Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: September 2013

1)  Scott Walker: Boy Child, aus SCOTT 4, CD 07, 3’36 2) Arve Henriksen: le sacristan, aus PLACES FOR WORSHIP, cd 03, 3’08 3)  Pierre Favre: Katybaby, aus ABANABA (DRUMS & DREAMS), CD 02, 4’16 4) Laurie Spiegel: The Expanding Universe, aus THE EXPANDING UNIVERSE, LP 1/1, 28’32 5) Arve Henriksen: le cimetiere marin, aus PLACES OF WORSHIP, cd 03, 4’26 6)  Marc Sinan: Asik Eminoglu Hicivi, aus: HASRETIM – JOURNEY TO ANATOLIA, CD 11, 4’35 7)  Marc Sinan:  In Memory of Vahide, aus: HASRETIM – JOURNEY TO ANATOLIA, CD 12,  3’00 (Ausschnitt) 

 

DIESE SENDUNG IST LIVE.

 

p.s.  – Hasretim – Journey to Anatolia

p.p.s. – Henriksen is the creator of a stunningly beautiful innovation in trumpet playing: making it sound like a breathy shakuhachi flute. Following a boxset retrospective, it´s never sounded more settled, on perhaps his most straightforwardly gorgeous set yet. Puffs of Chet Baker-style melody bloom amid rich strings, ghostly samples and his girlish voice, with an almost spoken ballad from Erik Honoré a sentimental but lovely ending. (Uncut (UK))

p.p.p.s. – „It would be severely reductive, however, to paint a picture of a starry-eyed naïf having a bit of fun with machines, and there are so many depths and layers to The Expanding Universe that it quickly exerts a dreamlike, hypnotic thrall. The title track is a towering, near-30-minute masterpiece in which slow-moving drones intersect and accumulate into a giant sonic edifice. It’s one of the greatest pieces of minimalism this reviewer has heard in some time, and stands comparison with the best works of Eliane Radigue, Pauline Oliveros, LaMonte Young and Tony Conrad, whilst also sharing some of the psychedelic qualities of Zeit-era Tangerine Dream. It’s this balance of the intellectual and the playful, the computer science and the musicality, that lends The Expanding Universe its rather unique charm.“ (Dusted)

p.p.p.p.s. „Da wuchtet er nun und klackt und klopft und ploppt und tröpfelt, rattert und raunt, zischt und gischtet, klongt und gongt, grummelt, grollt und donnert, und all das zärtlich und formbewusst wie selten einer sonst: Und es fesselt und fasziniert. Oft ganz leise und in ruhiger Bewegung präsentiert sich dieses Schlag- und Percussion-Instrumentarium.“ (Roland Spiegel über Pierre Favres Solo-Drum-Werke, bei Intakt unter dem Titel DRUMS AND DREAMS wiederveröffentlicht)

I have a deep respect for them as persons and musicians, but this doesn’t make me blind or deaf  for their artistic lows. So these two albums of 2013, La Notte and Melodic Warrior, belong to the category of, friendly speaking, 2-star-albums in the career of Ketil Bjornstad and Terje Rypdal (with the Hilliard Ensemble). Overly pathetic stuff, conceptionally wrong-footed from the first to the last note, boring with not so funny side effects, not even inducing sleep as a relief. But, well, the ubiquitious John Kelman sings their praise. There are always two opinions. Maybe there is another guy or girl in the universe who shares John’s enthusiastic response to these albums: please let me know!

