Regisseur und Drehbuchautor Dominik Graf widmete seinem Berufskollegen, dem 1929 geborenen und 2011 verstorbenen Oliver Storz einen sehenswerten Nachruf: ein Filmessay mit dem Titel „Lawinen der Erinnerung“. Storz schrieb die Geschichte des bundesdeutschen Fernsehens mit, unter anderem als Pseudonym mit den Abenteuern der Raumschiffpatrouille Orion. Man hört jemandem wie Storz gerne zu, wenn er hochreflektiert und kritisch von seinen Erlebnisssen erzählt, beispielsweise in der Hitlerjugend. „Der Führer“ wurde in Familie und Freundeskreis verachtet. Storz war zweigeteilt – einerseits begeisterter Pimpf, andererseits mit den mahnenden Worten des Vaters im Ohr … Spät noch fand er auch zur Schriftstellerei. Die Freibadclique heisst ein Buch. Für den Roman Als wir Gangster waren schrieb Dominik Graf das Vorwort – hieraus ein Auszug:
„Früher wurde im westdeutschen Fernsehen spätestens gegen halb zwei Uhr nachts die wehende Bundesflagge mit Nationalhymne gesendet, dann zehn Minuten Testbild, dann Fernsehschnee, Programmschluss. Ende, disconnected for tonight. Genau aus diesem Schnee entstiegen in Tobe Hoopers Poltergeist noch 1982 durch die Bildschirmberührung eines kleinen Mädchens die Mächte des Bösen und bevölkerten das Haus. Der Schnee brachte uns also jede Nacht die Geister des Fernsehens … Den deutschen Programmbossen war es aber nach der Wiedervereinigung unheimlich, den deutschen Zuschauer nachts so lange allein zu lassen, und sie schafften den Schnee ab. Aber die Geister des Fernsehens blieben trotzdem. Oliver Storz hat Fernsehen gemacht in einer Zeit, in der es noch ein Spiel war, ein Experiment. Er ist nun sozusagen ein guter Geist, eine stetige Inspiration. Manchmal sehe ich auf einen dunklen Bildschirm und erinnere mich an den elektronischen Schnee damals … wie in einer Seance.“