Nein, die Zeit, da man um seine Platten geradezu kämpfen musste, ist noch nicht vorbei. Waren wir früher auf das Engagement unserer Schallplattenhändler angewiesen, wenn wir außergewöhnliche Plattenwünsche hatten, müssen wir jetzt weltweit fahnden. Im November 2007 wurde zum Beispiel eine Platte von Stéphan Oliva unter dem Titel Ghost of Berhard Hermann veröffentlicht.
Der am 29. Juni 1911 in New York City geborene und am 24. Dezember 1975 in Los Angeles verstorbene Dirigent und Komponist Bernhard Hermann ist ja vor allem durch seine Filmmusik für die Streifen Alfred Hitchcocks bekannt geworden. Begonnen hatte alles mit der musikalischen Leitung für den Hörspielklassiker Krieg der Welten von Orson Welles und mit der Filmmusik zu Martin Scorseses Taxi Driver endete dieses großartige Musikerleben. Auf der Platte von Stéphan Oliva geht es nun vor allem um die Filmmusik Hermanns zu Hitchcock-Filmen. Oliva versucht hier eine Umsetzung auf das Piano und das gelingt ganz hervorragend. Ich hatte von dieser CD nur über eine Radiosendung erfahren und musste diese Musik unbedingt haben. Leider fand ich damals nur eine etwas seltsam anmutende Download-Möglichkeit für diese Musik. Sei´s drum, ich wagte es. Das Ende dieser Geschichte ist schnell erzählt: ich bekam meinen Download, nachdem ich über Visa bezahlt hatte, musste dann aber feststellen, dass noch reichlich mehr Geld über meine Visa-Nummer abgehoben wurde. Meine Visakarte musste gesperrt und eine neue gekauft werden. Alles in allem, meine Version dieser Platte gehört zu richtig teuren CDs. Heute die CD zu kaufen, das ist allerdings immer noch etwas abenteuerlich, heißt es doch bei amazon.de, wenn man Lives Of Bernard Herrmann (so lautet der Titel jetzt; diese CD ist auch nicht ganz identisch mit der 2007-Version Ghost of Bernhard Hermann) in die Suchzeile eingibt erfährt der Käufer folgendes: „CD-R Hinweis: Dieser Titel wird für Sie auf Bestellung hergestellt und versandt“. Auch mal schön! Und wenn Sie einen musikalischen Eindruck von dieser Musik genießen möchten, dann genügt die Eingabe von Stéphan Oliva – Ghosts Of Bernard Hermann (Piano) bei YouTube und schon kann man sich fast zehn Minuten dieser Platte anhören.
Wenn schon von diesem Ausnahmepianisten Oliva die Rede ist, dann sei gleich auch noch auf folgende Scheiben hingewiesen. Zum ersten Mal ist mir Stéphan Oliva mit der Scheibe Jade Visions begegnet. Hier spielt er im klassischen Trio Musik von B.Evans, S. Lafaro, M.Davis und G.Gershwin. Das ganze erschien 1996 bei OWL-Records in Paris.
1999 folgte Tristano, ein Gemeinschaftswerk der Pianisten Stéphan Oliva und Francois Raulin über die Musik von Lennie Tristano. Im September 2009 schlielich erschien Stéréoscope mit Stephan Oliva, Claude Tchamitchian, Jean-Pierre Jullian, wieder ein sehr zu empfehlendes Werk.