Manafonistas

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2012 26 Sep

Die Steely Dan Renaissance

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags:  | Comments off

Den einen gilt sie als belanglos, anderen als vertraut und genial – oder aber als ein alter, abgelegter Hut: Musik von Steely Dan. Unsereinen jedenfalls trieben einst Songs wie „Peg“, „The Fez“ oder „Green Earrings“ in Ekstase und auf die Tanzfläche, im Maschinenhaus etwa, einer Bremer Disko in den Siebzigern. Unvergesslicher Moment auch: unterwegs mit Freunden, frischem Führerschein, Richtung Cote d´Azur. Durch Monaco dann – und im Rekorder läuft The Royal Scam. Meinte Kant so etwas mit Erhabenheit?

Becker und Fagen gerieten alsbald in Vergessenheit und andere Horizonte taten sich auf – Jazz, David Sylvian, südamerikanische Musik. Nach langem Schweigen erschien dann Two Against Nature – mit einer Renaissance von Songs, wie man sie unmerklich vermisst hatte: cool, witzig, funky, selbstironisch und sophisticated. Da waren Zwei zwar gegen die Natur, gehörten aber lange noch nicht zum alten Eisen.

Ein Song auf diesem Album heisst „Shame About Me“. Geschildert wird eine Situation, die auch bei einem Abituriententreffen stattfinden könnte. Ein wohl gescheiterter Schriftsteller („I´m writing on that novel, but i´m just about to quit“) trifft beim Herumflanieren auf eine Jugendfreundin, die längst zum Hollywoodstar avancierte. Nach ausgiebiger Plauderei ist sie es, die auf die Idee kommt, man könne doch mal eben ins Hotel gehen und die alten Zeiten wieder aufleben lassen.

Sie sähe zwar hinreissend aus, er aber fühle sich dem heute nicht mehr gewachsen, so seine Antwort: „Babe you look delicious and you’re standing very close – but like this is Lower Broadway and you’re talking to a ghost.“ Zeilen dieser Art und Güte sind es, die – neben delikatem Gesang, delikaten Gastmusikern (John Herington on guitar oder Chris Potter am Saxofon), ausgetüftelten, jazzigen Arrangements und glasklar abgemischten Sounds – solcher Musik etwas ewig Aktuelles verleihen.

Es sei am Rande erwähnt und ist doch von Bedeutung: ein gewisser Joey Sample, seines Zeichens Gitarrist, konnte nie gut E-Gitarre spielen – mit John Herington etwa nicht im Geringsten mithalten, weil: schlichtweg zu langsam (shame, shame, shame). Als er aber Walter Becker in diesem Song spielen hörte, beeindruckte ihn der verzögerte, funkige Anschlag und er hatte er ein Erweckungserlebnis: So spielen – das ist machbar!

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