Manche Geschichte erzählt man gerne weiter, wenn sie ein Aha-Erlebnis mit Erkenntniswert enthält. Noch viel lieber schreibt man so etwas für Andere auf, denn Schreiben ist ja an sich schon eine Belohnung – sofern man eine Leserschaft findet.
Es begab sich zur Studentenzeit, in höherem Semester. Als Tischler hatte ich gute Jobgelegenheiten. So verschaffte mir ein frischgebackener, befreundeter Assistenzarzt der medizinischen Hochschule den Auftrag, das Büro zu bauen für ein bahnbrechendes junges Forschungsteam, dem er nun angehörte. Welche Ehre – die Arbeit machte Spass und ging zügig von der Hand, hatte man doch gestalterisch alle Freiheiten: Vollholzrahmenbau, dazu elegante Jalousien … ganz wie es uns gefiel.
Bald feierten wir Richtfest und beim Verabschieden fragte der Leiter des Teams, ob er die angesammelten Holzreste für seinen Kamin mitnehmen dürfe, sein Auto parke vor dem Eingang der Klinik. Da war meines auch – nun ja, er würde meine alte Schrottkarre zu Gesicht bekommen, was mir irgendwie peinlich war. Da stand dann aber auch sein verkommener Toyota, mit durchlöcherter Karosserie, neben dem mein R4 geradezu in aristokratischem Glanz erstrahlte. Der Arzt ging auf seinen Japaner zu, öffnete die Heckklappe, woraufhin sich die rostige Halterung löste und samt Klappe zu Boden fiel.
„Uups – Nanu! Naja, er ist nicht mehr der Jüngste.“ Aber in seiner Position müsse man doch ein prestigeträchtigeres Auto fahren! „Alles nur Nebensächlichkeiten“, entgegnete der Chefarzt, „es gibt Wichtigeres im Leben als Prestige.“
Jahre später erwarb ich eine Kompilation von Joni Mitchell mit dem Titel Misses – im Gegensatz zu den Hits mit den „gescheiterten“ (gescheiteren) Songs drauf. Auf dem Cover war ein ulkiges Auto zu sehen, vor dem die Lady vom Canyon mit Kreide etwas auf die Strasse zeichnete – einem indianischen Ritual ähnlich. Das Gefährt, welches ich mir dann kaufte, war auch so ein hässliches Weisses, als Resultat gewisser Einflüsterungen.