Manfred Eicher ist ein Mensch, dessen Haupttätigkeit darin besteht, genau, und sehr tief zuzuhören, der alles unternimmt, eine Art Konversation zwischen den Instrumenten herzustellen, also, den Moment einzufangen. Und eine weitere grosse Fähigkeit von ihm ist, ein Repertoire von vielen Stücken, die vielleicht sehr unterschiedlich sind, auf einen gemeinsamen Raum zusammenzuführen. Und in Lugano im Studio war die erste wesentliche Entscheidung von ihm, dass wir uns so aufstellen, also ob wir ein Konzert spielen, was zur Folge hat, dass die einzelnen Spuren der Gitarren nicht getrennt sind, und man kann nichts im nachhinein reparieren, und deshalb spielt man auch anders. Man spielt so, als wäre es ein Konzert, jede Note zählt und entscheidet, im Unterschied zu einer Vorgehensweise, wo man mehr oder weniger Material sammelt, aus dem man dann später etwas bauen könnte. Wir waren sehr gut geprobt, wir hatten vorher vier Tage in Basel die neuen Stücke erarbeitet, und wir wollten so viel wie möglich über die Stücke im vorhinein wissen, um dann halt im Moment ganz flexibel zu sein. Sobald man aufnimmt, herrschen sowieso andere Gesetze, und es ist das Beste, man entwickelt eine Einstellung, die sozusagen das konkrete Bild vom Resultat nicht in den Vordergrund rückt, sondern man nimmt alles, was im Moment passiert, an. Das ist überhaupt die grosse Vorraussetzung des Musizierens allgemein. Üblicherweise führt dieser Ansatz eben zu einer organischen Musik, die nichts herzeigen will, und wo dann auch schneller ihre technisch schwierigen Passagen nicht als show-off daherkommen. (me)

Wie würde Wagner heute die technischen Möglichkeiten moderner Studiotechnik umsetzen? Wagners Gespür für Melodie, Klangfarbe und Dynamik wird mit Respekt in die Neuzeit transportiert. Arrangements für Piano, E-Gitarre und Electronics entwickeln u.a. mit Mitteln westlicher Minimalmusik aus bekannten Strukturen neue Sichtweisen auf Wagners Musikwerkstatt. Der Jazzgitarrist Eivind Aarset, J. Peter Schwalm und Brian Eno folgen einer Philosophie, mit Klängen zu malen und orchestrale Klangflächen mit elektronischen Instrumenten zu erzeugen.

 

Wagner ist nun das, was ich von ganzem Herzen nicht mag. Wie mir das wohl gefallen wird?

28.9. – Ein Pionierwerk des Minimalismus, „November“ von Dennis Johnson 

3. 10. (!!!) – Arve Henriksen, Pierre Favre, Marc Sinan u.a. (Klanghorizonte)

12.10 – Stefano Bollani, Roscoe Mitchell, Kayhan Kalhor u.a. (Klanghorizonte)

2.11. – Ella Fitzgerald – ›Sings The Cole Porter Songbook‹ (1956) (Milestones)

9.11. – Tim Hecker, Amino Belyamani, Ryuichi Sakamoto u.a. (Klanghorizonte)

23.11. – Sun Ra, John Gilmore, Marshall Allen u.a. (Klanghorizonte)

7.12. –  Isaos, Jyotsna Srikanth, Laraaji u.a. (Klanghorizonte)

14. 12. – Jon Hassell: City (Works of Fiction) – 1990 / Nils Petter Molvaer: Khmer (1998) (Milestones) 

19.12. – JazzFacts – Neues von der improvisierten Musik

 

Was, bitteschön ist das für eine seltsame Musik, die von weit her und buchstäblich aus dem Nichts kommt, aus dem Jahre 1959, in dem sie formuliert wurde, kryptisch, auf Papier, aus dem Jahre 1962, als sie auf einem alten Klavier dargeboten wurde (call it tonal minimalism!), festgehalten auf einer schadhaften C-120-Kassette, auf der man neben wackelnden Tonhöhen einen Hund bellen hört, aus dem Jahre 2013, als, nach Jahren des Rückzugs, nach Jahren der Marsforschungen für die NASA, nach Jahren in einem winzgen Fleck in den Bergen Kaliforniens, endlich Dennis Johnsons NOVEMBER das Licht der Welt erblickte, gespielt von R. Andrew Lee, der sich erst an diesem Stück beweisen wollte, sich dann aber in die Komposition verliebte, die, wie manches Stück von Feldman, Cage oder La Monte Young, alle Zeit der Welt braucht, um an ihr rein illusorisches Ende zu gelangen … Die Sendung dazu: Klanghorizonte, Samstag zur Nirvana-Zeit, morgen früh,  4.05 Uhr bis 5.00 Uhr im Deutschlandfunk.

