Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2012 25 Sep

Der leere Geist

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 1 Comment

 
 

 
 
Besonders schön sind Bücher, die man nie ganz auslesen kann. Weil man immer nur in ihnen stöbert, durch sie stromert, traumwandelnd in ihnen unterwegs ist, ohne Geradling- und Kapitelhörigkeit. Und die einen fortwährend verblüffen, verwirren, auf gute Weise ratlos machen, oder heitere Erkenntnisse produzieren. So ein Buch ist EMPTY MIND von John Cage. Marie Luise Knott und Walter Zimmermann haben, gewiss mit verdammt viel Spass, eine Auswahl von Cages Schriften getroffen, ein Lesebuch der abenteuerlichen Art kompiliert, voller Essays, Sinnsprüche (bei Cage gern auch Sinnlossprüche), Anekdoten, Gedichte und Skizzen.

Eine Kostprobe: – Als ich noch Ecke Monroe-Grandstreet wohnte, kam eines Abends Isamu Noguchi mich besuchen. Es war nichts im Zimmer (keine Mobel, keine Bilder). Der Boden war ganz und gar mit Kokos ausgelegt. Die Fenster hatten weder Gardinen noch Vorhänge. Isamu Noguchi sagte: „Ein alter Schuh würde in diesem Raum schön aussehen.“

This entry was posted on Dienstag, 25. September 2012 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    Querverbindung Cale Cage

    John Cale: Ich war 17, als ich das erste Jahr im College verbrachte. Dafür war ich von der Provinz in Wales in die große Stadt London gezogen. Mein Traum war, die Musik-Avantgarde zu erkunden. Das Buch „Silence“ von John Cage hatte mich enorm beeindruckt, ich wollte danach alles wissen über Künstler wie Stockhausen.

    War das nicht eine seltsame Musik für einen Teenager?

    Die passte perfekt zu einem unbedarften jungen walisischen Protestanten, dem der ganze religiöse Zirkus seiner Heimat ein Rätsel war. Diese Musik war mein Ausweg, denn sie vermittelte mir ein Gefühl von Humor in der Kunst. Vor allem aber zog mich das Subversive dieser Kunst an. Die Botschaft war, dass Regeln dazu da sind, gebrochen zu werden, ideal also für einen Teenager. Ich träumte davon, John Cage zu treffen, deshalb zog es mich nach New York. Ein Stipendium machte die Reise dann möglich.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz