Das Frühstück im Hotel Norge ist grandios. Ob es um den Waffelteig geht, der nach altem Hausrezept hergestellt wird, um die diversen Arten von Brot, die aus einer berühmten Bäckerei vor Ort stammen, um die Kunst, ein englisches Spiegelei zu bereiten, oder um taufrische Smoothies, die zwischendurch verabreicht werden, die Tage nehmen in Kristiansand einen guten Anfang.
Jan Bang, der vielbeschäftigte Live-Sampler, scharrt schon mit den Füssen, und wenn er gerade mal nicht mit dem Pianisten Tigran Hamasyan eine Zeitreise antritt (das Konzert des Duos (mit special guest Eivind Aarset) zählte zu den Highlights des ersten Tages), erzählt er, mit der Lust an den winzigen Details, die er in seinen Kompositionen pflegt, Geschichten aus seinem Leben: einst arbeitete er aushilfsweise als Kellner, der vor edlem Publikum den Wein zu kredenzen hatte. Ohne ausreichende Kenntnisse, und nur mit dem Halbwissen aus italienischen B-Movies ausgestattet, wobei er wohl diverse Mix- und Sommeliertugenden durcheinanderbrachte, schüttelte er schon mal die geschlossene Flasche mit aller Heftigkeit, ehe er sie entkorkte und verdutzten Gästen zum Trank eingoss. Ganzen Körpereinsatz legt er auch auf der Bühne an den Tag, wenn er den Körper elastisch krümmt und biegt, und das Hantieren an Knöpfen und Schaltern eine unerwartet sinnliche Darbietung erfährt.
Heute wird David Sylvian seinen Auftritt haben, die Weltpremiere, nichts weniger, seines Trios mit Stephan Mathieu und Christian Fennesz, The Kilowatt Hour. Wer Sylvians Weg seit „Blemish“ skeptisch verfolgt, wird auch heute nichts zu lachen haben. Denn alle Nostalgie wird der Musik abhanden kommen, die Erinnerung wird allenfalls einige Sekunden in der Zeit zurückweichen, die maximale Strecke, um nichts als reine Gegenwart zuzulassen, im besten Fall.