Das Jahr fängt gut an: früh im Januar schon lässt ein Akt des Labels ACT das Herz eines entdeckerfreudigen Jazzfreunds höher schlagen. Die Musik des Rudresh Mahanthappa hatte man seit längerem im Blick und Arbeiten wie Raw Materials (im Duo mit Pianist Vijay Iyer), Apex oder Samdhi enthielten gewiss hörenswerte Momente. Jetzt aber ist mit Gamak eine neue Dimension erreicht. Schon immer interessant waren diese Quartettkonstellationen im Jazz mit Schlagzeug, Bass, Saxofon und Gitarre … Wenn man nun Gamak hört, denkt man: „Auch gut, dass nicht Alles von ECM ist!“ Denn neben der Haltung innerer Einkehr gibt es auch jene kinetische Kraft hemmungsloser Verausgabung. Hinzu kommt das Kalkül weiter Spannungsbögen und es kann Musik entstehen wie die von Mahanthappa, Vijay Iyer und dem artverwandten Berne auf seinem Label Screwgun. Was nämlich Gamak auszeichnet, ist diese intelligente, virtuose und zitatfreudige Mixtur verschiedener Stile. Die Gesetzmässigkeit indischer Musik ist allen Beteiligten wohl vertraut – und dies nicht im Sinne romantisierender Sitarklänge. Der sensationelle David Fiuczynski spielt eine doppelhalsige Gitarre mit bundfreien Griffbrett. Damit lassen sich Mikrotöne zu erzeugen: Tonabstände, die kleiner sind als Halbtöne. Diese Reibung aus Tonalität und einer Mikrotonalität, die das westlich geschulte Ohr zunächst als fremd („Katzenmusik“) wahrnimmt, bestimmt den aussergewöhnlichen Charakter dieses Albums mit. Die Songs sind abwechslungsreich gestaltet – mit lyrischen Momenten und harten Metal-Riffs. „Waiting Is Forbidden“, „Are There Clouds In India?“, „Ballad For Troubled Times“ heißen die Titel – und als krönender Abschluss „Her Majesty The Blues“.
2013 14 Jan
Intensive Ausweitungen
von: Jochen Siemer Filed under: Blog,Musik aus 2013 | TB | Comments off
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