Mein erstes Album von Joni Mitchell war Miles of Aisles. Der Tag, an dem ich Hejira erstand, bleibt im Gedächtnis: an einem frischen und sonnigen Samstagmorgen im April sollte ich gleich zwei Langspielplatten erhalten. Das restliche Taschengeld wurde verbraucht, doch das wars wert. Mit Mutters R4 und dem gradmal ein paar Tage alten Führerschein in der Tasche gings also ab nach Bremen, Richtung Plattenladen. Die heisse Ware war vor Ort und ganz legal zu haben: Black Market von Weather Report und eben Hejira. Wieder daheim dann gleich auf den Flokati gefletzt, vor die Sphis-Boxen, die Tür zum Garten war auf. Kühle Frühlingsluft wehte herein und verströmte offene Weite und Ungebundenheit. The Refuge of the Roads. Zu hören war auf beiden Platten, welch ein Genuß, Jaco Pastorius im Überfluss. Der Song Gibraltar übrigens gehört zum Besten aller Zeiten. Das Album Blue hatte ich merkwürdigerweise nie als Platte, nur auf Kassette. Wir hatten dann auf einer Folk-Pub-Tour durch England einige Joni Mitchell Songs gecovert und auch in Clifden, einem irischen Küstenort in Connemara, gab man mal Mitchells Circle Game und dazu Spencer the Rover von John Martyn zum besten, begleitet von einem Dutzend irischer Musiker und etwa zehn Dutzend verrückter Iren als Zuhörerschaft. Those were the Days. Heute noch höre ich gerne Songs der kanadischen Sängerin wie Don´t Interrupt the Sorrow aus The Hissing of the Summer Lawns, damals das Lieblingsjonimitchellalbum des jüngeren Bruders, der sich als Saxofonist frühzeitig und unbeirrbar der Freien Improvisation widmete. Auch hier erinnere ich mich ganz genau: die ersten Töne klangen nicht die Spur wie Wayne Shorter auf Gibraltar, sondern eher wie eine gefolterte Kuh. John Zorn hätte seine Freude gehabt, Mitbewohner aber mussten leiden. Apropos Irland – die Iren sind ein sympathisches Volk: sie reden gerne, schreiben gerne, lachen gerne, machen viel Musik, sind gesellig und ein bischen irre.
Archives: Dezember 2012
2012 6 Dez
Zwei auf einen Streich
Jochen Siemer | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Zeitreisen | 3 Comments
2012 6 Dez
Rein Drin Sein
Henning Bolte | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Motian | 2 Comments
Eintreten ins manafonistische Gebiet, irgendwo anfangen, ein Zeichen setzen. Wie das so ist, Michael und ich, wir trafen uns in Kristiansand. Und in Kristiansand, am fast südlichsten Punkt von Norwegen geschieht Wundersames, greifbar und ungreifbar. Jetzt keine Geschichten. Vielleicht später. Bestimmt! Michael bat mich ins Gebiet. Gebiet, Gebet, gebeten, gebet! Bisher unsichtbar geblieben, bin ich der. Hier bin ich dann.
BEGINNEN möchte ich bei Paul Motian, /moo-tsii-jann/. Vor einem Jahr, 2011, am 22.11., zwei zwei eins eins, ging er dahin. Paul ist der Musiker, der mich am meisten fasziniert, zu dessen Musik ich immer wieder zurückkehre, dessen Art zu spielen, Musik zu machen mich wohl am stärksten beim Hören von Musik beeinflusst.
Er schaffte es, seine Musik immer leichter und fliessender zu machen, indem er alle Instrumente doppelt besetzte. Bei meiner letzten Begegnung mit ihm rief er freudig, dass er jetzt drei Bassisten habe. Faszinierend waren seine Exaktheit, sein tiefes Gehör, sein Erinnerungsvermögen, seine Hingabe ans Spielen und seine Gabe, die Lücke zu erkennen und produktiv zu gebrauchen. Nicht irgendeine Lücke, sondern díe Lücke.
Er war derjenige, der mit Sparsamkeit das Geheimnis des Klangs wahrte, je mehr er in ihn hineinging.
