Licht ist ein Phänomen in Enos Musik, nicht nur in seinen Klanginstallationen, nicht nur in seiner ruhigen Ambient Music. Auch in etlichen Songs scheint das Licht in einem weiten Raum greifbar zu sein, hören Sie „Julie with…“ aus „Before and After Science“! „Lux“ wirkt wie wandernde Lichtstrahlen, die sich überlagern und immer neue, feine Schneisen im weiten Rund bilden. „Lux“ knüpft an andere seiner grossen, Zeit und Ryhthmus aus den Angeln hebenden Ambient-Arbeiten an a la „Discreet Music“, „Music For Airports“, „Thursday Afternoon“ oder „Neroli“.
Hier nun dienten ihm die lichtoffenen Räume einer grossen Galerie in Turin als Stimulanz. Anfangs, in seinem kleinen Studio in Nottimg Hill, war ihm die Musik zu dunkel geraten, er musste erst in aller Ruhe und vor Ort die Schwimgungen des „Palace of Venaria“ in sich aufnehmen, um das nötige Quantum Licht für seine Musik zu finden. „Lux“ ist herrliche, kitschfreie Musik, die die klassischen Kriterien für Ambient Music erfüllt: sie kann als reiner Hintergrund eine besondere Stimmung erzeugen und erzwingt keine Aufmerksamkeit. Wet sich aber bewusst darauf einlässt (gerne auch im Dunkeln!), wer ein Faible hat für ungewöhnliche Atmosphären, wird reichlich belohnt.
P.S.: Ich höre die Musik gerade in einem alten Fachwerkhaus in Bodelschwingh, während in der Küche des Restaurants meine Martins-Gans vor sich hin brutschelt!) Die Musik beschallt aber auch hochoffiziell (für einen bestimmten Zeitraum) einen Flughafen in Japan. Sie funktioniert in diversen Umgebungen, am besten aber daheim, auf einer guten Soundanlage oder Kopfhörern. Da erkennt man rasch, welche Finessen in dieser handlungsarmen, ryhtmusfreien, vierteiligen Grosskomposition lauern! Zu Enos elektronsichen Sounds gesellen sich, sparsam, subtil bearbeitet, Klänge einer Moog-Gitarre, sowie dezente Spuren einer Violine und einer Viola.