Kurz vor Mitternacht, die gesammelte Hitze des Tages kroch immer noch als Spätabendschwüle durch das gekippte Hotelfenster hinein, bekam ich eine Durstattacke, und suchte wie ein Wahnsinniger nach einem Soft Drink, fand ihn in der Kühlbox eines benachbarten Hotels. Am nächsten Tag sollte ich Brian Eno treffen, zu einem exklusiven Interview zu seiner CD „Neroli“. Im Untertitel nannte er sie „Thinking Music“, Teil soundsoviel. Als er Jahre zuvor an „The Shutov Assembly“ arbeitete, entstand ein Titel, der ganz explizit „Thinking Music“ hiess: Brian hatte mir die Kassette geschickt für eine Radiosendung mit unveröffentlichten Aufnahmen, und so lief einmal in den „Klanghorizonten“ dieser Titel, der nun als Referenz dient, für die neue Arbeit, „LUX“: in dem Stück, da vertraue ich jetzt ganz meiner Erinnerung, hörte man ab und zu jemanden, gedankenvoll, pfeifen. Es war kein Pfeifen der forschen Art, wie wir es von Liedern von Andrew Bird kennen, es war ein stilles Pfeifen, wie von einem Menschen, der von der Musik träumt, die gerade, um das Pfeifen herum, zu hören war. Wahrscheinlich träumte er gar von Klängen, die er nur teilweise fantasieren konnte, die noch ganz woandershin führten, und der Mensch, der vermutlich in einem Sessel sass, stand auf, verliess den Raum durch das Fenster und verschwand in einer subtropischen Sommernacht.
2012 26 Sep
London, 1993, allein im Pearl Hotel
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off