Beim ersten Hören von Songways überlegte ich, Formationen dieser Konstellation fortan zu boykottieren, dachte sogar an einen Sticker mit der Aufschrift Klaviertrios Nein Danke! Dieses scheinbar elegische Geklimper an der Grenze zur Claydermanie, und schon der Titel „Songwege“ – Pathways war wohl schon vergriffen?! Als logische Fortsetzung der Ostfriesen- und Blondinenwitze lag die Kategorie Klaviertriowitze nahe („Gestern waren wir Pilze sammeln im Wald, fanden keinen einzigen. Aber überall schossen diese verrückten Trios aus dem Boden.“) Doch wiedermal war ich nicht Herr meiner eigenen Meinung: denn wer weniger mit dem urteilenden Verstand als vielmehr mit dem Körper zuhört, etwa im Modus von Yoga, Antizipation und Ahmung in Schwingung versetzt wird, dem entfaltet sich die Musik des Stefano Battaglia Trios plötzlich ganz wunderbar.
Dann nämlich klingt sie stellenweise wie ein afrikanisierter Erik Satie, mit perkussivem Groove und Kontrabass, geht weiter in die Sphären der Stille – begleitet von Windharfe-artigem Geraune – und will nichts weiter als unangestrengt und sehr entspannt sein. Eine generelle Stärke dieser in Verruf geratenen Trioformationen ist die Fähigkeit, Klänge zu modellieren und Tempi zu variieren. Es entstehen organische Gebilde abseits digital-rhythmisierter Zwangsneurose und technophiler Studiotüftelei. Der Geist eines frühen Paul Motian Trios erscheint: Le Voyage. Als Kontrapunkt kann man danach ja bei Bedarf Scott Walker hören, den zornigen John auch, wandermüde Elektronik-Klänge oder pottersche Sirenen-Walgesänge. Boykottiert wird aber gewiß das Songways-Cover. Denn es ist, wenn auch korporativ identisch in ECM-gemäßer Strenge, gänzlich unfotogen.