Henning hat mich auf die Idee gebracht (sein Quicksilver Messenger Service-Video-Tipp),
den Plattenschrank einmal wieder nach Langspielplatten aus den Jahren 1970 bis 1975 zu durchforsten. Drei herausragende Meilensteine habe ich mir herausgesucht und begeistert gehört. Zunächst On The Road, ein Livealbum (2 LPs,) der englischen Rockgruppe Traffic. Diese Gruppe, damalige Besetzung Steve Winwood, Jim Capaldi, David Hood, Barry Beckett, Roder Hawkins und Rebop Kwaku Baah, hat 1973 eine Musik gemacht, das konnte man nach Hits wie Paper Sun, Hole in My Shoe, und Here We Go Round the Mulberry Bush überhaupt nicht fassen. Auf On The Road befindet sich kein einziger Zwei-Minuten-Hit, sondern richtig ausladende Rockmusik mit schönen Soloteilen. Herausragend das Zehn-Minuten-Stück (Sometimes I Feel So) Uninspired oder das Achtzehn-Minuten Stück The Low Spark Of High-Heeled Boys. Das Live-Album wurde übrigens in Deutschland aufgenommen (vielleicht in Hannover? Niedersachsenhalle?).
Im Februar des Jahres 1975 veröffentlichte Led Zeppelin ein ganz besonderes Album, eine Platte, die ich persönlich zu den besten dieser Gruppe rechnen möchte, Physical Graffiti. Auch diese LP kam als Doppel-Langspiel-Platte heraus. Die bekannte Besetzung – Jimmy Page (auch Produzent), Robert Plant , John Paul Jones, John Bonham – präsentierte mit dieser Platte damals eine Musik, die das Publikum genauso begeisterte wie die Kritiker. Achtmillionen Platten sollen allein in den USA verkauft worden sein. Und heute, 38 Jahre nach Erscheinen des Albums, das ich mir damals für 23,80 DM (der Preis klebt noch auf der Hülle) erstanden habe, klingt die Musik noch genauso frisch, ja, im Vergleich zu manchem, was heute so an Rockmusik angeboten wird, geradezu progressiv, Jedenfalls: noch immer eine Platte zum Abheben.
Eine dritte Platte, und auch hier handelt es sich um eine Doppel-Langspiel-Platte, wird den Hörer, der ja bereits mit Led Zeppelin abheben konnte, in seiner Begeisterung vielleicht noch etwas mehr anfeuern. Die Rede ist von 4 Way Street, dem dritten Album von Crosby, Stills & Nash, dem zweiten als Crosby, Stills, Nash & Young und wiederum handelt es sich um ein Live-Album (aufgenommen in New York, Chicago und Los Angeles), erschienen im Frühjahr 1971. Das Rolling-Stone-Magazin war begeistert, the reviewer called it „their best album to date.“ Die vierte Seite der Do-LP hat es mir besonders angetan, es beginnt mit Ohio (Young) (3:24), einem bewegendem Lied mit dem die Band 1970 der vier erschossenen Kent-State-University-Studenten gedachte:
Tin soldiers and Nixon’s coming,
We’re finally on our own.
This summer I hear the drumming,
Four dead in Ohio.
Gotta get down to it
Soldiers are gunning us down
Should have been done long ago.
What if you knew her
And found her dead on the ground
How can you run when you know?
Dann folgt Carry On (Stills) (13:06), ein echter Party-Hammer. Ich erinnere mich, dass ich auf Studenten-Festen gerne die Live-Version von Chicago`s I´m a Man aufgelegt habe, immerhin fantastische 8:51 Minuten und dann Carry On von Crosby, Stills, Nash & Young folgen ließ, was die Tanzfläche weitere 13 Minuten zum Kochen brachte.-
Ganz in der Stille verabschiedet sich die Platte mit Find the Cost of Freedom (Stills) (2:16), einem wunderschönem Lied.