Hölderlin, Scott Walker, eine ätherische Traummusik von Eberhard Weber: das ist ja alles vom Feinsten, aber wie arm wäre das Leben ohne die herrliche Parallelwelt des Fussballs. Manafonistas sind fussballverrückt, und ich weiss nicht, ob in meiner frühesten Kindheit die Liebe zur Musik vor der Liebe zum BVB enstand. Auf jeden Fall erleben Fussballfans von Dortmund seit zwei Jahren erstaunliche Dinge, die mit der alten Story vom Phönix aus der Asche nur unzureichend zu beschreiben sind. Aus der Geschichte unsers Kult-Kickers Kevin in Glasgow könnte man einen feinen kleinen Film machen, im Soundtrack dabei natürlich „You’re in my soul, you’re in my heart“, die Liebeserklärung von Rod Stewart an seine Celtics.
Kevin, gäbe es denn einen Lieblingsgegner fürs Achtelfinale? Celtic Glasgow! Wegen der Fans dort, der Atmosphäre im Stadion.
Großkreutz: Ja klar. Da müssen wir nicht drumherum reden. Ich kenne richtig viele von denen. Nach dem Celtic-Sieg über Barca hab ich viele SMS von denen bekommen. Sie haben geschrieben, dass wir uns im Achtelfinale sehen. Für mich wäre das ein richtiges Highlight. Ich würde da auch mit deren Fans ein bisschen feiern. Wie die mich aufgenommen haben, das war unglaublich.
Das müssen Sie erklären.
Großkreutz: Ich war im letzten Winter dort, beim vorletzten Derby gegen die Rangers am 27. Dezember 2011. Ich war da in einer Fan-kneipe, einem typischen Pub. Da waren 500 Celtic-Fans – und die haben mich erkannt. Was dann los war, das kann man kaum in Worte fassen.
Versuchen Sie es mal.
Großkreutz: Die haben mich gefeiert. Am nächsten Tag haben sie mir Sehenswürdigkeiten in der Stadt gezeigt und sich um mich gekümmert. Wir haben Nummern ausgetauscht. Jetzt kriege ich nach jedem Spiel SMS. Die freuen sich riesig für mich. Und sie sagen, dass ich zu Celtic kommen soll.