Manafonistas

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Archives: November 2013

2013 24 Nov

Am Feuer

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Der Garten war ziemlich groß, viel Wiese, ein angenehm lichter Baumbestand, eine Hängematte und vielleicht waren hinter der Dämmerung ein paar Beete angelegt. Wir saßen auf Baumstümpfen oder im Gras um das Feuer herum. Einige kannte ich schon lange, andere gar nicht und ich versuchte, mir anhand möglichst weniger Sätze und sonstiger Codes ein Bild von ihnen zu machen. Ab welchem Moment habe ich das Gefühl, jemanden einschätzen zu können? Ein paar Leute begannen damit, Maronen anzuschneiden und in eine Eisenpfanne zu legen. Jemand übernahm die Rolle, gelegentlich die Maronen in der Pfanne mit einem Holzlöffel umzurühren. Der kleine Junge redete überhaupt nicht. Er ging still umher, spielte mit jemandem Fußball oder kletterte ins Baumhaus. Wer an einem Feuer sitzt, kann reden oder schweigen und einfach nur spüren, wie der Rauch und die Wärme in die Kleidung einziehen.
 
 
 

 
 
 
Ich mag es, wenn mir jemand etwas erzählt, was angreifbar machen kann. Plötzlich vergessen wir die Zeit.

Irgendwann war die Kälte in die Stiefel gezogen.

In der Wohnung der Gastgeberin war es warm und in allen Zimmern und auch im Flur, der als Essbereich diente, standen Musikinstrumente herum. Ein altes Klavier, ein paar Gitarren, diverse Trommeln und an einer Wand hing ein Instrument, dessen Bezeichnung ich vergessen habe. Es stammt aus Ägypten, ist ein Instrument mit zwei Saiten und einem Bogen und ich konnte meine längst verschüttet geglaubten diversen Violinbogentechniken ausgraben und die Gastgeberin hat es mir sogar ausgeliehen.

Es sollte hier im Längsformat platziert sein.
 
 
 

 

1) Marisha Pessl: Die amerikanische Nacht – surreal, fiebrig, virtuos
2) Terry Hayes: I Am Pilgrim (englisch) – ganz grosser Spionageburner
3) Joe R. Lansdale: Dunkle Gewässer – marktwainig
4) Christopher Brookmyre: Die hohe Kunst des Bankraubs – screwball
5) Jorn Lier Horst: Jagdhunde – exzellenter Stil, realitätsnah, norwegisch
6) Pete Dexter: Paperboy – schwärzester amerikanischer Albtraum
7) Robert Crais: Strasse des Todes –  einer der besten Romane mit Cole & Pike
8) Stephen King: Joyland – wohltuend wohldosierte mystery
9) Warren Ellis: Gun Machine – abgedrehter Trip in die ewigen Jagdgründe
10) Tom McNeil: Far, Far Away (englisch) – Jacob Grimm lebt noch!
11) James M. Cain: Abserviert – gekonntes Spiel mit Erwartungen
12) Adrian McKinty: Der katholische Bulle – hard-boiled in Irland
13) Lee Child: 61 Stunden – gnadenloser Countdown mit Zwischentönen

 

Es gibt in dieser persönlichen Auswahl keine zwei Thriller, die sich stilistisch ähneln. Manche Autoren schreiben „literarisch“, andere schön spröde, manche haben einen minimalistischen Ansatz von Zeit und Raum, andere pflegen eine Prise „mystery“, oder mischen den Thriller und die „coming of age“-Story. Eins verbindet alle Bücher: sie haben mich zwischen die Buchdeckel gesogen, mich vom Rest der Welt absorbiert, und diverse Eingriffe in mein Zeitgefühl vorgenommen. Manfred Sarrazin (R.I.P) war immer ein grosser Fan von Cole und Pike und Reacher, Terry Hayes hätte er geliebt, und mit seinem wunderbar kauzigen Humor angepriesen. Der beste Thriller des Jahres (Kino) war in meinen Augen Prisoners, die beste Thriller-Serie „Homeland, Season 2“. Ich mag aber auch den herrlich paranoiden Irrsinn der ersten Staffeln von „Person of  Interest“. Und ich freue mich total auf das Finale von Mad Men (Season 6), und das ist überhaupt nichts Thrilleriges  (von aussen betrachtet :)). 