 

2013 26 Sep

Ruthann and an unknown companion

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Constant Companion was Ruthann Friedman’s lone album. Originally released in 1969, its stripped-bare style floats alongside Clouds, Joni Mitchell’s record of that year. Friedman’s vocals and plucked acoustic guitar are dressed only in filmy fabric and misty morning echo, like she’s singing her songs to gathered lovers and friends after a night of wine and whatever else. She lived in that famed California scene too — Friedman performed at the 1969 Big Sur Folk Festival alongside Mitchell and Joan Baez. But Companion resonates today not as a dog-eared memory, but for its arresting ability to rumple the era’s psychedelic themes and folk structure with moments of unique beauty and sudden tales of warning. Hindsight might label „Fairy Prince Rainbow Man“ as redundant whimsy. But Friedman’s character is a bringer of dreams who’s fated to die mysteriously, having „hidden himself for his love of the sun.“ „People“ too is a lament, with the scratchy ache in Friedman’s voice pleading for something real, or the recognition that Left Coast bohemia isn’t necessarily paradise. With its searching themes, gorgeous artwork and evocative photography of the artist’s penetrating eyes, Companion thrives as both a welcome reissue and provoking listen for all the mornings of today.

Es ist kaum zwei Wochen her, da sass ich mit Stephan Mathieu zum schönen Gedankenaustausch im obersten Stockwerk des Hotel Norge in Kristiansand. THE KILOWATT HOUR, das Projekt von David Sylvian, Christian Fennesz und Stephan Mathieu, hatte am Vortag seine Feuertaufe bestanden, wir sprachen über seine Art, Musik zu schaffen, den kurzen Entstehungs-, und den langen Bearbeitungsprzess einzelner Werke wie THE FALLING ROCKET, über grossartige, nicht mehr gebaute Plattenspieler von EMT, über magische Klangschalen aus Paris, über das gute Gefühl, das die Arbeit in dunklen Zonen a la The Kilowatt Hour hinterlässt, und über gute Musik, die zudem, speziell auf Vinyl, fantastisch klingt. Seinen Tipp, als klangliche Offenbarung EL CORAZON aus dem Hause ECM auf den Plattenteller meines RP6 zu legen, dieses Werk aus dem Jahre 1981, das ich bei irgendeinem Umzug verloren hatte und nur noch als ferne Erinnerung präsent, habe ich befolgt, und mir ein ungespieltes Archivexemplar aus heiligen Hallen besorgt: wow! Hier beschreibt er, bei The Quietus, einige weitere Favoriten: Die Tödliche Doris ist an mir vorübergegangen. Aber diese Platten von Kraftwerk, und John Coltrane, ja, gerne, immer!

 
dustedmagazine.com/features

2013 26 Sep

Bill in Köln

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2013 26 Sep

So much music, so little time

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„Buy! Buy! Says the sign in the shop window,
Why? Why? Says the junk in the yard … “
(Paul McCartney, „Junk“)

Viele hörenswerte Neuerscheinungen und Editionen die die Musik eines Künstlers, einer Gruppe oder einer Epoche zusammenfassen kennzeichnen auch diesen Herbst. Beschränkten sich diese Zusammenstellungen früher auf vier, fünf oder sechs CD´s so ist mittlerweile der Anzahl der Tonträger, die in einer solchen Box angeboten werden nach oben hin offenbar keine Grenze mehr gesetzt.

Ein Beispiel unter vielen: Die „The Island Years“ von John Martyn umfasst siebzehn CD´s und eine DVD. Oder, noch etwas ambitionierter: Die „The Road To Red“ Box von King Crimson – eine Dokumentation der Liveauftritte der Band vor den Studioaufnahmen zum Album „Red“ – umfasst insgesamt 20 (!) Konzerte auf 21 CD´s – dazu obendrauf noch eine DVD sowie 2 Blue Rays.

Den vor dem Kauf zu befragenden Geldbeutel einmal aussen vorgelassen: wie wird man solchen Veröffentlichungen gerecht? Versenkt man sich komplett in eben jene Box und lässt alle anderen Neuerscheinungen beiseite? Diese 17 CD´s von JOHN MARTYN und die 21 CD´s von KING CRIMSON wollen ja auch gehört, eingeordnet und beurteilt werden!

