Manafonistas

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2013 15 Nov

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (56)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 4 Comments

Henning hat mich auf die Idee gebracht (sein Quicksilver Messenger Service-Video-Tipp),
den Plattenschrank einmal wieder nach Langspielplatten aus den Jahren 1970 bis 1975 zu durchforsten. Drei herausragende Meilensteine habe ich mir herausgesucht und begeistert gehört. Zunächst On The Road, ein Livealbum (2 LPs,) der englischen Rockgruppe Traffic. Diese Gruppe, damalige Besetzung Steve Winwood, Jim Capaldi, David Hood, Barry Beckett, Roder Hawkins und Rebop Kwaku Baah, hat 1973 eine Musik gemacht, das konnte man nach Hits wie Paper Sun, Hole in My Shoe, und Here We Go Round the Mulberry Bush überhaupt nicht fassen. Auf On The Road befindet sich kein einziger Zwei-Minuten-Hit, sondern richtig ausladende Rockmusik mit schönen Soloteilen. Herausragend das Zehn-Minuten-Stück (Sometimes I Feel So) Uninspired oder das Achtzehn-Minuten Stück The Low Spark Of High-Heeled Boys. Das Live-Album wurde übrigens in Deutschland aufgenommen (vielleicht in Hannover? Niedersachsenhalle?).
 
 
 

 
 
 
Im Februar des Jahres 1975 veröffentlichte Led Zeppelin ein ganz besonderes Album, eine Platte, die ich persönlich zu den besten dieser Gruppe rechnen möchte, Physical Graffiti. Auch diese LP kam als Doppel-Langspiel-Platte heraus. Die bekannte Besetzung – Jimmy Page (auch Produzent), Robert Plant , John Paul Jones, John Bonham – präsentierte mit dieser Platte damals eine Musik, die das Publikum genauso begeisterte wie die Kritiker. Achtmillionen Platten sollen allein in den USA verkauft worden sein. Und heute, 38 Jahre nach Erscheinen des Albums, das ich mir damals für 23,80 DM (der Preis klebt noch auf der Hülle) erstanden habe, klingt die Musik noch genauso frisch, ja, im Vergleich zu manchem, was heute so an Rockmusik angeboten wird, geradezu progressiv, Jedenfalls: noch immer eine Platte zum Abheben.
 
 
 

 
 
 
Eine dritte Platte, und auch hier handelt es sich um eine Doppel-Langspiel-Platte, wird den Hörer, der ja bereits mit Led Zeppelin abheben konnte, in seiner Begeisterung vielleicht noch etwas mehr anfeuern. Die Rede ist von 4 Way Street, dem dritten Album von Crosby, Stills & Nash, dem zweiten als Crosby, Stills, Nash & Young und wiederum handelt es sich um ein Live-Album (aufgenommen in New York, Chicago und Los Angeles), erschienen im Frühjahr 1971. Das Rolling-Stone-Magazin war begeistert, the reviewer called it „their best album to date.“ Die vierte Seite der Do-LP hat es mir besonders angetan, es beginnt mit Ohio (Young) (3:24), einem bewegendem Lied mit dem die Band 1970 der vier erschossenen Kent-State-University-Studenten gedachte:
 
Tin soldiers and Nixon’s coming,
We’re finally on our own.
This summer I hear the drumming,
Four dead in Ohio.

Gotta get down to it
Soldiers are gunning us down
Should have been done long ago.
What if you knew her
And found her dead on the ground
How can you run when you know?
 
 
 

 
 
 
Dann folgt Carry On (Stills) (13:06), ein echter Party-Hammer. Ich erinnere mich, dass ich auf Studenten-Festen gerne die Live-Version von Chicago`s I´m a Man aufgelegt habe, immerhin fantastische 8:51 Minuten und dann Carry On von Crosby, Stills, Nash & Young folgen ließ, was die Tanzfläche weitere 13 Minuten zum Kochen brachte.-
Ganz in der Stille verabschiedet sich die Platte mit Find the Cost of Freedom (Stills) (2:16), einem wunderschönem Lied.

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4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Mein alter Kumpel Olaf ist die Led Zep-Koryphäe. Er schwärmte immer von Physical Graffiti. War nie meine Band, bis auf Teenagers Lieblingsled Stairway to Heaven.

    4-Way-Street war natürlich ne Hausnummer damals, aber Youngs Soloalben standen mir immer näher, Ohio war natürlich hinreissend, ich mochte auch die Version von vier Hippies im Jardin du Louxembourg on a hot summer day. El la fille qui chantait. Sagt man das so?

    Das Traffic-Doppelalbum habe ich Dortmund im Amsterdam Record Shop gekauft. Ich weiss nicht, on es mir heute noch so gefallen würde. Aber rücklblickend war es die drittbeste Musik, die ich in diesem Record Shop gekauft habe. Pft war ich nicht in dem Laden. übertroffen wurde es nur noch vom Köln Concert und Miles‘ Doppelalbum Get Up With It. Wieso kann ich mir die Plattenläden merken?? Erst Jahre später erfuhr ich,wie sehr Brian Eno daraus He Loved Him Madly unendlich liebte, und es wunderte mich nicht.

  2. Henning:

    Traffic On The Road war für mich damals DAS Ding. Ich weiss im Moment nicht mehr, wo ich die Truppe live gesehen habe, in Hannover oder Oldenburg. Muss ich noch ein bisschen im Gedächtnis kramen. Jim Capaldi ist vor einigen Jahren davongegangen und Steve Winwood hat mich die letzten zwanzig Jahre nicht mehr so recht begeistern können. Schade.

    Gruss aus London. Morgen Auftritt hier.

  3. Michael Engelbrecht:

    Wünsch dir einen guten Auftritt, und harre der Berichte. Bin Dienstag in Frankfurt bei These New Puritans. Noch mal zu Traffic: in der Musik war immer unheimlich viel los, und trotzdem war sie sehr melodisch. Stevie Winwood war später in all seinen Soloarbeiten seltsam steril, das Unheimlich-Lebendige der Traffic-Zeit blieb unerreicht. Human Alchemy. Ich glaube, ich muss mir das Teil noch einmal besorgen und das längste Stück noch einmal, wie in alten Tagen, was natürlich nicht so ganz geht, hören.

  4. Michael Engelbrecht:

    P.S. Ich habe mir das Traffic-Teil mal bestellt, als CD für 6.97 Euro oder so. Wieviel haben wir früher für das Doppelalbum bezahlt. 21.95 DM, oder 29.95 DM? Dieser erwähnte Amsterdam Record Schop existierte nur wenige Jahre. Ich war wohl nur ab und zu darin, in Semesterferien oder auf Wochenenden daheim. Ich kann mich auch seltsamerweise nur an den Kauf dieser drei Vinyl-Produkte erinnern, womöglich, weil das Erlebnis des ersten Hörens und des unmittelbar vorangegeganenen Einkaufs durch Nähe und emotionale Durchschlagskraft eine klassische Konditionierung darstellten.


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