Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2013 20 Mai

Und der Drummer hiess Robert Gotobed

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags:  | 2 Comments

Henry, der Radiohörer, sorgt mit seinen Anmerkungen für einen Erinnerungsschub. Ob er weiss, dass die Legendary Pink Dots mit ihrer surreallen Rockmusik in die Niederlande ausgewandert sind, weil sie im Mutterland der Popmusik keinen Fuss auf die Erde brachten – weil der DJ der Nation, John Peel, sie partout nicht leiden konnte und komplett ignorierte …

Wire schrieben damals Rockgeschichte, mit drei Wunderwerken: PINK FLAG war abstrakter Punk, CHAIRS MISSING ein furioses, scharfgeschnittenes Post-Punk-Meisterwerk, umd 154 erhaben-dunkle Popmusik. Und der Drummer hiess Robert Gotobed. Danach waren sie als Band von zumindest einigen guten Geistern verlassen. Diverse Reformierungen führten auch nur zu halbherzig gelungenen Streichen, bis sie jüngst mit RED BARKED TREE und CHANGE BECOMES US an die alte Form anknüpften, ohne einen müden Aufguss anzubieten. („On CHANGE BECOMES US, they’ve gone back to the material they’d have recorded for the album that never happened after 154“; Pitchfork). Solche gelungenen Zeitsprünge sind selten, meist nur purer Rückschritt aus reiner Sentimentalität.

Als Wire vor einiger Zeit mit RED BARKED TREE auf Tour gingen, machten sie auch im Kölner Luxor Station, und ich genoss diese Aufführung von alten und neuen Liedern: sich ohne Rücksicht auf Verluste vorwärts und rückwärts durch die Jahrzehnte der eigenen Vita zu bewegen – näher kann man der Zeitlosigkeit nicht kommen! Bei einem Inder nebenan ging ich mit Colin Newman essen, der einst ein paar tolle, mittlerweile fast vergessene Langspielplatten rausgebracht hatte, bissig-sanfte Popsongs, mit einer guten Prise a la Eno, oder auch ein feines Instrumentalbum mit dem skurrilen Titel „(Provisionally Titled) The Singing Fish“. Im Laufe des Essens erzählte er mir von Robert Gotobed, und alles über den Song „On Returning“.
 
P.S. You want to know more? Jawbone has published a compelling study of group psychology with Wire members past and present, Wilson Neate’s „Read & Burn: A Book About Wire“.

This entry was posted on Montag, 20. Mai 2013 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

2 Comments

  1. radiohoerer:

    Ja, da hast du sicherlich recht.
    Da gibt es so einige weise Flecken …
    Allerdings wusste ich schon, das Peel die Pink Dots überhaupt nicht mochte.
    Er hielt sie für Scharlatane.
    Dafür haben sie länger durch gehalten als er …
    Und von Colin Newman habe ich eine Platte stehen, die er zusammen mit der Band ‚Janet Smith‘ einspielte.
    Die ist ziemlich skurril.
    Und das sind – jetzt bitte gut lesen:
    J.MC Alpine / Michael Riessler / Manos Tsangaris.
    Live mitgeschnitten bei einer Tournee 1984/85 ua. im Marstall München.
    In dem Lied ‚Broken Promises‘ beschreiben sie dann auch Ihre Erlebnisse mit der Deutschen Bahn. Erschienen ist das ganze bei Recommended Records / No Man’s Land in Würzburg. Deren Geschichte von werde ich definitv aufgreifen, wenn ich
    wiedermal am Plattenregal hängen bleibe …
    Die Bandmitglieder von Wire sind ja auch Solo viel Unterwegs. Davon allein kann man etliche Sendungen machen.
    Stillstand kannten sie jedenfalls nicht !
    Die Geschichte von „On Returning“, darfst du uns allerdings nicht vorenthalten, Micha …
    „154“ ist eine Inselplatte für mich !

  2. Michael Engelbrecht:

    Wenn ich irgendwann das Interview-Tape finde, wird die Geschichte erzählt:) Mein Inselabum der Band ist sicherlich CHAIRS MISSING, gefolgt von 154.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz