Es gibt Institutionen, die haben ihre reaktionären und in Teilen korrupten Strukturen dermassen zementiert, dass Reformen gewiss nicht von ihren etablierten Alpha-Tieren auf den Weg gebracht werden können. Das gilt für die FIFA um den altersstarrsinnigen Herrn Blatter genauso wie für Herrn Benedikt aus Bayern. Wie verführbar Massen sind, hat man gesehen, als der sogenannte Stellvertreter Gottes auf seiner ersten Deutschlandtour von riesigen Menschenmengen, nicht zuletzt Jungchristen, als Heilsbringer bejubelt wurde. Herr Benedikt aber ist ein Reaktionär vor seinem Herrn und versagt in guter alter Tradition bei den Themen Geburtenkontrolle, sexueller Missbrauch, Zölibat, Opus Dei etc etc etc.
In seinem in Kürze erscheinenden neuen Album, „Cut The World“, rechnet Antony Hegarty (seine magische Kastratenstimme fliegt, schwebt, schleicht über die feinen orchestralen Arrangements seines Kopenhagener Live-Auftritts, der hochinteressante Neubearbeitungen seiner Lieder enthält) in seinem gesprochenen Manifest auch mit dem Papst ab, der allerdings nur eine traurige Fussnote darstellt in Hegartys Utopie von einer Feminisierung von Göttern und Welten. Hegarty erinnert daran, wie der Papst vor Jahren zur fröhlichen Weihnachtszeit öffentlich bekundete, dass die Zukunft der Welt gleichermassen gefährdet werde durch die Legalisierung der Eheschliessung Homosexueller wie durch den Kollaps der Regenwälder. Wäre es nicht so erbärmlich, wäre hier ein kosmischer Lachanfall angezeigt. So aber kann man ohne Anstrengung eine Parallele ziehen zwischen der sakralen und säkularen Welt – und den Blick nach Zürich wenden, wo ein Geistesverwandter von Herrn Benedikt in tumber Selbstherrlichkeit residiert, und womöglich in diesem Augenblick ein Frühstücksei zum Tick-Tack seiner Kuckucksuhr köpft: Sepp Blatter.