2013 23 Nov

Morgennotizen

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1 – Ich habe lange nicht mehr so wenig geschlafen wie heute. Fortgeschrittenes sexfreies Im-Bett-Sich-Drehen war angesagt. Zuletzt eine Nacht durchgemacht habe ich noch im alten Jahrtausend, nachdem Eberhard Weber Bass solo spielte in den Cuevas de los Verdes auf Lanzarote, und Bang On A Can hernach auf akustischen Instrumenten Brian Enos Meisterwerk Music For Airports darboten und dabei die in der Originalfassung fein unter der Oberfläche gehaltenen Emotion voll auslebten. Eine Verwandlung von ätherischer Sehnsucht in hemmungslose Traurigkeit der herzerweichenden Art. Hernach war ich mit den Streichvirtuosen aus den USA stundenlang in einer Bar in Arrecife, und die Diskothek, in der wir gegen vier Uhr nachts strandeten, spielte unendlich schlechte Bumsmusik. Da war das, was The Trammps in den Klanghorizonten spielten, abgemischt vom Tom Moulton, göttlicher Stoff.

2 – Ich weiss gar nicht, wie oft heute in der Sendung von New York die Rede war, und die 80er und 70er ständig die Bühne tauschten. Da die Zeit wieder mal raste (und es keine Chance gab, sie anzuhalten, wie sollte ich auch, ich bin schliesslich Epikuräer und kein Mystiker), blieben viele Dinge unausgesprochen, der Anfang eines „Disko-Gedichts“ von Silke Scheuermann etwa, oder wie Nico im aggressiven Vollrausch eine Frau brutal in den Hals schnitt, im Chelsea Hotel, und dann, aus berechtigter Furcht vor einer Racheaktion der Black Panther, über Nacht nach Kairo ausgeflogen wurde, etc.). Gerne hätte ich auch noch eine Passage aus Patti Smiths Buch „Just Kids“ vorgelesen, aber da scharrten The Trammps schon mit den Füssen. Nebenbei bemerkt, zweimal fiel der Name Brian Eno heute Nacht, und doch liess ich unerwähnt, dass es seine Stimme war, die ad infinitum das Wort „Exposure“ buchstabierte. Ich liebe es, wie Terry Roche sich einmal auf diesem Fripp-Stück die Seele aus dem Hals schreit.

3 – Was macht man nach so einer durchgewachten Nacht? Nicht viel. Ich bin jetzt eine Couchkartoffel, werde die sieglosen Spiele von Borussia Dortmund gegen Bayern und Neapel (wir spielen ohne komplette Viererkette, alle schwer verletzt, so was gab es seit den Kreuzbandrissen von Chappi Chapuisat und Kalle ‚Air‘ Riedle nicht mehr) mit Gelassenheit zur Kenntnis nehmen. Und, mein Highlight, bei A-Musik erstand ich gestern in Köln auch noch eine nie gehörte Reggaesscheibe aus dem Jahre 1970, die lange als vergrabener Schatz galt: Double Barrell, von Dave and Anselm Collins. Mein Rega Planar 6 wird sich auf dieses Futter freuen, und ich trinke zum Abend hin ein Glas Rotwein aus Australien, einen „Blue Eyed Boy“ für besondere Gelegenheiten, spreche einen Toast aus auf alle Manafonistas & Associates, die zu dieser sehr speziellen Nachtstunde beitrugen, mit konkreten Ideen oder guten Energien. A votre sante.

2013 23 Nov

Nachtarbeit

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2013 23 Nov

Nachtnotiz

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Mehr als tieferes Dösen und kurze, traumerinnerungslose Schlafmomente waren das nicht, ich wurde schon vor der Zeit von meinen Weckern wach, sprang unter die Dusche, und fuhr durch ein nächtliches Köln, in dem noch viele Lebenshungrige wie Ermattete durch die Strassen wandelten. Die Freuden des Herbstlichts sind vom Neon verschluckt. Also, Baldrian kann ich ja wohl in die Tonne hauen. Jetzt dauert es noch eine gute halbe Stunde, bis das Rotlicht anspringt und die Namen Marc Almond, Donna Summer und Nick Drake  die Zeitmaschine anwerfen. Im Auto hörte ich den Song „You“ von Dion. Nein, nicht Celine Dion, ich bitte Sie, auch nicht Dionne Warwick. Ein wunderbarer knapp dreiminütiger sentimentaler Kracher „from good old times“, woher auch sonst. Die Platte aus dem Jahre 1969 trägt den Titel „Wonder Where I’m Bound“. Zu diesem Lied finde ich in einer alten „Uncut“ folgende Bemerkung: „The key artefact is a slice of transcendent folk/rock glory: “Now”. Riding a gentle, carnival melody and existential lyric (which subtly answers “Like A Rolling Stone” in its dramatic chorus: “No-one knows better than I how you feel”), “Now” is a live-for-the-moment tour de force, a masterpiece of tone, verve, sustain-and-release, and breathless pop immediacy.“ Es ist der Song, den ich zu gerne noch in die „Klanghorizonte“ hineinschmuggeln würde.

