write a letter; it will have changed; it will have stayed the same.

Even by The Necks‘ standards, Open feels intensely pure; drummer Tony Buck said in a Guardian interview a decade ago „I really, really love playing the drums. I’ve been doing it for more than 30 years and I enjoy it more than I ever did.“ It’s more than 40 years now, and that love doesn’t seem to have diminished one iota; there is great love for music, for sound, for expression, right through the heart of this record, in Lloyd Swanton’s bass and Chris Abraham’s piano, in the movements they make together, the sound they produce. Open is magical, calming, intriguing, beautiful. It makes me smile to listen to it.“

(Nick Southall, the full review in thequietus.com)

Am kommenden Samstag um 4.05 Uhr beginnen die Klanghorizonte in der Radionacht des Deutschlandfunks mit dem „Cello Song“ von Nick Drake. Und sie enden im besten Philly-Sound auf einem Tanzboden der frühen Siebziger Jahre. Es wird viel gestorben und getanzt und gestürzt und getrauert und geschrien und geseufzt in diesen 55 Minuten. Die Zeit (auch wenn alles so ruhig ist zu Beginn) rast nur so dahin, was ein Gemeinplatz ist, und die Kunst besteht darin, die Illusion des Anhaltens der Zeit zu üben. Für Esoteriker ist das nicht mal eine Illusion: nunc stans. Alles steht still. Auch die Körper im Studio 54, die begehrten, fliegenden, Tom Molton-Extended-Mix-erprobten: sie haben im Gewirbel immer wieder für endlose Sekunden die absolute Ruhe gefunden. Ausfallen muss in dieser Stunde das jamaikanische Ska-Fieber aus der Mitte der 60er Jahre, ein Opfer des „timings“: die Musik dieser Klanghorizonte platzt aus allen Nähten, und ein bisschen was muss ich ja auch erzählen, zu Keith Jarretts Gitarrenmusik und anderen Hippieträumen. Ich werde mein Jefferson Airplane-TShirt tragen. Ein Schüler von Gurdjieff taucht auch auf. Nehmen wir also mal an, dass er sich keine Tüte gezogen hat, wenn er von der „grossen Flut“ erzählt, auf Robert Fripps Album „Exposure“, das so herrlich zerklüftet ist,  und dem Irrsinn und der Erhabenheit diverse Pforten öffnet. Ich glaube, so eine Stunde muss man live moderieren. Ich würde sonst selbst was verpassen. Stellen Sie Ihren Wecker. Programmieren Sie diese Stunde mit dem App des Deutschlandfunks. Holen Sie sich den inoffiziellen Podcast bei „Radiohoerer“ ab. Zeit zum Zeitreisen. Das Ende wird Sie umhauen.

Henning hat mich auf die Idee gebracht (sein Quicksilver Messenger Service-Video-Tipp),
den Plattenschrank einmal wieder nach Langspielplatten aus den Jahren 1970 bis 1975 zu durchforsten. Drei herausragende Meilensteine habe ich mir herausgesucht und begeistert gehört. Zunächst On The Road, ein Livealbum (2 LPs,) der englischen Rockgruppe Traffic. Diese Gruppe, damalige Besetzung Steve Winwood, Jim Capaldi, David Hood, Barry Beckett, Roder Hawkins und Rebop Kwaku Baah, hat 1973 eine Musik gemacht, das konnte man nach Hits wie Paper Sun, Hole in My Shoe, und Here We Go Round the Mulberry Bush überhaupt nicht fassen. Auf On The Road befindet sich kein einziger Zwei-Minuten-Hit, sondern richtig ausladende Rockmusik mit schönen Soloteilen. Herausragend das Zehn-Minuten-Stück (Sometimes I Feel So) Uninspired oder das Achtzehn-Minuten Stück The Low Spark Of High-Heeled Boys. Das Live-Album wurde übrigens in Deutschland aufgenommen (vielleicht in Hannover? Niedersachsenhalle?).
 
