Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

Nein, ich bin keine Poolleiche, normalerweise nicht, aber heute, trotz Wolken und mässigen 20 Grad Celsius, überkommt mich das Verlangen, mir eine Liege am Pool zu greifen. Die Poolbar hat auch schon geöffnet, warum also nicht auch noch einen Caipirinha!? Als ich hier vor einer knappen Woche in der Hotelanlage ankam, in der Abenddämmerung, sass ich auf meinem Balkon umd liess über iTunes und Lautsprecher ein ganz feines altes ECM-Gitarrensoloalbum laufen, Bill Connors‘ Swimming With A Hole In My Body. Es wurde Nacht, und ich fotographierte die tanzenden Lichter.

Und dann, einen Abend später, hörte ich „Tusk“. Als das Doppelalbum von Fleetwood Mac damals erschien, Ende der Siebziger, mochte ich auf Anhieb das Cover, aber flüchtig gehörte Songs liessen mich unbeeindruckt. Dabei hätte mich aufhorchen lassen sollen, dass hier die Dämonen von Lust und Liebesleid ähnlich drastisch ausgetrieben wurden, wie ABBA es einst taten, kurz vorm Ende. The winner takes it all … Und? Ja! Beeindruckend, wirklich beeindruckend sind die Stimmungsumschwünge, das ganze Theater seelischer Fassungsverluste. Klingt Stevie Nicks auf dem ersten Song ausgebrannt und abgründig, macht sich auf dem letzten Song ein gelassener Frohsinn breit, der diese Rosskur in Liebeshändeln nahezu friedfertig ausklingen lässt. Dazwischen wird aber so viel Achterbahn gefahren und Geschirr geschmissen, tief unentspannte Ruhe geübt und Sex als Betäubung erprobt, Todtraurigkeit in Schönheit verwandelt, dass das Ende vom Lied, das Ende aller Lieder, mit einem Seufzer der Erleichterung zur Kenntnis genommen wird.

 
 

Lanzarote Abendstimmung - Foto © M.Engelbrecht

 
 

Jetzt liege ich hier entspannt (with a hole in my soul), mittlerweile ist der letzte braune Zucker aus meinem Longdrink geschlürft, fehlt nur noch, dass Joeys Version von „The Girl From Ipanema“ mir den sanften Rest gibt! Ich glaube, diesen Evergreen habe ich zum ersten Mal gehört, als ich, lang ist’s her, mit meinen Eltern im Sommerurlaub auf Mallorca war. Man kam zu jenem Hotel nur auf ganz verschlungenen Wegen, es war ein versteckter Ort – ich las damals, was für eine Verschmelzung von behüteter Kindheit, wilden Träumen und Urängsten, Albert Camus‘ „Die Pest“, trank Schokolade, sass auf kleinen Felsvorsprüngen am Meer, fotographierte, wie Mario Adorf und Lex Barker (Old Shatterhand!) sich ihren Salat in den Mund schoben, und hörte, fast jeden Tag, aus kleinen Boxen an der Bar, Astrud Gilbertos traumverlorenen Gesang. Meine Mutter zeigte mir auch einen bekannten englischen Schauspieler, einen aus dem Charakterfach, der nur wenige Jahre später Selbstmord beging. As time goes by …

This entry was posted on Montag, 21. Januar 2013 and is filed under "Musik vor 2011". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

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