Währenddessen: Das Gefühl etwas zu verpassen, eine gute Neuerscheinung nicht auf dem Radar gehabt zu haben … Für einen Musikliebhaber ein nagendes Gefühl.

In seinem Ende der 1980iger Jahre erschienenen Buch „Die Stille In Kopf“ berichtet Karl Lippegaus davon, dass er Ende der 80iger einmal mehrere Wochen nur mit drei Alben verbracht hat.

Auch eine Herangehensweise; eine auf die Reduktion zielende. Zur Besinnung kommend, auf das Wesentliche sich beschränkend.

2013 25 Sep

Alltagsgespräche und Bills neue Songs (4/10)

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– Und wie entwickeln sich die „Shot Gun Love Songs“ weiter?

– Ich komme kaum zum Lesen. Es gibt, seit wir zuletzt drüber geredet haben, kein weiteres Lagerfeuer hinzugekommen. Jetzt tritt auch noch eine Hollywoodschönheit auf, und bis jetzt staune ich, wie der Autor an all dem Kitsch, der da droht, elegant vorbeischrammt … Bis Seite 72 jedenfalls …

– Der Gitarrist, wir wollten über den Gitarristen reden.

– Das ist Matt Kinsey, und er überragt keinen auf „Dream River“, weil diese Band lebendig und homogen klingt, aber er ist so gut, er kann einen Text von Bill Callahan „lautmalen“, er kann ihn kommentieren, die dunkle Seite eines ambivalenten Gefühls verstärken, und er macht es so sparsam wie Bill singt.

– Zum Beispiel in diesem Frühlingslied …

– Genau. Lieblingszeile: „Die Berge brauchen nicht meinen Ritterschlag.“  In „Spring“ wittert der Sänger und Murmler überall im Frühling Tod und Verfall, und ausgerechnet in diesem Szenario sehnt er sich nach Sex und „dem wahren Frühling“ in seiner Liebespartnerin (lacht). Soviel zur Ambivalenz …

– Und Matt Kinsey kommentiert …

– Jedes Mal anders, er hat keine Masche. Ben Radcliffe schreibt über ihn:
„Using echo and delay pedals and a tremolo bar, Mr. Kinsey keeps creeping in, bursting like a pink sky, and slipping away. His work on this record feels like one continuous performance, and one of the best by anyone I have heard this year.“

–  Du hast mir das Tape deiner „Klanghorizonte“ vom  kommenden Samstag gegeben, und ich musste einmal so lachen, als du beschrieben hast, wie du dich auf das Mammutwerk „November“ von Dennis Johnson vorbereitet hast. Brauchst du bei „Dream River“ auch so einige Zutaten.

– Nein,  meine Opiumvorräte greife ich nur selten an (lacht), die Zeit vergeht im Fluge, ich muss nur die Schallplatte umdrehen, was ich über zehn Jahre nicht mehr gemacht habe, und ein ziemlich gutes Gefühl vermittelt. Dennis Johnsons 5-Stunden-Opus ist da schon eine andere Welt. Schliesslich ist der gute Dennis auch Mathematiker und hat an den Robotern für den Mars mitgewerkelt.

– Hast du noch einen Jazztip?

–  Nur die Cds, die ich in den letzten JazzFacts vorgestellt habe, also Carla Bley etwa, oder Ralph Towner. Beide  Produktionen sind, in einem ganz aufregenden Sinn, unspektakulär.

 

Spring

The wind is pushing the clouds along out of sight
A power is putting them away
A power that moves things neurotically
Like a widow with a rosary

And everything is awing and tired of praise
And mountains don’t need my accolades
And spring looks bad lately anyway
Like death warmed over

And the bantam is preening madly
Waiting for the light of day
And all I want to do is to make love to you

With a careless mind
With a careless, careless mind
With a careless, careless mind
Who cares what’s mine?
With a careless, careless, careless mind

We call it spring though things are dying
Connected to the land like a severed hand
And I see our house on a hill on a clear blue morning
When I am out walking my eyes are still forming
The door I walk through and I see
The true spring is in you
The true spring is in you

My wide worlds collide
And mind wide words collide
And seasons kaleidoscoping

And all I want to do
All I want to do is to make love to you
In the fertile dirt, in the fertile dirt
With a careless mind
With a careless, careless, careless mind


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