„Beginne an einem beliebigen Zeitpunkt deines Lebens, durchwandere dein Leben, wie du lustig bist, rede nur über das, was dich im Augenblick interessiert, lass das Thema fallen, sobald dein Interesse zu erlahmen droht; und bring das Gespräch auf die neuere und interessantere Sache, die sich dir inzwischen aufgedrängt hat.“ (Mark Twain)
Das könnte ein Motto der Manafonistas sein, bei denen gewiss keiner Interesse an der Niederschrift seiner Lebensgeschichte hat; umso mehr aber am durchaus sprunghaften, zugleich konzentrierten Erzählen von musikalischen Erlebnissen und Entdeckungen, flüchtigen, aber folgenreichen Erinnerungen, satirischen Seitenhieben etc. Da mehrere an der Arbeit sind, entsteht Stimmenvielfalt; Zufälle kreuzen sich und bilden interessante Muster!
Es passieren ja auch im Restjahr noch die skurrilsten Dinge: Bryan Ferry beschwört die Zwanziger Jahre, das „Jazz Age“ der Fitzgeralds, und er wird knietief in Nostalgie versinken, sogar mit dem „Bogus Man“; reines Party-Album, und gefällige Selbstausbeutung; die Alt-Hippies werden in Teilen immer stockkonservativer, sie hören öfter WDR 4, und warten sehnsüchtig auf die neue Joe Cocker-Platte. Oder die neue, heisse Bardame im „Hotel California“. Manchmal sind verwegene Norweger, die zum Gitarrespielen schon mal in ein eiskaltes Mausoleum gehen, die einzige Rettung. Oder Free Jazz. Oder auch, keine Frage, „Drifting Back“ mit Neil Young. Auch ein Entfesseler! Auch ein Autobiograph. Wie einst Samuel Langhorne Clemens!
Die guten Dinge: die Seitensprünge, der „laterale Drift“, wenn man in eine unerwartete Klang- oder Geschichtenwelt eintaucht. Wer erst mal auf Seite 235 der geheimen Autobiographie von Mark Twain vorgedrungen ist, könnte eine minutenlange Lachattacke erleiden und mit einem ewigen Kiffer verwechselt werden; und, wenngleich nicht mit einem einzigen „Emmy“ gekrönt, ist die fünfte Staffel von „Mad Men“ die vielleicht beste dieser exzellenten Serie über ein wiederum anderes altes Amerika! Zum Glück gibt es auch Zeitreisen in die Gegenwart. Guter Stoff entfesselt. Jeder ist sein eigener Houdini. Gute Nacht.