 
 

 
 
 
Im Februar des Jahres 1975 veröffentlichte Led Zeppelin ein ganz besonderes Album, eine Platte, die ich persönlich zu den besten dieser Gruppe rechnen möchte, Physical Graffiti. Auch diese LP kam als Doppel-Langspiel-Platte heraus. Die bekannte Besetzung – Jimmy Page (auch Produzent), Robert Plant , John Paul Jones, John Bonham – präsentierte mit dieser Platte damals eine Musik, die das Publikum genauso begeisterte wie die Kritiker. Achtmillionen Platten sollen allein in den USA verkauft worden sein. Und heute, 38 Jahre nach Erscheinen des Albums, das ich mir damals für 23,80 DM (der Preis klebt noch auf der Hülle) erstanden habe, klingt die Musik noch genauso frisch, ja, im Vergleich zu manchem, was heute so an Rockmusik angeboten wird, geradezu progressiv, Jedenfalls: noch immer eine Platte zum Abheben.
 
 
 

 
 
 
Eine dritte Platte, und auch hier handelt es sich um eine Doppel-Langspiel-Platte, wird den Hörer, der ja bereits mit Led Zeppelin abheben konnte, in seiner Begeisterung vielleicht noch etwas mehr anfeuern. Die Rede ist von 4 Way Street, dem dritten Album von Crosby, Stills & Nash, dem zweiten als Crosby, Stills, Nash & Young und wiederum handelt es sich um ein Live-Album (aufgenommen in New York, Chicago und Los Angeles), erschienen im Frühjahr 1971. Das Rolling-Stone-Magazin war begeistert, the reviewer called it „their best album to date.“ Die vierte Seite der Do-LP hat es mir besonders angetan, es beginnt mit Ohio (Young) (3:24), einem bewegendem Lied mit dem die Band 1970 der vier erschossenen Kent-State-University-Studenten gedachte:
 
Tin soldiers and Nixon’s coming,
We’re finally on our own.
This summer I hear the drumming,
Four dead in Ohio.

Gotta get down to it
Soldiers are gunning us down
Should have been done long ago.
What if you knew her
And found her dead on the ground
How can you run when you know?
 
 
 

 
 
 
Dann folgt Carry On (Stills) (13:06), ein echter Party-Hammer. Ich erinnere mich, dass ich auf Studenten-Festen gerne die Live-Version von Chicago`s I´m a Man aufgelegt habe, immerhin fantastische 8:51 Minuten und dann Carry On von Crosby, Stills, Nash & Young folgen ließ, was die Tanzfläche weitere 13 Minuten zum Kochen brachte.-
Ganz in der Stille verabschiedet sich die Platte mit Find the Cost of Freedom (Stills) (2:16), einem wunderschönem Lied.

2013 13 Nov

Umeå

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | Comments off

Bericht aus dem Norden, hier.
 
Wir gucken immer ‚rauf‘, die dort auch viel ‚runter‘, wo wir sind. Anderes Guckgefühl!
 
 
 

 

In nuce
 
VIDEO
 
Later came
 
 

 
 
VIDEO

House at Pooneil Corners, in a New York roof, 1968. Time has gone, sound, sound … NOT
 
 

 
 
VIDEO
 
 
Imagine (or not). Moments of …, oh it’s a great vibration, still!
 
 
 
 

„Diesen Snowdon finde ich gut“, sagt Susanne morgens in der Kaffeepause und Joachim verschweigt dabei eine Bildungslücke, die es alsbald zu schliessen gilt. Wozu Wikipedia, wenn nicht, um solch blinde Flecken nachzubessern?

Zum 5-Uhr-Tee dann: Joachim recherchiert die faszinierende real-life-story, in der Polit-Thriller und Medien-Philosophie Hand in Hand gehen. Wann wohl die Filmrechte vergeben werden für diesen Megaplot? Es begann auf Hawaii und Edward lebte dort ein traumhaftes Leben, doch er verfolgte seit langem schon einen ausgeklügelten Plan … Genialerweise fügt sich auch das abendliche TV-Programm nahtlos in die Recherche ein.

„Was gibts denn heute bei Scobel? Überwachte Welt – na, da fügt sich was!“

Sie diskutieren im Fernsehstudio über die negativen Folgen zunehmender Transparenz. 