Er war derjenige, der keine Noten vor der Nase haben wollte und Gary Peacock einst dazu aufforderte, er solle sie ihm doch bitte vorlesen. In den letzten Jahren, in denen er – vor allem mit jüngeren Musikern – die wunderbarste und sensibelste Musik (ein)spielte, hielt er sich strikt an seinen No-Rehearsals-Grundsatz. Das tiefe Gehör war ihm gegeben und er hat es entwickelt. Bis zuletzt.
Für eines der Radioprogramme mit Paul Motians Musik konfrontierte ich Stücke von ihm mit anatolischen Stücken, die er in seiner Kindheit gehört haben muss. Die Exaktheit seines Hörens und die Tiefe seiner Erinnerung stellte sich als ebenso erstaunlich heraus wie die Transformationen, die die Musik erfahren hat.
Anzuhören über diese Links: MOTIANISTAN 1A MOTIANISTAN 1B
Ähnlich Verblüffendes findet sich in seinem Umgang mit Schätzen urbaner Folkmusic des letzten Jahrhunderts (auch Standards oder Evergreens genannt), denen er mit seinen Transformation in fast ausserdirdische (oder zumindest doch K2artige) Gefilde eine neue Beständigkeit verlieh.
Über sein Komponieren wird noch zu reden (zu schreiben) sein.
Sein Lachen ist unvergesslich. Mit seinem Lachen konnte er Begegnungen, Gesprächen eine Wendung zum Weiter geben. Er lachte nicht hinweg, sondern zu etwas nocht nicht Fassbarem, aber Machbaren hin.
Auf Masabumi Kikuchis Sunrise aus der Jahresliste ist Paul Motians Spiel zu hören!
Unter dem folgenden Link ist eine bewegende PHOTOSERIE von Peter Gannushkin vom Konzert mit Kris Davis und Tony Malaby im September 2011 zu sehen.
2012 6 Dez
This blog is made by some crazy music loving guys who are equally enthusiastic about their beloved football teams
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment
„Commons blasts it straight down the middle and it hits the bar …. and bounces over the line! Neil Lennon couldn’t watch but the roars of the crowd tell him it’s time to start punching the air …“
CELTIC GLASGOW
SOUTHAMPTON
BORUSSIA DORTMUND
HANNOVER 96
WERDER BREMEN
AJAX AMSTERDAM
You’ll never walk alone, and long may you run!
The big problem with life after death is not that there might be no life at all.
The problem is, there are probably no coffee shops in the great beyond, no football fields in the garden of Eden, and only new age choir music by angels who really don’t like The Flaming Lips!
2012 6 Dez
Tracey Thorn: Tinsel and Lights (a highly appreciated, well, Christmas album)
Manafonistas | Filed under: Blog,Musik aus 2012 | RSS 2.0 | TB | Comments off
The Christmas album, once among pop’s least enticing concepts, has undergone a rebirth in recent years, with Glasvegas, Low and Sufjan Stevens all contributing festive LPs. Tracey Thorn’s fourth solo set, though, is the best of the bunch, its sparse songs home to a seasonal standard, choice covers of Dolly Parton, White Stripes and Randy Newman songs and, in Joy and the title track, two fabulous self-penned tunes. Not every song is strictly Christmassy, but Thorn’s duet with Green Gartside, Taking Down the Tree, captures the emotions particular to the season and stands comparison with anything she’s done. (Paul Mardles, The Observer)
Es gab mal Schreckensgruppen in den 80er Jahren, wie Depeche Mode oder Duran Duran, da war es wohltuend, ein paar ganz unaufgeregte Geister in der Szene zu wissen, die sich vom grossem Posertum wohltuend unterschieden. Wie Everything But The Girl. Mit ihren wehmütig getönten Songs wirkten sie auf mich immer so, als hätten Tracey Thorn und Ben Watt etwas zu intensiv Nick Drake-Platten gehört, oder etwas zu obsessiv in alten Englischen Gärten das Herbstlaub in Schubkarren gesammelt. Ihre Lieder erschienen mir eine Spur zu grau, zu monochrom. Trotzdem, sie genossen Respekt, und strahlten Ruhe aus. Diese Weihnachtsplatte von Tracey Thorn ist alles andere als grau oder kitschig. Highly recommended, wie englische Kritiker so gerne schreiben. Unverbrauchte Liederware, ohne Experimente, aber auch ohne einen einzigen falschen, süssen Ton! (M.E.)
2012 6 Dez
You always need a sunset in your survival kit
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Dirty old river must you keep rolling flowing into the night
people so busy make me feel dizzy taxi light shines so bright
but I don’t need no friends
as long as I gaze on Waterloo Sunset I am in paradise
Every day I look at the world from my window
but chilly chilly is the evening time Waterloo Sunset’s fine
Terry meets Julie Waterloo Station every Friday night
but I am so lazy don’t want to wander I stay at home at night
but I don’t feel afraid
as long as I gaze on Waterloo Sunset I am in paradise
Every day I look at the world from my window
but chilly chilly is the evening time Waterloo Sunset’s fine
Millions of people swarming like flies ‚round Waterloo Underground
but Terry and Julie cross over the river where they feel safe and sound
and the don’t need no friends
as long as they gaze on Waterloo Sunset they are in paradise
Waterloo Sunset’s fine
2012 6 Dez
Winged Eel Dingaling: The Bish Bosch Controversy
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Winged Eel Dingaling
2 DAYS AGO
I used to pay lip service to „Climate“ and afterwards bullshit but that’s just silly pop provincialism … Scott is fucking TRITE no matter how many „heavy“ literary influences he flaunts; open ya’ll’s ears to real deal 20th & 21st century modernism and late Scott is nut just unnecessary but painfully SILLY. Only in the blinkered pop/rock-centric view could this be thought otherwise. Some people should never be allowed to listen to Bernd Alois Zimmermann (or Frank Zappa!) records, they can’t handle it, and Scott is one.
Michael Engelbrecht
1 DAY AGO
(In reply to Winged Eel Dingaling:) Hello, stranger! I am one of these high brow idiots who love this fantastic album. I am one of these arrogant eggheads who think it belongs to a future canon of classics of the 21st century. I am one of these narrow-minded pseudo-intellectual mind-fuckers who think that Joe Keenedy’s review may be the best review I read in a long time. And you know why? He took another road to the world of The Walker, a road that linked his early days and his later albums in a new way. This might be of no interest for you. Okay. „Some people should never be allowed to …“, so starts one of your sentences. I am deeply impressed. Do you really believe the nonsense you are writing, buddy?
Winged Eel Dingaling
24 HOURS AGO
(In reply to Michael Engelbrecht:) But you’re NOT high brow – like Scott no many how many Ligeti, Berio or Kurtag records he wanks to, you’re a pop sod who willfully ignores a at least a century of voice + instruments modernism …
Wow, Scott Walker discovered Celan … heavy! When you discover Hugo Wolf, tell me so I can stand back while your head explodes. There’s nothing wrong with „liking“ this turgid gruel but the claims made for it by people woefully ignorant of its many superior antecedents are laughable. (Humor being something Oh So Serious Scott lost 30 years ago, oh the pain of the world my Delius loving arse.)
Michael Engelbrecht
23 HOURS AGO
(In reply to Winged Eel Dingaling:) Oh, oh, you’re a bit wrongfooted. I know Hugo Wolf quite well, and no head would be exploding in case we arrange a meeting. So keep cool, green tea helps! Maybe you should buy a splasher movie in your local dvd store. Sometimes they use Penderecki in the soundtracks, buddy. Another kind advice: be a bit careful with the things other people you don’t know might ignore: it’s a cheap rhetoric strategy that costs you even the smallest amount of credibility. You’re blood pressure okay? Fine. sincerely, your pop sod!
(source: thequietus.com)
2012 5 Dez
Michaels Lieblingsalben 2012
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 2 Comments
- Scott Walker: Bish Bosh – record of the year (4AD)
- Thomas Köner: Novaya Zemlya (Touch)
- Jan Bang & Erik Honore: Uncommon Deities (samadhisound)
- Sidsel Endresen & Stian Westerhus: Didymoi Dreams (Rune Grammofon)
- Jan Garbarek – Charlie Haden – Egberto Gismonti: Carta de Amor (ECM)
- Eivind Aarset: Dream Logic (ECM)
- Swans: The Seer (Young Gods)
- Fiona Apple: The Idler Wheel Is Wiser Than the Driver of the Screw and Whipping Cords Will Serve You More Than Ropes Will Ever Do (Epic)
- Burnt Friedman: Bokoboko (nonplace)
- Chris Dooks & Machinefabriek: The Eskdalemuir Harmonium (Komino)
- Astrid: High Blues (Rune Grammofon)
- Lambchop: Mr. M (City Slang)
Other outstanding records were made / released by Eberhard Weber, Food, Arvo Pärt, Paul Buchanan, Leonard Cohen, James Yorkston, Stian Westerhus (solo), Frank Ocean, Keith Jarrett, Brian Eno, Dan Michaelson, Tindersticks, Tim Berne, Heiner Goebbels, Ivar Grydeland, Gerry Diver, Wilco, Diagrams, John Surman, Holly Herndon, Wadada Leo Smith & Louis Moholo-Moholo, Neil Young and Can (The Lost Tapes). And, last, but not least, Masabumi Kikuchi Trio with Paul Motian.
2012 5 Dez
Hennings Lieblingsalben 2012
Henning Bolte | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 2 Comments
- Magico – Carta de Amor. ECM
- Masabumi Kikuchi – Sunrise. ECM
- Arve Henriksen – Solidification. Rune Grammofon
- Kris Davis – Aeriol. Cleanfeed
- Sidsel Endresen/Stian Westerhus – Didymoi Dreams. Rune Grammofon
- Jan Bang/Eric Honoré – Uncommon Deities. Samadhi Sound
- Jakob Bro/Thomas Knak – Jakob Bro/Thomas Knak. Loveland
- Alexey Kruglov and Jaak Sooäär Trio – Sea Colours. SoLyd Records
- Boi Akih – Circles In A Square Society. Bromo
- Tim Berne – Snakeoil. ECM
- Steve Gadd and Friends – Live At Voce. Challenge
- Russ Lossing – Drum Music. Sunnyside
- J.S.Bach: Andras Schiff Das Wohltemperierte Klavier (ECM New Series)
- Astrid: High Blues (Rune Grammofon)
- Jan Bang & Erik Honore: Uncommon Deities (samadhisound)
- Thomas Köner: Novaya Zemlya (Touch)
- Thomas Stronen, Ian Ballamy: Mercurial Balm (ECM)
- John Cage: As it is (ECM)
- Scott Walker: Bish Bosh (4AD)
- Eivind Aarset: Dream Logic (ECM)
- Heiner Goebbels: Stifters Dinge (ECM)
- Fiona Apple: The Idler Wheel Is Wiser Than the Driver of the Screw and Whipping Cords Will Serve You More Than Ropes Will Ever Do (Epic)
- Frank Ocean: Channel Orange (Island)
- Hank Jones & Charlie Haden: Come Sunday (Emarcy Records)
Weitere acht Hits: Brian Eno – Lux (Warp) / Dan Michaelson – Sudden Fiction (Editions) / Can – The Lost Tapes (Mute – Aip) / Peter Broderick – https://www.itstartshear.com (Cooperative Music) / Krzysztof Penderecki and Jonny Greenwood – Threnody for the victims of Hiroshima (Warner) / Bill Fay – Life is People (Dead Oceans) / Bob Dylan – Tempest (Smi Col) / Regina Spektor – What we saw from cheap seats (Sire)
2012 5 Dez
Jochens Lieblingsalben 2012
Jochen Siemer | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 2 Comments
- Nik Bärtsch´s Ronin – Live (ECM)
- Gismonti/Garbarek/Haden – Magico (ECM)
- Keith Jarrett – Sleeper (ECM)
- Michael Formanek – Small Places (ECM)
- Jan Bang/Erik Honore – Uncommon Deities (samadhisound)
- Brad Mehldau Trio – Ode (Nonesuch)
- Louis Sclavis Atlas Trio – Sources (ECM)
- Donald Fagen – Sunken Condos (Reprise)
- Scott Walker – Bisch Bosch (4AD)
- Tim Berne – Snakeoil (ECM)
- Kurt Rosenwinkel – Star of Jupiter (Wommusic)
- Vijay Iyer Trio – Accelerando (Act)
Hörenswert waren auch: Diagrams – Black Light / Masabumi Kikuchi Trio – Sunrise / Robert Glasper Experiment – Black Radio / Gerry Diver´s Speech Projekt / Eivind Aarset – Dream Logic / John Surman – Saltash Bells / David Sylvian – A Victim Of Stars / Kenny Wheeler Big Band – The Long Waiting / John Abercrombie – Within A Song / Jack DeJohnette – Sound Travels …