 
Oft muss man ganz schnell sein, um Eindrücke der besonderen Lichtmomente des Herbstes wiedergeben zu können
 
 
 

 
 
 
Die primäre Erfahrung ist manchmal von der Art, dass man sie nicht durch Apparatarbeit stören möchte
 
 
 

 
 
 
Man kann sich manchmal auch fragen, ob man überhaupt sollte
 
 
 

 
 
 
Schauen, anschauen, erschauen, aufnehmen, vorbeigehen lassen
 
 
 

 
 
© FoBo_HenningBolte

On my way to, auf dem Wege nach, Copenhagen, Kopenhagen, København. Genauer noch zum Ortsteil Frederiksberg, wo die jährliche Verleihung der Musikpreise für den Jazz stattfindet. To attend the annual Danish music award ceremony. Jetzt aber kein weiteres Simultandolmetschen mehr für ewig Monolinguale.
 
 
 

 
 
 
Langes Stuhlsitzen, denn die Zeremonie wird live im Radio übertragen. Sehr gespannt darauf, wie das dänische Zeremoniell abläuft. Bei solchen Gelegenheiten gibt es ja tiefersitzende Kodes, die nicht ohne Weiteres lesbar sind und schon gar nicht direkt mitgeteilt werden.

There are “25 nominations in the following categories; Danish Jazz Composer of the year, Best New Danish Jazz Artist, Best Danish Vocal Jazz Release, Best Danish Special Release, Best Danish Jazz Release of the year and Best artist in the category „Jazz For Kids“ Only 3 nominees are repeats – Jakob Bro / Thomas Knak incorporates three nominations, while Elena Setien and Jacob Anderskov each nominated for two awards.”

Am Sonntagnachmittag hat sich – im wiedereröffneten Montmartre Club – gar Bobo Stenson mit seinem Trio angesagt. Ein schnelles Wiedersehnhören. Und am Samstagabend steht Köstlichkeit bei Mielcke & Hurtigkarl an. Jakob Mielcke bringt die Sinne mit seinen Kompositionen von Nahrungselementen auf höhere Umlaufbahnen. Ich habe eher über dieses Fest der Sinne geschrieben und darf mich glücklich schätzen, dass mir und meinem Sohn Dikran, freundlicherweise einer der begehrten Plätze für den Samstagabend eingeräumt wurde. Meine Geschmacksnerven feuern beim Schreiben dieser Sätze noch vom letzten Mal – das war im Sommer 2012.
 
 
 

 
 
 
Ich werde auf die nächtliche Zeitreise aus der Kölner Bucht trinken!

Wieder viele Eindrücke und dabei liegt London noch reichlich frisch in der Erinnerung. Tigran Hamasyan hat nach Verlaut von John Fordham im Guardian am vergangenen Dienstag die Sache dort schwer aufgemischt. Meine Gedanken zu DUTCH SCENE(RY) stehen jetzt (herunterladbar) auf der Site des London Jazzfestival .

2013 22 Nov

Abendnotiz

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Gerade köstlich gegessen beim Italiener Il Gambera nahe meines Kölner Hotels. Als Schlaftrunk den vino casa getrunken, rot, mit leichter Note von Schattenmorelle und luftigem Abgang. Ein paar Vinylprodukte bei A-Musik erstanden, unter anderem die neue Burnt Friedman (s. Kommentar 1), eine 12-inch. Und ein Duo mit dem Mastermind von Sunn-o)))) und Mika Vainio. Vielversprechend: die letztgenannte Scheibe dürfte so eine Art experimenteller Techno-Metal-Drone-Noise sein, und diese beiden Musiker gehören zu den wenigen, die mich in diesen Grenzfeldern begeistern können. War immer Pan Sonic-Freund. Der Clou ist, ein Kritiker, der in den letzten Wochen viel ECM-Musik gehört hat, vergleicht das Kristalline, das Sounds-and-Silence-Terrain dieser doch recht unterschiedlichen Welten miteinander. Als würde man bei Vainio an Pärt denken können. Ich bin verblüfft. Wer interessiert ist, kann sich einen Schnipsel bei Editions Mego anhören, wo diese Arbeit erschienen ist. Vinyl wird derzeit nachgepresst. Jetzt im Hotel, Baldrian als Einschlafdragee. Wahrscheinlich wird Baldrian überschätzt, habe leider nichts Härteres. Kann schlecht einschlafen, wenn ich weiss: 3 Uhr nachts klingelt es mich aus den Träumen. Lese jetzt noch die letzten Seiten des vorzüglichen norwegischen Thrillers Jagdhunde. Wahrscheinlich ein Fehler :) Aber Rotwein und Baldrian mögen ihre Wirkung tun.