„Und wo bleibt Han?“ fragt sich der philosophisch informierte Joachim. Und tatsächlich, im Verlaufe des Gespräches wedelt der TV-Gastgeber verschmitzt mit einem gelben Büchlein in der Hand und bedauert, der Autor des Schriftstücks sei so ungern Studiogast, weil er nicht zum Gespenst der Medien werden wolle – doch es gab ein Treffen.

Und da sitzen sie dann in einer konspirativen Kneipe tief im Wilden Osten der Republik. Scobel meets Billy the Kid alias Byung-Chul Han, den koreanischen Schriftsteller subversiver Phänomenologie in Minibuchform. Als Scobel Han nach Snowden fragt, wird dieser etwas ungehalten: das kommentiere er nicht, denn er hätte das Problem, lange bevor der whistleblower kamin seiner Transparenzgesellschaft schon beschrieben.

Vom Einspieler zurück in der Studiorunde, wird sogleich bestätigt, dass der Philosoph das Thema treffend analysiere und geradezu systemisch betrachte, sich in einem Punkt aber irre: es sei nicht auf individueller, sondern nur auf politischer Ebene zu lösen – schärfere Gesetze zum Schutz der Privatsphäre seien nötig.

Scobel stellt dann noch ein zukünftiges Interview mit Billy the Kid in Aussicht – bis dahin aber studiert Joachim weiterhin andächtig dessen Ansichten vom digitalen Schwarm, und er wird in einer morgentlichen Kaffeerunde mit Susanne sicher davon schwärmen.

2013 10 Nov

Stimmen wie

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 9 Comments

Es ist schon lange her, und die Welt war noch schwarz-weiss, eine ganz andere Art der Wirklichkeitswahrnehmung. Die Bilder waren noch ikonisch. Aus Schattierungen bestehend. Manche Stimmen eröffneten andere Welten.
 
 

 
VIDEO
 
Dann zog die Farbe ein, und es wurden immer mehr Details abgebildet. Die Plattenhüllen wurden zu der Zeit schon farbig bunt.

„Strange face with your eyes so pale and sincere
Underneath you know well you have nothing to fear
For the dreams that came to you when so young
Told of a life where spring is sprung

You would seem so frail in the cold of the night
When the armies of emotion go out to fight
But while the earth sinks to its grave
You sail to the sky on the crest of a wave

So forget this cruel world where I belong
I’ll just sit and wait and sing my song
And if one day you should see me in the crowd
Lend a hand and lift me to your place in the cloud“
– Nick Drake, Cello Song

 

1)  Nick Drake: Cello Song (CD 06, 4´46´´) 

2) Zsofia Boras: Ecrovid, aus  EN OTRA PARTE (CD 09, 2´47´´) 

3) Arthur Russell: Lucky Cloud, aus ANOTHER THOUGHT (CD 04, 2´12´´)

4) Sun Ra /with John Gilmore & Marshall Allen: Tiny Pyramids, aus: ANGELS AND DEMONS AT PLAY  (CD 01, 3´41´´)

5) Simon Fisher Turner: Dhaulagiri aus THE EPIC OF THE EVEREST (CD 05, 2´39´´)

6)  Daniel Lanois: Ice, aus ACADIE (CD 10, 4´21)

7)  Robert Fripp: Exposure, aus EXPOSURE (CD 09, 4´26´´)

8)  Nico: Abschied, aus DESERTSHORE (CD 05, 3´02´´)

9)  Simon Fisher Turner: Ama Dablam , aus THE EPIC OF THE EVEREST (CD 11, 5´13´´)

10)  Keith Jarrett: VIII, aus NO END (Disc 1; CD 08, 3´57´´)

11)  Laraaji: All Pervading, aus CELESTIAL MUSIC (1978-2011)  (Disc II, CD 01, 4´56´´) 

12) The Trammps: Trammps Disco Theme / Zing Went The Strings, aus PHILADELPHIA INTERNATONAL CLASSICS: THE TOM MOULTON REMIXES (Vinyl-Box, LP H/2, 6´00´´ – Ausschnitt) 

 


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz