1 Food Mercurial Balm ASCENDANT
2 Land The Night Within NOTHING IS HAPPENING EVERYWHERE
3 Cyclobe Wounded Galaxies Tappin At Your Window WE’LL WITNESS THE RESSURRECTION OF THE DEAD BUTTERLIES
4 Sufjan Stevens Silver and Gold JUSTICE DELIVERS ITS DEATH
5 Hölderlin Turmgedichte DAS FELD IST KAHL (DER WINTER)
6 Scott Walker Bish Bosch SEE YOU DON’T BUMP HIS HEAD
7 Sufjan Stevens Silver and Gold EVEN THE EARTH WILL PERISH AND THE UNIVERSE GIVE WAY
8 Scott Walker Bish Bosh PHRASING
9 Hölderlin Turmgedichte WENN UNGESEHN UND NUN VORÜBER
10 Sufjan Stevens Silver and Gold HAPPY KARMA CHRISTMAS
11 Baden Powell A Vontade (1964) CONVERSA DE POETA
12 Ivar Grydeland Bathymetric Modes PING
13 Christian Fennesz Seven Stars LIMINAL
Diese „blaue Stunde“ folgt keineswegs allein einer zeitlos sich verzweigenden Tag- und Klangträumerei, sie folgt einem Plan, der drei grössere Abteilungen hat. Im ersten Teil treten drei Gruppen mit prägnanten Namen auf, „Food“, „Land“, „Cyclobe“. Die Stimmung ist vorwiegend dunkel, ein altes heidnisches England gerät bei „Cyclobe“ ins Visier, film-noir Territorium erkundet „Land“, und die Musik von „Food“, mit ihren sich stets wandelnden elektronisch-perkussiven Stimmungen, nannte die „Times“ jüngst, mit einem Schmunzeln, „elevator music for aliens“; zudem bemerkt John Bungey: „These soundscapes are full of drama, shifting textures and colours, but you’d be pushed to find a hook, a chorus or a middle eigth.“
Und dann das Zentrum, mit sieben Kompositionen, die ohne ein Wort meinerseits, am Stück gespielt werden. Die verwegene Weihnachtsmusik von Sufjan Stevens („Silver and Gold“, 5 Eps in luxuriös-verschwenderischer Aufmachung) ist auch deshalb so reichhaltig, weil sich die beträchtliche emotionale Pallette dieses Genres noch einmal erweitert durch die vielen selbstkomponierten Songs, die nicht selten die dunkle Seite von Weihnachten beschwören. Da ist es dann ein Leichtes, diese Stücke im Verbund zu präsentieren mit der hermetischen Lyrik der neuen Lieder von Scott Walker (Album des Jahres in den „Klanghorizonten“) und des Turmbewohners Hölderlin. Christian Reiner präsentiert diese Turmgedichte übrigens ohne hehres, schweres Pathos, mit viel Raum und Stille in bestimmten Momenten: „The speaker of these texts, a rare mixture of mental notes and poetic fragments, opens the spaces between the words, like some forgotten beauty radiating from the sound of silence“.
Sind die ersten drei Stücke also durchaus dunkel gefärbt, machen sich, nach dem langen Mittelteil (Scott Walkers Wahnsinnsalbum („Nightmare Before Christmas“ betitelt Mojo die Besprechung des „album of the month“), Hölderlins Einsamkeit, Sufjan Stevens Weihnachts-Obsession) zum Ende der Stunde, überwiegend verspieltere Schwingungen breit – und Gitarristen geben den Ton an. Ein Klassiker von Baden Powell aus dem Jahre 1964 (die Geburt von Afro Bossa), es folgt Ivar Grydeland und seine „heitere Avantgarde“. Den Kreis beschliesst Fennesz, der auch bei „Food“ Gitarre und Computer kurzschliesst, mit einer kleinen Komposition, welche Sehnsucht und Unheimlichkeit einander seltsam nah kommen lässt. Zur Schlussmusik bemerkt Rory Glibb: ‚Liminal‘ sounds ostensibly simple in terms of composition – little other than a three-minute drift of lightly strummed guitar and digital hiss – but close listening reveals a wealth of detail, ripples streaming out from behind his guitar catching hold of the surrounding ambient sound and causing slight turbulence below the surface.