Café OTO, in der Nähe der U-Bahnstation Dalston-Junction gelegen, nicht weit vom (älteren) Vortex, das an der nächsten U-Bahnstation (Dalston Kingsland) liegt. OTO ist ein kahler Klub, wo die Musik der offenen Ränder ein Zuhause hat und findet (hier   Nachbarschaftsgespräch).
 
 
 

 
 
 
Hier gibt es als erstes das Trio des jungen Schweizer Posaunisten Samuel Blaser mit einem alten Hasen, dem messerscharfen Gitarristen Marc Ducret und dem dänischen Schlagwerker Peter Bruun, der bereits seinen manafonistischen Einstand hatte. In der Mitte das Power-Quartett des jungen Hundes Guillaume Perret, ein aufstrebender französischen Musiker, der sein Saxophon elektrisch gitarrisiert. Schlussendlich das taufrische, sich gerade aufbauende Assemblée von Luc Ex mit den beiden Saxofonisten Ab Baars und Ingrid Laubrock sowie dem sturmerprobten Chicagoer Schlagzeuger Hamid Drake.
 
 
 

 
 
 
Blaser, Ducret, Bruun. Ich habe die drei nun seit Juni dreimal mitgemacht und spielen sehen: in Berlin, in Umeå und nun in London. Posaune und Gitarre, eine wunderbare Kombination mit Möglichkeiten zuhauf. Und wenn dann noch die Richtigen spielen … wie diese zwei, dann funkt’s. Die Musik spielt sich nach den Monaten des Tourens aufblitzend auf Messers Schneide ab – siedend heiss, gleissglitzernd, getragen vom tausendfach raschen Nadelschlag, den Peter Brunn entfacht. Sie lässt sich nicht so einfach fassen, die vorwärts schnellende Form, die dabei entsteht. Grossartig, wie sie sich verdichtet, verschärft, umschlägt, tobt, gleitet, singt und springt. Verrückt die Komprimierung bei Ducret und die Art wie er dem battente auf den Saiten eine neue Dimensionen abgewinnt. Auch das kann Schlaggitarre sein.

Formverschiebung, Formverdichtung, Aufgehen, Verschwinden – es ist ein fortwährend auf hohem Niveau erschliessendes Spielen. Das Vierzig-Sekunden-Thema von Strawinskys Fanfare for A New Theatre erscheint diesmal gleich zu Anfang und expandiert dann. Blaser, Bruun und Ducret liefern über die Abwechselung der Reihenfolge ein faszinierendes Spiel mit der Mitte, um die Mitte und mit der (Un-)Bestimmtheit der Form. Wild, ohne dass jemand den wilden Mann raushängen oder auf Power machen müsste. Diese drei gehen konsequent ihren Weg. Auf Messers Schneide. Und das Ende der Fahnenstange, es ist noch lange nicht in Sicht! Es ist ein fortlaufendes Auskristallisieren und Austarieren scharfer Formen und glühender Texturen.

Und dann Luc Ex Assemblée mit den beiden Saxofonisten Ab Baars und Ingrid Laubrock sowie dem sturmerprobten Chicagoer Schlagzeuger Hamid Drake. Luc Ex ist für die kompositorischen Vorgaben zuständig und spielt akustische Bassgitarre. Und wie!

Dieser wunderbar stumpfe Klang seines Instruments, der sich zwischen den nordafrikanischen Lauten, der Guimbri und der Doussn Goni bewegt. Abwechselnd gerupft und geschruppt im Verein mit Hamid Drakes prasselndem Geschläge schaffen sie ein rauhes Gestrebe, das sich mit dem Atem der beiden Windinstrumente verschränkt, deren Farben verwirbelt, sie fängt, sie aufsteigen und wie ein Funkenflug sprühen lässt.
 
 
 

 
 
 
Baars und Laubrock, Laubrock und Baars sind eine wahrlich goldene Kombination, in der beide nur noch besser werden. Eine reine Freude, wie sie kürzeln und dann wieder schweifen, wie sie in einem Moment andeuten und im nächsten voll hineintauchen. Und all das mit dem Ernst der Selbstverständlichkeit, der Leichtigkeit des Unwiederholbaren und der Schönheit des gerade noch Greifbaren. Wenn Baars zur Klarinette griff, immer im ultimen Moment, stand das Erstaunen sich selbst gegenüber (und tanzte Tango).

Das ist das Gute am Londoner Jazzfestival. Man kann an die verschiedensten Orte ziehen und da Besonderes an originärem Ort mitmachen. Voraussetzung: man lässt sich durch Ort und Besonderheit leiten und nimmt sich Zeit und Raum fürs Hin- und Herbewegen.
 
alle Photos © FoBo_HenningBolte
 
 
Luc Ex (taken from my article DUTCH SCENE(RIE)S – A SNAPSHOT)
 
 

 
 
 
„… groups drawn from the older generation, each joined by a musician of the middle generation – which in itself makes a valuable point about the way that creativity passes down the years. One is a brand new formation of bass-guitarist Luc Klaasen – aka Luc Ex (1958) because of his long time membership of legendary Dutch band The Ex, one of the cornerstones and most longstanding groups on the Dutch scene.

Luc Ex’s new band brings raw elements of clashing sound and distortion whilst maintaining an anchor in the signature format of a classic jazz quartet. He is joined by prominent reeds specialists from two generations, Dutchman Ab Baars (1955), member of ICP, and American-German Ingrid Laubrock (1970), formerly working in the London scene, and now one of the outstanding younger voices of the present New York scene. The quartet is completed by one of the strongest free improvising percussionists of these day, Chicagoan Hamid Drake (1955). Baars and Drake know each other from various earlier collaborations. Luc Ex worked with Laubrock in Dutch-English ensemble Sol 6 – which he founded back in 2008 together with British pianist Veryan Weston – and the multinational Sol 12. Sol6 is an ever fascinating chamber-hybrid of cabaret, punk, deep groove and free improvisation where Satie meets Bacharach meets Eisler meets Lacy etc.. The new band, Assemblée, leans on older collaborations but there is more than enough new and unknown territory left – an enterprise that fits into the polarities of orchestration mentioned earlier.
 
 
 

 
 
 
It is perhaps worth dwelling on Ab Baars – one of the mainstays of the Dutch scene for some decades. On the one hand he is a highly idiosyncratic musician with a kind of stylishness and noblesse which is rare in the Dutch scene (famous quote of the old master Misha Mengelberg: “Ab always plays Ab-music.”) On the other hand he is a sought-after musician who travels to Chicago, Scandinavia, Norway, England, Italy. He is very much linked and associated with the old impro-garde but to the same extent he is his own man. His most stable constellation besides the ICP Orchestra ( he’s been a member since 1986), is a delicate duo with violinist Ig Henneman. Again in the words of Misha Mengelberg: he is not “corruptible” – with all his distinctive qualities, he feels at home with the The Ex as well as he feels at ease with singer Fay Victor or french hornist Vincent Chancey. He plays tenor saxophone, clarinet and studied the Japanese bamboo flute shakuhachi which he regularly uses in his work.“

In einer grossen fernen Stadt fand ich in einer grossen vielstöckigen Altbauwohnung Hunderte meiner Klanghorizonte-Sendungen. Zum Teil akkurat archiviert, gingen die alten Chromkassetten bis ins Jahr 1998 zurück, starteten also acht Jahre nach meinem Arbeitsantritt als Nachtfalke. Die Listen der einzelnen Shows liessen im Takt eines rasanten Tak-Tak alter Diaprojektoren Bilder und Gefühle aufsteigen, wie Rauchwolken in der Ferne, aber klar konturiert, und mit Adleraugen noch schärfer gestellt. Zwischendurch huschte Nick Drake vorbei, ja, der Cello-Song, vor zehn Jahren hatte ich ihn zuletzt gespielt, jetzt taucht er am Samstag wieder auf. Die Archivarin kannte die Sendungen gut, und erzählte mir, wie sie an meiner Stimme meine jeweilige Gefühlslage ausfindig machte. Manchmal tauchen in den „playlists“ einzelne Sätze meiner Moderationen auf, in solch verdichteter Form bin ich meinem historischen Ego noch nie begegnet. Gelebtes Leben, in Klängen gehortet. Da war erst mal ein Spaziergang durch die Nacht angesagt. Und ich sagte, wie schön es sei, in ein paar Tagen eine weitere Zeitreise anzutreten, in der viele alte Jahre gestreift werden, und selbst der Tanzboden am Ende der Stunde voller doppelter Böden, und bodenlos sei. Let the power fall! 

 
 
 

 


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