TZADIK I
BROOKLYN 2 – East river, strolling between the two bridges on Manhattan side, so war ein Beitrag von Henning Bolte überschrieben, in dem es unter anderem auch um einen Besuch der Downtown-Music-Gallery ging. Für mich, der ich schon viele Jahre jede Woche zwei Mails von diesem grandiosen Plattenladen bekomme und in den neuen Angeboten stöbern kann, die eine oder ander CD dann auch schon gefunden, bestellt und erhalten habe, war das natürlich eine interessante Lektüre. Die Downtown-Music-Gallery lernte ich über John Zorns Label TZADIK kennen. John Zorn konnte ich das erste Mal 1991 in Tübingen hören, damals mit seiner Band-Projekt Naked City, dabei waren Bill Frisell, Wayne Horvitz, Fred Frith und Joey Baron. Ich war begeistert, was für eine Gruppe!
1995 gründete Zorn sein eigenes Plattenlabel und die Bandmitglieder von Naked City sollten auch auf zahlreichen Platten dieses Labels zu hören sein. Von Beginn an faszinierte mich Zorns Plattenfirma, entdeckte ich dort doch so viel interessante Musik, TZADIK-CDs nehmen deshalb auch einen besonderen Platz in meinem Plattenschrank ein. Vor Jahren konnte man übrigens bei JAZZ IS BECK in München in einer eigens eingerichteten TZADIK-Ecke eine größere Anzahl CDs dieser Firma anschauen und vor allem auch anhören. Das ist leider inzwischen mangels Nachfrage abgeschafft worden. Aber: Das Bestellen über die Downtown-Music-Gallery macht ja auch Spaß.
An zwei TZADIK-Platten möchte ich heute erinnern: Bar Kokhba, dass war der Titel meiner ersten TZADIK-Platte, eine Doppel-CD mit John Zorn, Mark Feldman, Erik Friedlander, Greg Cohen, Anthony Coleman, David Krakauer, John Medeski, Mark Dresser, Kenny Wollesen, Chris Speed und Dave Douglas, alles Musiker, die man später auf vielen weiteren Produktionen von TZADIK wieder hören sollte. Bar Kokhba ist eine Platte aus der Radical-Jewish-Culture-Serie aus dem Masada-Projektes von John Zorn. Zarte, fast zerbrechliche Musik, 25 wirklich hörenswerte John-Zorn-Kompositionen. Die Musik dieser Platte wurde zum Teil für einen Dokumentalfilm geschrieben „The Art of Remeberance – Simon Wiesenthal.“
Eine weitere CD aus der Sparte Radical-Jewish-Culture trägt den Titel Masada Guitars. Viele Titel aus Bar Kokhba hören wir hier in vollkommen neuem Klanggewand wieder, eingespielt von Bill Frisell, Marc Ribot und Tim Sparks. Und auch hier, sehr ruhige, intensive Klänge, ohne viel Beiwerk, auf das Wesentliche beschränkt. Nur ein Stück – Katzatz – mit Bill Frisell erinnert an die wilden Solos, die Frisell einst in der Tübinger Neuen Mensa mit Naked City präsentiert hat. Und im übrigen, schön, wenn sich ein wichtiges Musik-Label, צדיק nennt: Gerechtigkeit.